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Die Templerkomturei Belleville

Geschichte, Besitzungen und architektonisches Erbe

Einleitung

Die Templerkomturei Belleville, gelegen in der heutigen Gemeinde Prunay-Belleville in der Champagne, war eine bedeutende ländliche Niederlassung des Templerordens in Frankreich. Die Geschichte dieses Ortes erzählt von kirchlichen Übertragungen, wirtschaftlichem Wachstum und einem architektonischen Erbe, das bis heute sichtbar ist. Obwohl Belleville später der Komturei von Coulours angegliedert wurde, bleibt die einstige Templerpräsenz durch die erhaltene Kirche der Heiligen Maria Magdalena ein bedeutendes Zeugnis dieser Epoche.


Gründung und frühe Geschichte

Erste Erwähnung der Templer in Belleville

Die Templer sind in Belleville seit dem Jahr 1209 urkundlich bezeugt. In diesem Jahr erwarben sie:

  • Die örtliche Kirche
  • Die Herrschaftsrechte

Die Übertragung erfolgte durch die Heilig-Grab-Kanoniker, eine weitere religiöse Gemeinschaft, die im Mittelalter in der Region aktiv war.

Schenkungen und Wachstum der Komturei

Im Jahr 1226 erhielt die Niederlassung einen weiteren bedeutenden Landzuwachs durch:

  • Garnier de Trainel, der den Templern seinen Anteil an den Herrschaftsrechten und weiteren Ländereien in Belleville übertrug.

Diese Schenkung stärkte die wirtschaftliche Basis der Komturei erheblich und trug zur Stabilität und Expansion bei.


Organisation und Zugehörigkeit

Im Laufe der Zeit wurde die Komturei Belleville in die größere und bedeutendere Komturei von Coulours eingegliedert. Dieses Vorgehen war typisch für kleinere ländliche Niederlassungen, die oft als Außenstellen größerer Kommenden dienten.

Die Integration in Coulours bedeutete, dass Belleville zwar eine gewisse Eigenständigkeit in der lokalen Verwaltung behielt, strategische Entscheidungen jedoch von Coulours aus getroffen wurden.


Wirtschaftliche Bedeutung

Landwirtschaft und Wirtschaft

Wie viele andere ländliche Komtureien konzentrierte sich Belleville auf:

  • Ackerbau
  • Viehzucht
  • Verwaltung von Ländereien und Einkünften

Die Besitzungen umfassten Felder, Weiden und möglicherweise auch kleinere Mühlen oder Weinberge, die zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit beitrugen.

Feudale Rechte und Einkünfte

Durch die Schenkung von Garnier de Trainel sicherten sich die Templer auch feudale Rechte in der Region, die ihnen nicht nur Einkünfte, sondern auch Einfluss in der lokalen Bevölkerung verschafften.


Architektonisches Erbe

Die Kirche der Heiligen Maria Magdalena

Das wichtigste Überbleibsel der Templerzeit in Belleville ist die Kirche der Heiligen Maria Magdalena. Ursprünglich als Kapelle der Templerkomturei erbaut, ist sie heute ein wichtiges historisches Denkmal der Region.

Architektonische Merkmale:

  • Romanischer Baustil mit gotischen Erweiterungen
  • Schlichte und funktionale Gestaltung, typisch für Templerkapellen
  • Symbolische Elemente, die auf die geistliche Mission des Ordens hinweisen

Die Kirche diente nicht nur den Ordensbrüdern als Gebetsort, sondern auch der umliegenden Bevölkerung für Gottesdienste und religiöse Feiern.


Die Rolle der Komturei im Templerorden

Die Niederlassung in Belleville war Teil eines größeren Netzwerks von ländlichen Templerkomtureien in der Champagne, die:

  1. Landwirtschaftliche Produktion sicherstellten: Versorgung von Ordensbrüdern und Pilgern.
  2. Wirtschaftliche Stabilität garantierten: Durch Pachteinnahmen und Abgaben.
  3. Spirituelle Zentren bildeten: Die Kapelle war nicht nur ein Ort der Andacht, sondern auch der Seelsorge.

Die Eingliederung in die Komturei Coulours verdeutlicht, dass Belleville zwar von lokaler Bedeutung war, jedoch nie ein eigenständiges administratives Zentrum des Ordens wurde.


Der Niedergang der Templer und Belleville

Mit der Verhaftung der Templer im Jahr 1307 unter König Philipp IV. von Frankreich begann auch in Belleville das Ende der Templerpräsenz. Nach der offiziellen Auflösung des Ordens im Jahr 1312 gingen die Besitzungen in den Besitz des Johanniterordens über.

Die Johanniter übernahmen die Verwaltung und setzten die landwirtschaftliche Nutzung der Güter fort. Wie viele andere ehemals templarische Standorte verlor Belleville jedoch allmählich an Bedeutung.


Bedeutung der Komturei Belleville

  1. Ein Beispiel für eine ländliche Templerkomturei: Belleville steht stellvertretend für viele kleinere Kommenden, die für die wirtschaftliche und spirituelle Mission des Ordens entscheidend waren.
  2. Religiöses Zentrum: Die Kapelle der Heiligen Maria Magdalena zeugt noch heute von der spirituellen Funktion des Standorts.
  3. Wirtschaftliches Rückgrat des Ordens: Die Einnahmen aus Landwirtschaft und feudalen Rechten trugen zur Finanzierung der Missionen des Ordens bei.

Das Erbe von Belleville heute

Die Kirche der Heiligen Maria Magdalena ist das letzte sichtbare Zeugnis der Templerzeit in Belleville. Sie dient heute nicht nur als architektonisches Denkmal, sondern auch als Erinnerung an eine Zeit, in der die Templer eine wichtige Rolle in der europäischen Gesellschaft spielten.

Warum Belleville bedeutsam bleibt:

  • Ein Symbol für die wirtschaftliche und spirituelle Infrastruktur des Templerordens.
  • Ein Ort, an dem Geschichte und Religion miteinander verschmelzen.
  • Ein Fenster in das mittelalterliche Leben der Templer und die komplexen Beziehungen zwischen Kirche, Adel und Orden.

Fazit

Die Templerkomturei Belleville war zwar klein und wurde später Teil der Komturei Coulours, spielte jedoch eine wesentliche Rolle im lokalen Wirtschaftskreislauf und im religiösen Leben der Region. Die noch erhaltene Kirche der Heiligen Maria Magdalena erinnert uns heute daran, wie tiefgreifend der Einfluss des Templerordens auf die ländlichen Regionen Europas war.

Mit ihrer Mischung aus Landwirtschaft, Spiritualität und feudaler Verwaltung verkörpert Belleville die zentrale Bedeutung kleinerer Komtureien im Gesamtgefüge des Templerordens und bleibt ein wichtiger Teil des mittelalterlichen Erbes der Champagne.

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