Gedanken am 17. Dezember
Ein Ich- Tod ist eine Krise unvorstellbaren Ausmasses. Nachdem wir dem, was wir waren, gestorben sind, tritt eine Übergangszeit ein, die erst verstreichen muss, bevor wir zu dem erwachen können, was wir geworden sind. Diese Phase ist ein Niemandsland, eine Zeit, während der wir, „weder hier noch da“ sind. Die Juden wanderten 40 Jahre lang durch die Wildnis, nachdem sie der ägyptischen Sklaverei entronnen waren. Lazarus lag vier Tage lang im Grab. Persephone schmachtete sechs Monate lang in der Unterwelt. Die Raupe liegt monatelang in scheinbarer Todesstarre, während sich in der lautlosen Dunkelheit des Kokons das Wunder der Metamorphose vollzieht. Diese Zeit der Umwandlung verlangt von uns gläubiges Vertrauen. Der grosse Mystiker Meister Eckhart fasst diese notwendige seelische Einstellung mit den Worten zusammen, wir seien niemals dem Licht näher als zur Zeit der Finsternis.
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