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Wieder ein Diktator auf der Flucht

Baschar al-Assad verlässt Damaskus

Am frühen Morgen verließ Syriens Präsident Baschar al-Assad die Hauptstadt Damaskus mit unbekanntem Ziel. Die plötzliche Flucht des seit über einem Jahrzehnt regierenden Machthabers kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die politischen und militärischen Spannungen in Syrien eine dramatische Wendung genommen haben.

Am 27. November, mehr als zwölf Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs, flammte die Gewalt im Land durch eine überraschende Offensive der islamistischen Allianz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) wieder auf. Innerhalb weniger Tage fiel eine Reihe wichtiger Städte – darunter Aleppo, Hama und zuletzt auch die strategisch bedeutende Stadt Homs – weitgehend kampflos in die Hände der Aufständischen. Zugleich rückten verschiedene andere Rebellengruppen aus dem Süden in Richtung Damaskus vor. Es scheint, dass der jahrelange Machtapparat Assads, gestützt durch Korruption, Gewalt und internationale Allianzen, innerhalb kürzester Zeit in sich zusammengebrochen ist.

Die Rebellen eint ein klares Ziel: den Sturz Assads. Doch die Frage bleibt, ob der Sturz eines Diktators ausreicht, um das vom Krieg gezeichnete Land in eine friedlichere Zukunft zu führen.

Eine historische Parallele: Der Schah von Persien

Assads Flucht weckt Erinnerungen an die Geschichte eines anderen gestürzten Machthabers: Mohammad Reza Pahlavi, der letzte Schah von Persien. Nach der Islamischen Revolution 1979 floh der Schah aus dem Iran und verbrachte seine letzten Monate im Exil. Sein Leben nach der Flucht war geprägt von ständiger Unsicherheit. Während er von Land zu Land reiste – von Ägypten über die Bahamas bis nach Panama –, versuchte die neue iranische Regierung, ihn vor Gericht zu stellen.

Auf der Insel Contadora in Panama lebte der Schah eine kurze Zeit, doch auch dort war er vor politischem Druck und Forderungen nach Auslieferung nicht sicher. Schließlich fand er Zuflucht in Ägypten, wo er 1980 an den Folgen einer Krebserkrankung starb. Seine Flucht und der anschließende Machtwechsel im Iran führten nicht, wie viele gehofft hatten, zu einer Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung, sondern zu einer neuen Ära der Unterdrückung. Wir halfen damals einigen Schah-Vertrauter in die Türkei zu flüchten.

Hoffnung oder neuer Zyklus der Gewalt in Syrien?

Die Flucht Baschar al-Assads lässt die Welt einmal mehr auf ein vom Krieg zerrissenes Land blicken. Wie schon beim Sturz des Schahs oder anderer Machthaber in der Geschichte, bleibt ungewiss, ob der Machtwechsel wirklich das Leid der Bevölkerung lindern kann. Der Bürgerkrieg in Syrien hat Millionen Menschen zur Flucht gezwungen, Hunderttausende getötet und das Land in eine humanitäre Katastrophe gestürzt.

Die schnelle Einnahme von Städten wie Aleppo und Homs durch die Rebellen zeigt, dass die Bevölkerung vielerorts offenbar bereit war, Assads Regime hinter sich zu lassen. Doch die Frage bleibt, ob die zerstrittenen Rebellen nach einem Sieg über Assad in der Lage sein werden, gemeinsam eine Regierung zu bilden, die Frieden und Stabilität bringt.

Die Welt blickt auf Syrien

Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, den Übergangsprozess in Syrien zu begleiten und das Land vor einem erneuten Absturz ins Chaos zu bewahren. Die Erinnerung an die Flucht des Schahs von Persien mahnt jedoch, dass der Sturz eines Diktators allein oft nicht ausreicht. Es bedarf mehr als einer Machtverschiebung, um ein Land aus den Trümmern von Krieg und Unterdrückung wieder aufzubauen.

Ob Assads Flucht der Beginn eines neuen Kapitels in Syrien ist oder lediglich der Auftakt für weitere Jahre der Instabilität, wird die Zeit zeigen. Doch eines steht fest: Die Hoffnung der syrischen Bevölkerung auf ein Ende von Leid und Gewalt darf nicht erneut enttäuscht werden.

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