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40 Jahre vermisst – Vatikan übergibt Akten zum Fall Orlandi

Vor genau 40 Jahren, am 22. Juni 1983, verschwand Emanuela Orlandi, die 15-jährige Tochter eines Vatikanangestellten. Bis heute wurde sie nicht gefunden; der Fall sorgt seit Jahren für Spekulationen und Verschwörungstheorien. Auf Wunsch der Familie hatte der Vatikan im Januar 2023 neue Ermittlungen aufgenommen. Deren Ergebnisse seien nun an die Staatsanwaltschaft Rom übergeben worden, teilte der Vatikan diesen Donnerstag mit.

Die vatikanische Staatsanwaltschaft teilte mit, es seien „in den vergangenen Monaten alle in den Strukturen des Vatikans und des Heiligen Stuhls verfügbaren Beweise gesammelt und auch Gespräche mit Personen, die damals Verantwortungsträger in einigen Einrichtungen waren”, geführt worden. Die Prüfung der Materialien habe, „einige Spuren bestätigt, die eine weitere Untersuchung verdienen”. Sämtliche diesbezügliche Dokumentation sei in den vergangenen Wochen an die Staatsanwaltschaft Rom weitergeleitet worden – „damit diese Einsicht nehmen” und in der Richtung, „die sie am meisten für angemessen hält”, fortfahren könne.

Der Vatikan wolle zudem seine Ermittlungen in den kommenden Monaten fortsetzen und sei der trauernden Familie nahe, hieß es weiter.

Hintergrund
Am 22. Juni 1983 war Emanuela Orlandi, die 15-jährige Tochter eines Vatikan-Angestellten, von ihrem Musikunterricht in Italien nicht nach Hause zurück gekehrt. Seitdem gibt es, zuletzt auch in einer Netflix-Reihe, Gerüchte und Verschwörungstheorien: Es geht um Entführung, Erpressung, Beteiligung der Mafia sowie angebliche vatikanische Sex- und Drogenpartys. Beweise fanden sich bislang ebenso wenig wie die sterblichen Überreste des Mädchens. Erfolglos gesucht worden war unter anderem auch auf dem Campo Santo Teutonico im Vatikan.

Die italienische Staatsanwaltschaft hat mehrere Male ermittelt und das Verfahren zuletzt im Oktober 2015 ergebnislos eingestellt. Anfang 2023 nahm der neue Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi Ermittlungen auf, im Auftrag von Papst Franziskus. Es sei der starke Wunsch des Papstes und von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, vorbehaltlos Klarheit zu schaffen, erklärte Diddi dazu in einem Interview.

In Italien wird derzeit ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss auf den Weg gebracht. Im März billigte die Abgeordnetenkammer die Maßnahme, die Entscheidung des Senats steht noch aus.

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