Templer Niederlassungen in Deutschland 9
Die Templerniederlassung in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg)
Die Tempelritter am Rande der Alb – Ein vergessenes Kapitel mittelalterlicher Stadtgeschichte
Die Stadt Schwäbisch Gmünd, am Fuße der Schwäbischen Alb gelegen, ist heute vor allem für ihre gut erhaltene mittelalterliche Altstadt, sakrale Bauten wie das Heilig-Kreuz-Münster und ihre lange Silber- und Goldschmiedetradition bekannt. Doch nur wenige wissen, dass sich hier im 13. Jahrhundert auch die Tempelritter, einer der geheimnisvollsten Ritterorden des Mittelalters, niedergelassen hatten. Die Templerniederlassung in Schwäbisch Gmünd war zwar klein, aber ein strategisch sinnvoller Bestandteil des weit verzweigten Ordensnetzes – sowohl wirtschaftlich als auch geistlich.
Der Templerorden in Südwestdeutschland
Der im Jahr 1118 in Jerusalem gegründete Orden der Tempelritter (Ordo pauperum commilitonum Christi templique Salomonici) dehnte sich im 12. und 13. Jahrhundert rasch über ganz Europa aus. In Südwestdeutschland konzentrierten sich Templerniederlassungen vorrangig auf wirtschaftlich interessante Gebiete und Handelszentren.
Die Region um Schwäbisch Gmünd war durch ihre Lage an der alten römischen Straße (die heutige B29) und durch ihre Nähe zu Klöstern, Reichsstädten und Adelsgütern besonders attraktiv. Der Templerorden nutzte solche Orte, um landwirtschaftliche Güter zu verwalten, Spenden zu sammeln und seine spirituelle Präsenz auszubauen.
Gründung und erste Erwähnung
Die Templerniederlassung in Schwäbisch Gmünd ist historisch für das späte 13. Jahrhundert belegt. Eine genaue Gründungsurkunde ist zwar nicht überliefert, doch finden sich indirekte Belege in Grundstücksverzeichnissen, in Pachturkunden und in den Archiven der Reichsstadt Gmünd sowie der Diözese Konstanz.
Vermutlich entstand die Niederlassung durch eine Schenkung lokaler Adliger oder durch gezielte Landkäufe des Ordens. Der Standort lag am Rande der damaligen Stadt, in einem Bereich, der heute im Stadtteil Wetzgau oder Rechberg vermutet wird.
Aufbau der Niederlassung
Die Templerniederlassung in Schwäbisch Gmünd war keine Komturei im militärischen Sinne, sondern eher ein wirtschaftlich geprägter Hof mit geistlicher Funktion.
Mögliche Bestandteile:
Eine kleine Kapelle oder Gebetsstätte, wohl dem Heiligen Georg oder Kreuz geweiht
Ein Wohnhaus für einige wenige Brüder
Ställe, Scheunen und Wirtschaftsgebäude
Ländereien, Äcker und Weinberge in der Umgebung
Eventuell ein kleiner Herbergsbereich für Pilger und Reisende
Wie viele solcher kleineren Templerorte diente Schwäbisch Gmünd nicht der militärischen Verteidigung, sondern vor allem der Landwirtschaft, Logistik und Ordensverwaltung.
Aufgaben der Templer vor Ort
Die Templer in Schwäbisch Gmünd erfüllten mehrere Aufgaben:
Bewirtschaftung und Verwaltung ihrer Besitzungen
Geistliche Betreuung von Bediensteten, Pilgern und Bedürftigen
Pachtvergabe an lokale Bauern und Handwerker
Weiterleitung von Einnahmen und Naturalien an übergeordnete Ordenszentren
Sammelstelle für Spenden aus der lokalen Ritterschaft
Die Brüder führten ein einfaches, asketisches Leben – im Dienste Gottes und der Unterstützung der Ordensmission im Heiligen Land.
Das Ende der Niederlassung
Mit der Auflösung des Templerordens im Jahr 1312, wie durch Papst Clemens V. angeordnet, endete auch die Niederlassung in Schwäbisch Gmünd. Die Gründe für die Auflösung lagen nicht im Verhalten der deutschen Templer, sondern in der politischen Intrige des französischen Königs Philipp IV., der den Reichtum des Ordens konfiszieren wollte.
Nach der Auflösung wurden die Güter der Templer in der Regel an den Johanniterorden übergeben. Auch in Schwäbisch Gmünd übernahm dieser in den folgenden Jahrzehnten Teile des Besitzes. Ein Teil des Geländes fiel zudem an städtische oder kirchliche Einrichtungen – darunter möglicherweise das nahegelegene Augustinerkloster.
Spuren der Templer heute
Von der einstigen Templerniederlassung in Schwäbisch Gmünd ist heute nichts Sichtbares erhalten. Dennoch gibt es Hinweise und Erinnerungen:
In alten Stadtplänen wird ein Bereich am Stadtrand als „Tempelhof“ bezeichnet
Lokale Flurnamen und Hofbezeichnungen erinnern an die Präsenz des Ordens
Im Gmünder Stadtarchiv finden sich Urkunden aus dem 14. Jahrhundert, die auf die Übergabe von Templerland an den Johanniterorden hinweisen
Einige Grabplatten und Baufragmente mit Kreuzsymbolik könnten aus Templerbesitz stammen, ihre Zuordnung ist jedoch nicht gesichert
Heimatforscher und Historiker fordern heute eine intensivere archäologische Untersuchung möglicher Templerstandorte im Stadtgebiet.
Fazit: Schwäbisch Gmünd – Eine stille Station im großen Netzwerk des Templerordens
Die Templerniederlassung in Schwäbisch Gmünd war zwar klein und unauffällig, doch als Teil des großen Ordensnetzes bedeutend. Sie zeigt, wie sich der Templerorden nicht nur auf Kreuzzüge und militärische Präsenz konzentrierte, sondern auch auf wirtschaftliche Stabilität, spirituelles Wirken und regionales Engagement.
Heute erinnert kaum etwas sichtbar an die einstigen Ritter vom Tempel Salomons – und doch tragen Flurnamen, Urkunden und alte Legenden ihr Erbe weiter.