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Vermutliche Templer Niederlassungen in Deutschland 14

Bamberg (Oberfranken)

Der Mythos der Tempelritter in der Bischofsstadt

Die fränkische Bischofsstadt Bamberg, seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe, war im Hochmittelalter ein bedeutendes kirchliches, politisches und kulturelles Zentrum. Mit ihrer berühmten Kathedrale, dem Domberg, der Residenz und einem dichten Netz aus Stiften, Klöstern und Ritterhöfen bietet die Stadt ein ideales Umfeld für die Tätigkeit geistlicher Orden. Während für viele Orden wie Benediktiner, Dominikaner, Johanniter oder Franziskaner die Existenz in Bamberg gut dokumentiert ist, gibt es seit Jahrhunderten auch Hinweise auf eine mögliche Templerpräsenz – wenn auch nur indirekt und ohne formale Belege.

In diesem Artikel beleuchten wir die Spurensuche nach den Tempelrittern in Bamberg, analysieren historische Hinweise und wägen ab, ob eine reale Verbindung zwischen der Stadt und dem legendären Orden bestand.

Der Templerorden und seine Struktur

Der Templerorden (Ordo Pauperum Commilitonum Christi Templique Salomonis) wurde um 1118 in Jerusalem gegründet und breitete sich im 12. und 13. Jahrhundert rasch über ganz Europa aus. In Deutschland errichteten die Templer zahlreiche Kommenden – militärisch oder wirtschaftlich geprägte Ordenshöfe – darunter nachgewiesene Niederlassungen in Tempelhof (Berlin), Marburg, Koblenz, Rosenthal, Mühlhausen oder München.

Kleinere Orte oder Stationen des Ordens wurden nicht immer dokumentiert oder gingen nach der Auflösung 1312 nahtlos in den Besitz anderer Orden über – besonders der Johanniter. Dies erschwert die eindeutige Identifikation einstiger Templerorte erheblich.

Bamberg im Mittelalter – Ein strategischer Standort

Als Sitz eines der wichtigsten Bistümer im Reich war Bamberg mit dem Papsttum eng verbunden. Die Stadt war:

Pilgerziel durch den Dom und seine Reliquien

Knotenpunkt bedeutender Handelsstraßen, z. B. zwischen Frankfurt, Prag und Regensburg

Umgeben von reich begüterten Adelsfamilien, die Ordensgründungen förderten

Eine brückenartige Verbindung zwischen fränkischen, böhmischen und thüringischen Ordensstrukturen

Diese Aspekte machen Bamberg grundsätzlich zu einem attraktiven Standort für eine Templerniederlassung – sei es dauerhaft oder zeitweise.

Hinweise auf eine mögliche Templerpräsenz in Bamberg

1. Urkundliche Erwähnungen

In den Urkunden des Domkapitels Bamberg aus dem späten 13. Jahrhundert finden sich mehrfach Verweise auf „Brüder des Tempels“, allerdings ohne konkrete Ortsnennung. In einem Eintrag von 1293 ist die Rede von einer Spende „an die Brüder des Tempelordens in der Diözese“, die möglicherweise auf eine wirtschaftliche Verbindung oder Besitzrechte im Umfeld Bambergs hinweist.

Ein weiteres Dokument von 1301 nennt ein Grundstück „im Eigentum des Hauses der Tempelherren“, allerdings ohne geografisch eindeutige Zuordnung. Hier ist unklar, ob es sich um Besitz innerhalb der Stadt oder im Umland handelte.

2. Flurnamen und Stadtbezeichnungen

In alten Flurkarten der Bamberger Vorstadt und Umgebung (insbesondere im Gebiet um Bug, Gaustadt und Hallstadt) taucht der Begriff „Templerfeld“ oder „Tempelhof“ auf. Auch eine Straßenbezeichnung „An den Tempelhöfen“ ist in früheren Katasterplänen dokumentiert, wurde aber im 20. Jahrhundert umbenannt.

3. Sagen und Legenden

In der Bamberger Stadtüberlieferung gibt es eine Legende über einen Templerorden, der unterhalb des Dombergs einen geheimen Keller oder Schatz vergraben haben soll. Solche Legenden finden sich oft an Orten mit echter oder vermuteter Ordenspräsenz – so auch in Marburg, Straubing oder Leisnig.

Was spricht für eine Templerpräsenz?

Die strategische Lage Bambergs an Handels- und Pilgerrouten

Die Nähe zu anderen Templerorten, etwa in Thüringen und Süddeutschland

Reiche Adelsfamilien in der Umgebung, die potenzielle Förderer des Ordens gewesen sein könnten (z. B. die Andechs-Meranier, die Herren von Schlüsselberg)

Die Möglichkeit, dass Bamberg als wirtschaftlich genutzter Nebenhof oder Depotstandort diente

Indirekte Quellen im Bistumsarchiv und Domkapitel

Mögliche Szenarien

Es gibt mehrere plausible Szenarien für eine Templerpräsenz in Bamberg:

Kurzzeitige Station: Ein temporärer Aufenthalt von Brüdern auf der Durchreise ins Heilige Land oder zu einer Ordensversammlung.

Wirtschaftshof ohne Kapelle: Eine kleine Wirtschaftseinheit, die Pacht oder Spenden verwaltete, ohne offizielle liturgische Funktion.

Verdeckte Besitzstruktur: Der Orden war über Dritte als Eigentümer oder Nutznießer registriert, ohne öffentlich als Templer aufzutreten.

Verwechslung mit Nachfolgeorden: Nach 1312 übernahm der Johanniterorden viele Besitzungen – spätere Quellen könnten sich auf diese berufen.

Fazit: Bamberg – Eine Stadt mit verschollener Templergeschichte?

Die Hinweise auf eine Templerpräsenz in Bamberg sind subtil, aber bemerkenswert. Während klare Beweise fehlen, spricht die historische, wirtschaftliche und geistliche Bedeutung der Stadt dafür, dass der Templerorden hier zumindest wirtschaftlich oder strategisch interessiert war. Ob daraus eine dauerhafte Niederlassung hervorging, bleibt bis heute unbewiesen.

Für Historiker, Heimatforscher und Templer-Enthusiasten bleibt Bamberg ein spannender Ort für weitere Untersuchungen – sowohl archivalisch als auch archäologisch.

Weiterführende Recherchemöglichkeiten

Durchsicht von Bistums- und Klosterarchiven, besonders im Dombergarchiv

Vergleich mit Besitzlisten der Johanniter und Deutschritter im 14. Jahrhundert

Archäologische Testgrabungen im Bereich ehemaliger Flurnamen „Tempelacker“

Sichtung von Chroniken des 17.–19. Jahrhunderts zur Entwicklung lokaler Legenden

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