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Templer Niederlassungen in Deutschland 7

Die Templerniederlassung in Bretten (Baden-Württemberg)

Spuren des Tempelritterordens im Kraichgau

Die Stadt Bretten, idyllisch gelegen im baden-württembergischen Kraichgau, ist heute vor allem als Geburtsort des Reformators Philipp Melanchthon bekannt. Doch lange vor der Reformationszeit war Bretten Teil eines weit verzweigten Netzes von kirchlichen Einrichtungen und Ritterorden. Einer dieser Orden war der sagenumwobene Templerorden, der hier im 13. Jahrhundert eine kleine, aber historisch bedeutsame Niederlassung unterhielt. Die Spuren dieser Niederlassung sind bis heute in Flurnamen, lokalen Überlieferungen und archäologischen Funden zu entdecken.

Der Templerorden in Südwestdeutschland

Der im Jahre 1118 in Jerusalem gegründete Templerorden (Ordo pauperum commilitonum Christi templique Salomonici) breitete sich rasch über ganz Europa aus. Auch im Südwesten des Heiligen Römischen Reiches, insbesondere entlang der Handelsstraßen und in Nähe kirchlicher Machtzentren, errichtete der Orden verschiedene Kommenden und Wirtschaftshöfe.

Die Templerniederlassung in Bretten war dabei Teil einer ganzen Reihe südwestdeutscher Stützpunkte, darunter in Schwäbisch Gmünd, Esslingen, Ravensburg und Freiburg im Breisgau.

Die Gründung der Niederlassung in Bretten

Die erste schriftliche Erwähnung der Templer in Bretten stammt aus dem Jahr 1272. Damals wurde dem Orden ein Grundstück samt Kapelle und Nutzflächen überlassen – wahrscheinlich durch eine Stiftung eines örtlichen Adligen oder im Zuge eines Gelübdes. Die Lage von Bretten an alten Handelswegen zwischen Speyer, Pforzheim und Heilbronn machte den Ort strategisch interessant.

Die Templer errichteten hier keinen Wehrbau, sondern eher einen Wirtschaftshof mit religiösem Zentrum – eine sogenannte Komturei oder Kommende in kleinem Maßstab.

Aufbau und Bestandteile der Niederlassung

Die Niederlassung in Bretten war wahrscheinlich einfach strukturiert, jedoch funktional und für die Ordensaufgaben gut ausgestattet.

Mögliche Bestandteile:

Eine kleine Kapelle, vermutlich dem Heiligen Kreuz oder dem heiligen Georg geweiht

Wohnräume für 3–5 Ordensbrüder

Ställe, Scheunen und Vorratshäuser

Gärten, Äcker und Weideflächen im Umland

Eine Herberge oder Armenstation für durchreisende Pilger oder Bedürftige

Die Kommende diente vorrangig der Versorgung und Verwaltung landwirtschaftlicher Erträge, die wiederum den Zentralfonds des Ordens unterstützten.

Aufgaben und Wirken der Templer in Bretten

Die Templer waren auch in Bretten nicht in erster Linie als Krieger präsent, sondern wirkten hier als Verwalter, Mönche und Helfer:

Landwirtschaftliche Produktion von Getreide, Wein, Viehzucht

Verpachtung von Landbesitz an Bauern gegen Abgaben

Geistliche Betreuung der lokalen Bevölkerung und Pilger

Einbindung in überregionale Ordensnetzwerke

Zentralstelle für Spenden und Schenkungen adliger Familien aus dem Kraichgau

Die Niederlassung stand unter der Leitung eines Komturs, der den Ordensbetrieb organisierte und regelmäßig Rechenschaft an den Ordensprior oder Großkomtur ablegte.

Ende der Templer in Bretten und Weitergabe an die Johanniter

Mit der päpstlichen Auflösung des Templerordens im Jahr 1312 unter Papst Clemens V. wurden auch die Besitzungen in Bretten eingezogen. Wie andernorts wurden sie zunächst durch weltliche oder kirchliche Kommissare verwaltet und später an den Johanniterorden übergeben, der die meisten ehemaligen Templergüter übernahm.

Was mit dem Brettener Templerhof geschah, ist nicht in allen Details überliefert. Wahrscheinlich wurde er:

weitergeführt unter Johanniterverwaltung

später verpachtet oder verkauft

im 16. Jahrhundert möglicherweise abgerissen oder umgenutzt

Spuren und Erinnerungen in Bretten

Auch wenn von der Templerniederlassung in Bretten keine oberirdischen Gebäude erhalten sind, finden sich dennoch Hinweise auf die Vergangenheit:

In der Umgebung existiert noch heute ein „Templerhof“, dessen Name auf die frühere Nutzung verweist.

Archäologische Funde, darunter Mauerreste und mittelalterliche Keramik, wurden im Bereich des alten Stadtrands entdeckt.

In den Grundbüchern und Kirchenarchiven sind Grundstücke mit dem Zusatz „Templerbesitz“ vermerkt.

Die Brettener Stadtchronik aus späteren Jahrhunderten erwähnt „ein altes Haus der Templer“ am Rande der Altstadt.

Die genaue Lage der Templergebäude wird im Bereich des heutigen Stadtteils Diedelsheim oder südlich der Altstadt vermutet.

Fazit: Bretten – Eine stille Station des Ordens

Die Templerniederlassung in Bretten war keine große Komturei, aber dennoch ein wichtiger Bestandteil des weitverzweigten Ordenssystems. Hier wirkten die Ritter des Tempels als Verwalter, Versorger und geistliche Hüter, eingebettet in das religiöse und wirtschaftliche Leben des spätmittelalterlichen Kraichgaus.

Auch wenn ihre Präsenz heute im Stadtbild kaum noch sichtbar ist, lebt das Andenken an den Orden in Flurnamen, alten Urkunden und dem historischen Bewusstsein der Stadt weiter.

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