Die Templerkomturei Bergheim
Geschichte, Bedeutung und bauliches Erbe
Die Templerkomturei Bergheim, gelegen an der berühmten Elsässischen Weinstraße im heutigen französischen Département Haut-Rhin, war einst ein bedeutendes Zentrum des Templerordens in der Region. Obwohl heute nur noch wenige bauliche Überreste sichtbar sind, zeugen historische Urkunden und architektonische Fragmente von der einstigen Präsenz des Ordens in dieser malerischen Stadt. Nach der Auflösung des Templerordens gingen die Besitzungen an die Johanniter, und der Name „Tempelhof“ blieb lange Zeit im lokalen Sprachgebrauch erhalten.
Frühe Geschichte und Gründung der Komturei
Die ersten Erwähnungen der Templer in Bergheim
Die frühesten Hinweise auf eine Templerkomturei in Bergheim stammen aus dem Jahr 1220, als ein gewisser Dietrich als Komtur des Templerhauses erwähnt wird. Dieses Datum legt nahe, dass die Niederlassung zu diesem Zeitpunkt bereits etabliert war und eine gewisse regionale Bedeutung besaß.
Päpstlicher Ablass (1257)
Am 15. Oktober 1257 gewährte Papst Alexander IV. allen Besuchern der Templerkirche in Bergheim am Fest Maria Himmelfahrt sowie am Kirchweihtag einen Ablass von 40 Tagen. Dies verdeutlicht die spirituelle Bedeutung der Komturei und die wichtige Rolle, die sie im religiösen Leben der Region spielte.
Vermächtnisse und Schenkungen (1300)
Mehrere Urkunden aus dem Jahr 1300 dokumentieren Schenkungen und Vermächtnisse an die Templerkirche von Bergheim:
- 30. März 1300: Gerard an dem Mühlenhofe
- 30. Juni 1300: Peter Brugger
- 16. Oktober 1300: Schultheiß Rudolf
- 13. Dezember 1300: Ritter Karlo
Diese Dokumente belegen die finanzielle Unterstützung und das Vertrauen, das die lokale Bevölkerung in die Templer setzte.
Die Rolle der Komturei in Bergheim
Wirtschaftliche Funktion
Die Templer in Bergheim waren nicht nur geistliche Ritter, sondern auch geschickte Verwalter von Ländereien und landwirtschaftlichen Betrieben. Die fruchtbaren Böden entlang der Elsässischen Weinstraße boten ideale Bedingungen für:
- Weinbau
- Landwirtschaftliche Produktion
- Viehzucht
Spirituelles Zentrum
Die Templerkirche in Bergheim war nicht nur ein Ort für die Ordensbrüder, sondern auch ein wichtiger Anziehungspunkt für die lokale Bevölkerung. Ablassbriefe und regelmäßige Spenden unterstreichen die Bedeutung der Kirche als religiöses Zentrum.
Der Niedergang des Templerordens und die Übergabe an die Johanniter
Auflösung des Templerordens (1312)
Nach der Verhaftung und dem Prozess gegen die Templer im Jahr 1307 wurde der Orden 1312 offiziell aufgelöst. Die Besitzungen der Templer in Bergheim gingen an den Johanniterorden über.
Der „Tempelhof“ und Veränderungen unter den Johannitern
Der Name „Tempelhof“ blieb als Erinnerung an die Templerzeit bestehen. Im 16. Jahrhundert wurden die Gebäude umfassend umgebaut. Die Johanniter nutzten die Anlage weiter und passten sie den neuen Anforderungen an.
Der Tempelhof nach der Französischen Revolution
Übergang in private Hände (1789)
Während der Französischen Revolution (1789) wurde der Tempelhof in private Hände übergeben. Die neuen Eigentümer nutzten die Anlage für verschiedene Zwecke, was zu baulichen Veränderungen und Anpassungen führte.
Zerstörung der Kapelle (19. Jahrhundert)
Im 19. Jahrhundert wurde die einstige Templerkapelle vollständig zerstört. Teile der Kapelle, darunter dekorative Elemente und Mauerwerk, wurden in andere Gebäude der Stadt eingebaut. Einige Fragmente, wie Kapitelle und Steinskulpturen, blieben so erhalten.
Das Haupthaus als letztes Zeugnis
Das Haupthaus aus dem 16. Jahrhundert ist heute das letzte größere architektonische Überbleibsel des Tempelhofs. Anhand von Datumsstempeln in Fliesen und Mauerwerk lässt sich die Baugeschichte dieses Gebäudes nachverfolgen.
Architektonisches Erbe der Templer in Bergheim
Erhaltene Elemente:
- Das Haupthaus aus dem 16. Jahrhundert – ein beeindruckendes Beispiel für die Architektur dieser Epoche.
- Bauliche Fragmente in anderen Gebäuden – darunter verzierte Steine, Kapitelle und dekorative Reliefs, die aus der zerstörten Templerkirche stammen.
Verlorene Gebäude:
- Die Templerkapelle, die im 19. Jahrhundert zerstört wurde.
- Weitere kleinere Wirtschaftsgebäude, die ebenfalls im Laufe der Zeit verschwanden.
Die Bedeutung der Komturei Bergheim
- Wirtschaftlicher Einfluss: Die Komturei spielte eine wichtige Rolle in der regionalen Landwirtschaft und im Weinbau.
- Spirituelles Zentrum: Die Templerkirche war ein Ort der Andacht und ein Ziel für Pilger, insbesondere an Festtagen.
- Soziales Engagement: Die Templer unterstützten die lokale Bevölkerung und waren als zuverlässige Verwalter und Schutzmächte bekannt.
- Historisches Erbe: Die erhaltenen baulichen Elemente erinnern bis heute an die Präsenz der Templer in Bergheim.
Das Erbe der Templer in Bergheim heute
Obwohl die meisten Gebäude der Templerzeit zerstört oder umgebaut wurden, lebt das Erbe der Templer in Bergheim fort:
- Historische Dokumente und Urkunden geben Einblicke in die Geschichte der Komturei.
- Das Haupthaus steht als letztes sichtbares Zeugnis der mittelalterlichen Templerpräsenz in der Region.
- Lokale Geschichten und Legenden halten die Erinnerung an die Templer lebendig.
Fazit
Die Templerkomturei Bergheim war ein wichtiger Bestandteil des mittelalterlichen Netzwerkes der Templer in Frankreich. Trotz des Niedergangs des Ordens und der Zerstörung vieler Gebäude erinnert das erhaltene Haupthaus an die lange Geschichte dieses Ortes.
Bergheim steht als Symbol für die tiefgreifende Verbindung zwischen den Templern und der Region Elsass – ein Erbe, das es zu bewahren und zu erforschen gilt.
