✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

7. Oktober – Gedenktag und Prüfung des Gewissens

Eine templarische Betrachtung über die Grundhindernisse von Frieden zwischen Juden und Palästinensern – und über das tiefere Spannungsfeld der abrahamischen Religionen.

Heute gedenken wir der Zivilisten, die am 7. Oktober von Hamas-Terroristen angegriffen, entführt und ermordet wurden. Wir fügen dem nicht „den klügsten Kommentar“ hinzu. Als geistliche Ritter fragen wir stattdessen: Warum gelingt Frieden zwischen Juden und Palästinensern nicht? Und: Welches grundsätzliche Problem entzündet immer wieder Reibung zwischen Juden, Christen und Muslimen?

Drei Ebenen des Konflikts (die sich gegenseitig aufschaukeln)

  1. Land & Souveränität – Grenzen, Jerusalem, Siedlungen, Blockade, Rückkehr- und Eigentumsfragen.

  2. Sicherheit & Würde – für jüdische Israelis primär: Schutz nach Shoah-Trauma und anhaltender Bedrohung; für Palästinenser primär: Freiheit von Besatzung, Bewegungsfreiheit, politische und wirtschaftliche Selbstbestimmung.

  3. Narrativ & Identität – zwei tief wahrgenommene Geschichten: Exodus–Heimkehr vs. Nakba–Verlust. Jede Seite sucht Anerkennung ihrer Wahrheit.

Solange eine Seite Sicherheit nur zulasten der Freiheit der anderen erlebt – und umgekehrt –, bleibt der Konflikt eine Nullsummenfalle.

Sieben strukturelle Blockaden des Friedens

  1. Unvereinbar erzählte Vergangenheit: Shoah, Nakba, Kriege, Terror und Gegengewalt – jede Erinnerung fordert exklusive Deutungshoheit.

  2. Extremisten und „Spoiler“: Hamas, Dschihad, Milizen – aber auch jüdischer oder christlicher Extremismus – sabotieren jeden Ausgleich mit gezielter Gewalt gegen Zivilisten.

  3. Politische Fragmentierung: Spaltungen in beiden Lagern (Fatah/Hamas; fragile Koalitionen in Israel) erzeugen kurzfristige Kalküle statt langfristiger Lösungen.

  4. Fakten am Boden: Siedlungsausbau, Enteignungen, Checkpoints, Raketen – jede Maßnahme bestätigt der Gegenseite den schlimmsten Verdacht.

  5. Rechts- und Menschenrechtsfragen: Kollektivstrafen, Geiselnahmen, willkürliche Gewalt – Verletzungen des humanitären Völkerrechts nähren Rachelogiken.

  6. Ökonomische Abhängigkeit: Enge, Arbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven – das ist Brennstoff für Radikalisierung.

  7. Dehumanisierung: Sprache, Schulbücher, Medien und soziale Netzwerke verwandeln den Anderen in eine Karikatur; Versöhnung wird so moralisch „verboten“.

Das grundsätzliche Problem zwischen Juden, Christen und Muslimen

Nicht „der Andere“ ist das Problem – Absolutheitsanspruch + Heilige Orte + Macht sind es in Kombination.

  • Exklusive Heilsansprüche: Erwählung (Judentum), Christus als einziger Weg (Christentum), Muhammad als Siegel der Propheten (Islam). Diese Überzeugungen können – missbraucht – in Triumphalismus kippen.

  • Unteilbare Symbole: Jerusalem/Tempelberg–Haram al-Sharif, Grabeskirche, Westmauer, Al-Aqsa – Orte, die im Symbolischen „nicht teilbar“ scheinen.

  • Eschatologische Erwartungen: Messiaserwartung, Wiederkunft Christi, islamische Endzeitbilder – wenn sie politisiert werden, verhärten sie Positionen.

Aber: Alle drei Traditionen teilen den ethischen Monotheismus: Gottesebenbildlichkeit des Menschen, Schutz des Lebens (pikuach nefesch / „wer eine Seele rettet…“), Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Almosen, Gastfreundschaft und die „Goldene Regel“. Dieses gemeinsame Ethos ist der Schlüssel aus der Falle.

Ein templarischer Kompass für einen realistischen Frieden

  1. Heilige Grenze: Unbedingte Trennung von Zivilisten und Kombattanten. Terror, Geiselnahmen, Raketen auf Städte – ebenso wie Kollektivstrafen – müssen enden.

  2. Doppelte Anerkennung: Israels Recht auf sichere Existenz und das legitime palästinensische Recht auf Staatlichkeit, Bewegungsfreiheit und politische Würde.

  3. Stop der Eskalatoren: Ende von Siedlungs- und Enteignungspolitik; Ende bewaffneter Angriffe auf Zivilisten; Abrüstung illegaler Milizen.

  4. Geiseln & Gefangene: Geordnete Vereinbarungen zur Freilassung/Überstellung unter internationaler Begleitung.

  5. Jerusalem–Modus: Sonderstatus für die Stadt; klare Garantien für alle heiligen Stätten nach bewährtem Status-quo-Prinzip.

  6. Bildung & Sprache: Lehrpläne, Medienkodex und Austauschprogramme, die zwei Narrative lehren, ohne eines zu vernichten.

  7. Ökonomie & Korridore: Planbare Übergänge, Handels- und Arbeitskorridore, Wasser-/Energieprojekte – Würde braucht Alltag.

  8. Garantien von außen: Multinationale Sicherheits- und Beobachtungsmechanismen, die beide Seiten schützen und verifizieren.

Haltung eines Tempelritters

Unsere Devise lautet: feste Mitte, weite Ränder.

  • Feste Mitte: unbedingte Treue zur Heiligkeit des Lebens, zum Recht, zur Wahrheit.

  • Weite Ränder: radikale Höflichkeit, Zuhören, Schutz der Minderheit – auch wenn sie „der Gegner“ ist.

Gebet eines Ritters
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs,
lehre uns Demut ohne Feigheit und Mut ohne Hass.
Heile das Gedächtnis der Völker;
öffne Wege, wo Mauern stehen.
Segne Juden, Christen und Muslime –
daß sie in Gerechtigkeit wohnen und in Sicherheit ruhen.
Non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam.

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