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Die Anfänge des Templerordens

Während die frühen Christen bis zur Konversion Kaiser Konstantins und der schließlich darauf folgenden Erklärung des Christentums zur (alleinigen) Staatsreligion des Römischen Reiches pazifistisch eingestellt waren und das das Tragen von Waffen ablehnten, änderte sich dies eben mit dem Entstehen des christlichen Imperiums. Nunmehr galt es für die Christen, ihre christliche Kultur und ihr christliches Reich unter dem von Gott eingesetzten Kaiser gegen die ungläubigen oder häretischen Barbaren zu verteidigen – der Keim der Idee des miles Christi. Anfang des 5. Jahrhunderts formulierte Kirchenvater Augustinus seine Idee des Gerechten Krieges: er musste von einer legitimen Macht befohlen sein und der Wiederherstellung der gerechten Ordnung und des Friedens dienen, und seine Teilnehmer durften nicht aus Motiven der Gewinnsucht oder des Hasses handeln. Im Zuge der Gottesfriedensbewegung setzte eine Sakralisierung des gerechten Krieges ein (Waffenweihe, Segnung der Kämpfer), die im Heiligen Krieg des Ersten Kreuzzuges mündete: den Kämpfern wurden nunmehr spirituelle Segnungen für die Teilnahme versprochen; die Gefallenen galten als Märtyrer.

Die Anfänge des Templerordens liegen in der Gottesfriedensbewegung; die genauen Umstände werden von den Chronisten jedoch unterschiedlich wiedergegeben. Wilhelm von Tyrus, der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts schrieb, berichtet, daß im Jahre 1118 sich einige Ritter zusammenfanden und in die Hände des Patriarchen von Jerusalem die Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams und der Armut ablegten — wie es auch Regularchanoniker taten. Unter ihnen sollen sich Hugues de Payens und Geoffroi de Saint-Omer befunden haben. König Baudoin II. von Jerusalem habe ihnen einen Teil seines Palais‘ überlassen, welches sich nahe dem „Tempel Salomos“ befand. Der Patriarch habe der neuen Gemeinschaft ihre Zielsetzung gegeben: Verteidigung der Pilger und Bewachung der Wege und Heiligen Stätten. In seiner Vorliebe für heilige Zahlen fügte Wilhelm von Tyrus hinzu, sie seien während neun Jahren lediglich neun Mitglieder geblieben — doch das scheint unwahrscheinlich. Möglicherweise verbreiteten aber die Templer selbst diese Zahlenmystik, denn 1311 während des Prozesses sagt der Notar Antonius Sicci vor der päpstlichen Kommission gegen den Orden aus, er habe während seiner Zeit im Dienst der Templer von jenen selbst die Gründungsgeschichte gehört, wonach 9 Jahre lang die ersten beiden Brüder allein geblieben seien und sich ihnen dann 9 weitere hinzu gesellt hätten – eine etwas andere Version als die Wilhelms von Tyrus also, aber wieder die Zahl neun!

Der Chronist Simon aus der Abtei St. Bertin von Stadt Saint-Omer, schrieb um 1136 in seinen ‚Annalen‘, daß die Gründer des Ordens auf den Rat der Fürsten des Kreuzfahrerheeres sich ‚Gottes Tempel‘ und einer monastischen Lebensform und der Verteidigung der Heiligen Stätten verschrieben hätten. Die Chronique d’Ernoul, redigiert Ende des 12. Jahrhunderts, erzählt, wie jene, die man später ‚Templer‘ nennen sollte, bereits seit der Eroberung Jerusalems 1099 Gefährten gesucht und bereits eine große Zahl gefunden hätten. Zunächst hätten diese Männer sich dem Prior der Heilig-Grab-Kanoniker unterstellt , und somit eine Art Bruderschaft gebildet, wie sie auch in Europa an vielen Kirchen und Klöstern durchaus üblich war. Später hätten sie jedoch den Rat des Königs von Jerusalem gesucht, als sie sich entschieden, ‚zur Hilfe für das Land‘ doch die Waffen zu ergreifen und einen Meister zu wählen. Nach einer Beratung mit den geistlichen und weltlichen Fürsten seines Reiches habe König Balduin II. der kleinen Gemeinschaft dann ‚Landbesitz und Burgen‘ gegeben und überdies erreicht, daß die Brüder von ihrer Unterstellung unter die Heilig-Grab-Kanoniker befreit wurden. Die Chronique d’Ernoul erwähnt weder Hugues de Payens noch einen anderen der von Wilhelm von Tyrus genannten Ordensgründer. Im Gegensatz dazu berichtet die Chronik von Michael dem Syrer, ebenfalls Ende des 12. Jahrhunderts abgefasst, wie Hugues de Payens mit dreissig Gefährten nach Jerusalem gekommen sei, um dem König drei Jahre lang als Ritter zu dienen und sodann Mönch zu werden. Auf Bitten des Königs seien sie aber anschließend doch im Militärdienst verblieben, um die Pilger und Heiligen Stätten weiterhin zu schützen, und der König habe ihnen das „Haus des Salomo“ als Wohnstätte gegeben. Der Engländer Walter Map schließlich, der seinen Bericht in den 80er oder 90er Jahren des 12. Jahrhunderts verfasst, meint, daß Hugues de Payens aus Burgund sich zunächst allein dem Schutz der Pilger an einer gefährlich gelegenen Pferdetränke gewidmet habe. Als die sarazenischen Überfälle an jenem Ort immer zahlreicher geworden seien, habe er sich Gefährten gesucht, die ihn bei der Aufgabe unterstützen sollten. Von den Kanonikern des Tempels hätten er und seine Gefährten eine Wohnstatt erhalten.

Man kann annehmen, daß die Wurzeln des Templerordens in einer Bruderschaft liegen, die den Kanonikern des Heiligen Grabes angegliedert war. Bruderschaften dieser Art waren in der Geschichte der Kirche nichts unbedingt neues. Sie standen in der Tradition der öffentlichen Buße, und ihre Mitglieder drückten durch ihr äußeres Erscheinungsbild aus, daß sie ‚in der Welt‘ Buße taten, ohne durch eine Kirchenstrafe dazu verpflichtet worden zu sein. Dieser Bruderschaft von ‚Kanonikalkonversen‘ am Heiligen Grab schlossen sich Hugues de Payens und Geoffroi de Saint Omer um 1118 an. Zumindest diese beiden Männer beschlossen, sich dem Dienst an den Pilgern zu widmen. Möglicherweise 1120 während des Konzils von Nablus wurde die kleine Gemeinschaft von ihren Verpflichtungen gegenüber dem Prior des Heiligen Grabes befreit, und — wie Wilhelm von Tyrus berichtet — leisteten die Männer ihre Gelübde vor dem Patriarchen von Jerusalem. Damit waren sie dessen Gerichtsbarkeit unterstellt. Die Ritter erhielten Schenkungen vom König und dem Patriarchen und bezogen einen Teil des alten Königspalastes, der den Namen ‚Salomos Tempel‘ trug und zu dem die Kirche ‚Heilige Maria vom Tempel‘ — heute die Al Aksa-Moschee — gehörte.Doch in der jungen Gemeinschaft gab es Probleme mit einer zugleich monastischen und kriegerischen Berufung, denn der Krieg, auch wenn er gegen die Feinde Christi erlaubt und verdienstvoll war, blieb für Ordensleute dennoch untersagt. König Baudoin II. regte Hugues de Payens an, sich mit Bernhard von Clairvaux in Verbindung zu setzen. Vielleicht hatte sogar der König selbst an Bernhard geschrieben und sich für die Templer eingesetzt. Auf jeden Fall reiste Hugues de Payens in Begleitung einiger Gefährten in den Westen. Er und der Abt von Clairvaux trafen sich einige Male. Vielleicht 1128 antwortete Bernhard in seinem Werk De laude novae militiae auf die drängenden Fragen der neuen Ordensgemeinschaft. 1128 wandte sich Hugues de Payens an den Papst, um die offizielle Bestätigung seiner Gemeinschaft zu erlangen. Die Angelegenheit wurde dem französischen Kardinal Matthäus von Albano übertragen, päpstlicher Legat in Frankreich und Vorsitzender eines geplanten Provinzialkonzils. Im Januar 1129 versammelte sich diese Synode in Troyes in der Champagne. Bernhard von Clairvaux befand sich unter den Konzilsvätern. Mit der Approbation ihrer vorgelegten Regel durch den Kardinal und das Konzil wurden die Templer ein anerkannter Orden.

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