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Die transgenerationelle Dimension von Geburt

Die Verkörperung des Menschen und seine Beziehung zur Welt

Hannah Arendt prägte den Begriff der Natalität, der Geburtlichkeit des Menschen, und wies damit auf die transgenerationelle Dimension von Geburt hin. Dieser Gedanke verdeutlicht, dass wir nicht nur als einzelne Individuen geboren werden, sondern in einen bereits bestehenden sozialen Kontext hineingeboren werden.

Der Prozess der Geburt markiert nicht nur den Beginn unseres individuellen Lebens, sondern auch unseren Eintritt in eine Welt, die bereits vor uns existiert hat und auch nach uns weiterbestehen wird. Wir werden in eine Familie, eine Gemeinschaft und eine Gesellschaft hineingeboren, die die Matrix für die Entwicklung unserer Identität bildet und maßgeblich beeinflusst.

Günter Anders beschreibt in seinem Werk „Die Antiquiertheit des Menschen“ das Gefühl der Scham, das der Mensch empfindet, weil er geboren und nicht gemacht ist. Im Unterschied zu den kalkulierten Produkten unserer modernen Welt wird das Leben des Menschen durch den unvorhersehbaren und urtümlichen Prozess der Zeugung und Geburt geprägt.

Bereits im Mutterleib beginnt sich ein „Zellgedächtnis“ zu entwickeln, das eine Art „Embodiment“ ermöglicht. Alle Erfahrungen und Erlebnisse werden nicht nur im Großhirn gespeichert, sondern auch in unserem gesamten Körper, in seinen Zellen. Wir sind verkörperte Wesen, bei denen jede Kognition, jeder Gedanke und jede Emotion Körperempfindungen hervorrufen, die unsere Gefühls- und Erlebniswelt gestalten.

Der Psychologe und Psychotherapeut Hilarion Petzold sieht den Menschen als Leibsubjekt in seiner Lebenswelt. Wir sind nicht nur in unseren Körpern verkörpert, sondern auch in unsere Lebensumgebung eingebettet. Unsere Wahrnehmung und Erfahrung der Welt ist untrennbar mit unserem Körper verbunden, und unsere Körperlichkeit beeinflusst maßgeblich, wie wir die Welt erleben und interpretieren.

Die transgenerationelle Dimension von Geburt erinnert uns daran, dass unser Leben nicht isoliert ist, sondern Teil eines größeren Kontextes. Unsere Existenz ist geprägt von den Beziehungen, die wir zu anderen Menschen, zur Gesellschaft und zur Welt um uns herum haben. Durch die Verkörperung unseres Seins werden wir zu Personen, die nicht nur in der Gegenwart leben, sondern auch Teil einer fortlaufenden Geschichte sind, die weit über unser eigenes Leben hinausreicht.

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