Das war unser Ordenshochsitz
Eine Historie von Pracht und Wandel
Die Villa Xaipe, ein Gebäude aus dem späten 18. Jahrhundert, liegt an der Grünbergstraße in Wien, neben dem Meidlinger Tor des Schlossparks Schönbrunn. Ihr Name, der an der Vorderfront prangt, stammt aus dem Griechischen und bedeutet “Sei gegrüßt”. Doch hinter dieser prächtigen Fassade verbirgt sich eine Geschichte voller Wandel und historischer Bedeutung.
Im 18. Jahrhundert ließen sich adlige Familien in der Nähe der kaiserlichen Sommerresidenz Schönbrunn im aufstrebenden Vorort Meidling nieder. Einer dieser Familien gehörte die Villa Xaipe, die Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Schlossparks entstand. Der genaue Architekt ist heute nicht mehr bekannt, doch es wird angenommen, dass der französische Architekt Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey möglicherweise daran beteiligt war.
Der erste bekannte Besitzer der Villa war 1793 Raimund Wetzlar, Freiherr von Plankenstern, ein Mitglied einer angesehenen Familie, die vom Judentum zum Katholizismus übertrat. Unter seinem Dach fand im Jahre 1800 ein bemerkenswerter musikalischer Wettstreit zwischen Ludwig van Beethoven und dem Pianisten Joseph Wölfl statt.
Im Laufe der Jahre wechselten die Besitzer der Villa, darunter auch der Großhändler Ignaz Mayer von Alssó-Ruszbach, der das Haus zu einem Treffpunkt für Künstler und Gelehrte machte, insbesondere während des Revolutionsjahres 1848.
1861 ging die Villa in den Besitz von Raimund Wolfgang Reichsritter von Manner über, dessen Frau Laura Weigl die Tochter des Pächters von “Weigls Dreherpark” war, einem berühmten Vergnügungsetablissement in der Nähe.
Später wurde die Villa zu einem beliebten Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle, als das Ehepaar Julius und Maria Bokor das Café Schlössl eröffnete. Das Café wurde ein wichtiger Ort für den kulturellen Austausch, besucht von Persönlichkeiten wie Richard Strauss, Arthur Schnitzler und Max Reinhardt.
Die Villa und das Café wurden jedoch nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich geschlossen, da Julius Bokor jüdischer Abstammung war. In den Jahren des Krieges und danach wurde das Gebäude schwer beschädigt und die prächtige Innenausstattung ging verloren.
Nach dem Krieg wechselte die Villa mehrmals den Besitzer, bis sie 1951 von Ludmilla und Boris Zenoff-Stoynoff erworben wurde. Das Gebäude wurde 2007/08 renoviert und saniert.
Im Juni 2011 erwarb die Volksrepublik China die Villa und das Nachbargrundstück. Die Villa wird heute als Residenz des chinesischen Botschafters genutzt.
Die Geschichte der Villa Xaipe ist ein faszinierendes Kapitel der Wiener Geschichte, das die kulturelle Vielfalt und den Wandel der Stadt widerspiegelt. Von einem adligen Wohnsitz zu einem kulturellen Treffpunkt und schließlich zur Residenz eines Botschafters – die Villa Xaipe hat viele Transformationen erlebt und bleibt ein bedeutendes Wahrzeichen in Wien.