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Warum Bakterien Antibiotika überleben können – und welche Herausforderungen das mit sich bringt

Antibiotika, eine Revolution in der Medizin
Vor fast 100 Jahren entdeckte der britische Bakteriologe Alexander Fleming das erste Antibiotikum, Penicillin. Es war ein Durchbruch in der Medizin, da die Substanz in der Lage war, bakterielle Infektionen effektiv zu bekämpfen. Seitdem haben Antibiotika unzählige Leben gerettet und die moderne Medizin grundlegend verändert.

Doch trotz ihrer Wirksamkeit und ihres Erfolges stehen wir heute vor einem ernsten Problem: Immer mehr Bakterien entwickeln Resistenzen gegen Antibiotika und machen diese lebensrettenden Medikamente teilweise wirkungslos.


Wie wirken Antibiotika?

Antibiotika bekämpfen Bakterien auf verschiedene Weise:

  • Sie verhindern, dass Bakterien ihre Zellwand aufbauen können.
  • Sie greifen den bakteriellen Stoffwechsel an.
  • Sie schädigen das Erbgut der Bakterien.

Diese Mechanismen machen Antibiotika zu effektiven Waffen gegen bakterielle Infektionen. Doch Bakterien haben die Fähigkeit, sich anzupassen und zu überleben – ein Prozess, der als Resistenzbildung bekannt ist.


Die Kehrseite der Antibiotikatherapie

Obwohl Antibiotika gegen viele Bakterienarten wirken, haben sie auch Nachteile:

  1. Nebenwirkungen: Manche Menschen reagieren mit Hautausschlag oder Durchfall auf die Einnahme.
  2. Beeinträchtigung des Mikrobioms: Antibiotika töten nicht nur schädliche Bakterien ab, sondern auch nützliche, die beispielsweise im Darm oder auf der Haut eine wichtige Rolle spielen.
  3. Einfluss auf das Immunsystem: Studien zeigen, dass eine Antibiotikabehandlung in den ersten Lebensjahren die Entwicklung des Immunsystems beeinträchtigen kann. So wurde festgestellt, dass Kinder nach der Einnahme von Antibiotika weniger Antikörper als Reaktion auf eine Impfung bildeten.

Bakterien und ihre Überlebensstrategien

Bakterien können Antibiotika „austricksen“, indem sie Resistenzen entwickeln. Ein Beispiel hierfür ist der multiresistente Erreger MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Diese Bakterien verändern ihre Enzyme so, dass Antibiotika nicht mehr an ihre Zielstrukturen andocken können.

Resistenzen entstehen durch Mutationen im Erbgut der Bakterien, die den Mikroorganismen einen Überlebensvorteil verschaffen. Werden Antibiotika häufig und ungezielt eingesetzt, erhöht sich der Selektionsdruck – und die resistenten Bakterien setzen sich durch.


Resistenzbildung als Teil der Evolution

Bakterien vermehren sich extrem schnell und können genetisches Material untereinander austauschen. Diese Fähigkeit macht ihre Evolution hocheffizient. Selbst in abgelegenen Umgebungen wie Tropfsteinhöhlen wurden Bakterienstämme entdeckt, die gegen moderne Antibiotika resistent sind, obwohl sie nie mit diesen Medikamenten in Kontakt kamen.


Das Problem des übermäßigen Antibiotikaeinsatzes

In den letzten Jahrzehnten wurden Antibiotika oft zu häufig und zu breit eingesetzt. Früher galt die Regel, dass Antibiotika immer bis zum Ende der Packung eingenommen werden müssen. Heute weiß man, dass eine längere Einnahme als nötig keinen zusätzlichen Nutzen bringt und stattdessen das Risiko für Resistenzen erhöht.

Die Leitlinie lautet nun: „So lange wie nötig, so kurz wie möglich.“ Dabei ist es entscheidend, dass Antibiotika gezielt und nur bei bakteriellen Infektionen eingesetzt werden.


Strategien zur Vermeidung von Resistenzen

  1. Gezielte Behandlung: Um Resistenzen zu verhindern, muss der genaue Krankheitserreger identifiziert werden. Labortests wie Antibiogramme helfen dabei, das richtige Medikament zu wählen.
  2. Neue Antibiotika: Die Entwicklung neuer Wirkstoffe ist teuer und langwierig. Dennoch sind sie dringend notwendig, um gegen multiresistente Erreger vorzugehen.
  3. Reserve-Antibiotika: Diese sollten nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, um ihre Wirksamkeit zu bewahren.

Globale und lokale Herausforderungen

Resistenzen sind ein globales Problem, das in Ländern mit hohem Antibiotikaeinsatz wie Rumänien besonders stark ausgeprägt ist. In Deutschland wurden dagegen in den letzten Jahren Fortschritte erzielt: Der Verbrauch von Antibiotika wurde reduziert, und Krankenhäuser führen regelmäßige Resistenztests durch.

Doch es gibt auch Herausforderungen: Die Ausbildung von Spezialist:innen für Infektiologie begann erst 2021, und der Mangel an Fachkräften erschwert eine zielgenaue Therapie.


Fazit: Ein verantwortungsvoller Umgang ist entscheidend

Antibiotika sind ein unverzichtbares Werkzeug der modernen Medizin, doch ihr unüberlegter Einsatz gefährdet ihre Wirksamkeit. Um Resistenzen einzudämmen, braucht es eine Kombination aus Aufklärung, gezieltem Einsatz und Forschung. Nur so können wir sicherstellen, dass Antibiotika auch in Zukunft Leben retten können.

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