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Wie hat Jesus sich gesehen?

Zu Weihnachten feiern Christen auf der ganzen Welt die Geburt Jesu Christi und damit die Menschwerdung Gottes. Im Neuen Testament wird Jesus als Messias, Christus und Sohn Gottes bezeichnet. Diese Begriffe sind heute für Christen von großer Bedeutung, aber wie wurden sie vor 2000 Jahren verstanden? Und wie hat der historische Jesus sich selbst gesehen?

Die Frage nach dem Selbstverständnis Jesu ist ein faszinierendes und komplexes Thema, das sowohl theologische als auch historische Aspekte berührt. Die Christologie, die Lehre von Jesus Christus als Sohn Gottes, hat sich über einen Zeitraum von rund 400 Jahren entwickelt und wurde von verschiedenen theologischen Strömungen geprägt. Doch um das Selbstverständnis Jesu zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Botschaft und das Umfeld werfen, in dem er lebte.

Der historische Jesus lebte im ersten Jahrhundert in einer jüdischen Umgebung. Er predigte im Kontext des jüdischen Glaubens und der jüdischen Tradition. In seinen Lehren betonte er die Liebe zu Gott und den Nächsten, die Umkehr von Sünden und die kommende Herrschaft Gottes. Jesus wurde von seinen Anhängern als Rabbi und Prophet angesehen, der eine besondere Verbindung zu Gott hatte. Doch während er eine enge Beziehung zu Gott betonte, bleibt die Frage offen, wie er sich selbst in Bezug auf seine Göttlichkeit verstand.

Die Selbstwahrnehmung Jesu wird in den Evangelien des Neuen Testaments skizziert, aber sie ist nicht immer eindeutig. In einigen Passagen spricht er von Gott als seinem Vater und von sich selbst als dem Sohn Gottes. Dies wird oft als Hinweis auf seine göttliche Natur interpretiert. Doch gleichzeitig betonte er seine Abhängigkeit von Gott und sein Gebet an Gott, was auf seine menschliche Seite hinweist.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Christologie, wie sie heute verstanden wird, erst in den späteren Jahrhunderten entwickelt wurde. Die ersten Christen, darunter die Apostel, hatten unterschiedliche Vorstellungen von der Göttlichkeit Jesu, und diese Ansichten wurden im Laufe der Zeit ausgearbeitet und festgelegt. Der Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. spielte eine entscheidende Rolle bei der Festlegung der Lehre von der Trinität und der Göttlichkeit Jesu Christi.

Die Rückbesinnung auf den historischen Jesus kann dazu beitragen, das Gespräch mit dem Judentum zu erleichtern, da sie verdeutlicht, dass Jesus in seiner Zeit als jüdischer Lehrer und Prophet angesehen wurde und seine Lehren im Kontext des Judentums standen. Dieses Verständnis kann dazu beitragen, die historische und theologische Basis für den Dialog zwischen Christen und Juden zu schaffen und eine Brücke zwischen den beiden Religionen zu schlagen.

Zu Weihnachten feiern Christen die Geburt eines Kindes, das nach ihrem Glauben der Messias, der Christus und der Sohn Gottes ist. Die genaue Art und Weise, wie Jesus sich selbst gesehen hat, mag ein Rätsel bleiben, aber seine Botschaft von Liebe, Frieden und Hoffnung hat die Welt für immer verändert und bleibt eine Quelle der Inspiration und des Glaubens.

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