7. Oktober – Gedenktag und Prüfung des Gewissens
Eine templarische Betrachtung über die Grundhindernisse von Frieden zwischen Juden und Palästinensern – und über das tiefere Spannungsfeld der abrahamischen Religionen.
Heute gedenken wir der Zivilisten, die am 7. Oktober von Hamas-Terroristen angegriffen, entführt und ermordet wurden. Wir fügen dem nicht „den klügsten Kommentar“ hinzu. Als geistliche Ritter fragen wir stattdessen: Warum gelingt Frieden zwischen Juden und Palästinensern nicht? Und: Welches grundsätzliche Problem entzündet immer wieder Reibung zwischen Juden, Christen und Muslimen?
Drei Ebenen des Konflikts (die sich gegenseitig aufschaukeln)
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Land & Souveränität – Grenzen, Jerusalem, Siedlungen, Blockade, Rückkehr- und Eigentumsfragen.
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Sicherheit & Würde – für jüdische Israelis primär: Schutz nach Shoah-Trauma und anhaltender Bedrohung; für Palästinenser primär: Freiheit von Besatzung, Bewegungsfreiheit, politische und wirtschaftliche Selbstbestimmung.
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Narrativ & Identität – zwei tief wahrgenommene Geschichten: Exodus–Heimkehr vs. Nakba–Verlust. Jede Seite sucht Anerkennung ihrer Wahrheit.
Solange eine Seite Sicherheit nur zulasten der Freiheit der anderen erlebt – und umgekehrt –, bleibt der Konflikt eine Nullsummenfalle.
Sieben strukturelle Blockaden des Friedens
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Unvereinbar erzählte Vergangenheit: Shoah, Nakba, Kriege, Terror und Gegengewalt – jede Erinnerung fordert exklusive Deutungshoheit.
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Extremisten und „Spoiler“: Hamas, Dschihad, Milizen – aber auch jüdischer oder christlicher Extremismus – sabotieren jeden Ausgleich mit gezielter Gewalt gegen Zivilisten.
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Politische Fragmentierung: Spaltungen in beiden Lagern (Fatah/Hamas; fragile Koalitionen in Israel) erzeugen kurzfristige Kalküle statt langfristiger Lösungen.
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Fakten am Boden: Siedlungsausbau, Enteignungen, Checkpoints, Raketen – jede Maßnahme bestätigt der Gegenseite den schlimmsten Verdacht.
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Rechts- und Menschenrechtsfragen: Kollektivstrafen, Geiselnahmen, willkürliche Gewalt – Verletzungen des humanitären Völkerrechts nähren Rachelogiken.
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Ökonomische Abhängigkeit: Enge, Arbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven – das ist Brennstoff für Radikalisierung.
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Dehumanisierung: Sprache, Schulbücher, Medien und soziale Netzwerke verwandeln den Anderen in eine Karikatur; Versöhnung wird so moralisch „verboten“.
Das grundsätzliche Problem zwischen Juden, Christen und Muslimen
Nicht „der Andere“ ist das Problem – Absolutheitsanspruch + Heilige Orte + Macht sind es in Kombination.
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Exklusive Heilsansprüche: Erwählung (Judentum), Christus als einziger Weg (Christentum), Muhammad als Siegel der Propheten (Islam). Diese Überzeugungen können – missbraucht – in Triumphalismus kippen.
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Unteilbare Symbole: Jerusalem/Tempelberg–Haram al-Sharif, Grabeskirche, Westmauer, Al-Aqsa – Orte, die im Symbolischen „nicht teilbar“ scheinen.
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Eschatologische Erwartungen: Messiaserwartung, Wiederkunft Christi, islamische Endzeitbilder – wenn sie politisiert werden, verhärten sie Positionen.
Aber: Alle drei Traditionen teilen den ethischen Monotheismus: Gottesebenbildlichkeit des Menschen, Schutz des Lebens (pikuach nefesch / „wer eine Seele rettet…“), Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Almosen, Gastfreundschaft und die „Goldene Regel“. Dieses gemeinsame Ethos ist der Schlüssel aus der Falle.
Ein templarischer Kompass für einen realistischen Frieden
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Heilige Grenze: Unbedingte Trennung von Zivilisten und Kombattanten. Terror, Geiselnahmen, Raketen auf Städte – ebenso wie Kollektivstrafen – müssen enden.
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Doppelte Anerkennung: Israels Recht auf sichere Existenz und das legitime palästinensische Recht auf Staatlichkeit, Bewegungsfreiheit und politische Würde.
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Stop der Eskalatoren: Ende von Siedlungs- und Enteignungspolitik; Ende bewaffneter Angriffe auf Zivilisten; Abrüstung illegaler Milizen.
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Geiseln & Gefangene: Geordnete Vereinbarungen zur Freilassung/Überstellung unter internationaler Begleitung.
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Jerusalem–Modus: Sonderstatus für die Stadt; klare Garantien für alle heiligen Stätten nach bewährtem Status-quo-Prinzip.
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Bildung & Sprache: Lehrpläne, Medienkodex und Austauschprogramme, die zwei Narrative lehren, ohne eines zu vernichten.
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Ökonomie & Korridore: Planbare Übergänge, Handels- und Arbeitskorridore, Wasser-/Energieprojekte – Würde braucht Alltag.
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Garantien von außen: Multinationale Sicherheits- und Beobachtungsmechanismen, die beide Seiten schützen und verifizieren.
Haltung eines Tempelritters
Unsere Devise lautet: feste Mitte, weite Ränder.
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Feste Mitte: unbedingte Treue zur Heiligkeit des Lebens, zum Recht, zur Wahrheit.
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Weite Ränder: radikale Höflichkeit, Zuhören, Schutz der Minderheit – auch wenn sie „der Gegner“ ist.
Gebet eines Ritters
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs,
lehre uns Demut ohne Feigheit und Mut ohne Hass.
Heile das Gedächtnis der Völker;
öffne Wege, wo Mauern stehen.
Segne Juden, Christen und Muslime –
daß sie in Gerechtigkeit wohnen und in Sicherheit ruhen.
Non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam.
