TÜV in Deutschland – Automechanikerprüfung in Österreich
Ein Vergleich
In Deutschland erfolgt die jährliche Überprüfung der Autos – landläufig als „TÜV“ bezeichnet – durch unabhängige Prüforganisationen wie TÜV Süd, TÜV Nord oder TÜV Rheinland. Der große Vorteil liegt darin, dass der Prüfer kein eigenes wirtschaftliches Interesse an Reparaturen hat. Seine Aufgabe ist es allein, die Verkehrssicherheit zu kontrollieren und festzustellen, ob ein Fahrzeug den gesetzlichen Vorgaben entspricht.
Der TÜV ist dabei eine private, unabhängige Institution, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert hat, als Vereine gegründet wurden, um die Sicherheit von Dampfkesseln zu gewährleisten. Aus diesen Anfängen entstanden international tätige Prüfgesellschaften, die heute in vielen technischen Bereichen Prüfungen, Zertifizierungen und Gutachten anbieten.
Die Situation in Österreich
In Österreich ist es anders geregelt. Dort wird die sogenannte „Pickerl-Überprüfung“ nicht von einer unabhängigen Prüforganisation durchgeführt, sondern überwiegend von Automechanikern selbst.
Das bedeutet: Der Prüfer ist gleichzeitig Werkstattbetreiber, der direkt an Reparaturen verdient. Und genau hier liegt das Problem. Denn je nach Auftragslage, Auslastung oder schlicht wirtschaftlichem Interesse können die festgestellten „Mängel“ sehr unterschiedlich ausfallen.
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Der eine Mechaniker findet eine lange Liste angeblich notwendiger Reparaturen.
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Der zweite Mechaniker entdeckt ganz andere Mängel, die der erste gar nicht erwähnt hat.
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Und der ÖAMTC wiederum kommt zu einem völlig anderen Ergebnis.
Ich habe diese Unterschiede selbst getestet: Der erste Mechaniker schrieb eine umfassende Liste von Reparaturen, stellte aber am Ende fest, dass er die benötigten Teile gar nicht beschaffen könne. Ein anderer Mechaniker sah das Fahrzeug völlig anders – seine „schweren Mängel“ hatten nichts mit der ersten Diagnose zu tun. Beim ÖAMTC wiederum wurden wieder ganz andere Punkte bemängelt.
Das Ergebnis ist eine gewisse Willkür: Was für den einen Werkstattprüfer ein schwerer Mangel ist, spielt für den nächsten kaum eine Rolle.
Fördert das wirklich die Sicherheit?
Die entscheidende Frage lautet: Geht es bei dieser jährlichen Überprüfung wirklich um mehr Verkehrssicherheit?
Oder handelt es sich vor allem um eine Förderung der Bürokratie und eine zusätzliche Einnahmequelle für Automechaniker?
In Deutschland kann man zumindest davon ausgehen, dass die Unabhängigkeit der Prüforganisationen dafür sorgt, dass Reparaturen und Mängel nicht aus wirtschaftlichem Eigeninteresse festgestellt werden. In Österreich dagegen bleibt der Verdacht, dass die „Pickerl-Überprüfung“ nicht immer objektiv und einheitlich erfolgt.
Ob dadurch tatsächlich weniger Unfälle verhindert werden, bleibt eine offene Frage. Vielleicht wäre auch hier ein System nach deutschem Vorbild sinnvoll – zum Wohl der Verkehrssicherheit und zum Schutz der Autofahrer vor überzogenen oder widersprüchlichen Werkstattdiagnosen.
