Bubbles und Parallelwelten: Die Fragmentierung der Gesellschaft in digitalen und analogen Sphären
In der heutigen Zeit scheinen die Debatten und Diskussionen über eine Vielzahl von Themen, sei es Krieg, Corona, Wirtschaft, Klima, Energie, Migration oder Flucht, mehr denn je zu eskalieren. Beim Durchforsten digitaler Plattformen oder Kommentarspalten entsteht der Eindruck, dass sich die Gesellschaft in Parallelwelten verliert, die sich kaum noch berühren. Doch ist diese Wahrnehmung wirklich zutreffend?
Ein Großteil der scheinbaren Auseinandersetzungen ist genau das Gegenteil: keine Auseinandersetzung im eigentlichen Sinne. Menschen äußern ihre Standpunkte in monologisiert-distanzierter Form, wobei die Antworten oft unbeachtet bleiben, da Absender und Empfänger sich in der Regel nicht direkt gegenüberstehen. Gleichzeitig können diese digitalen Konflikte auch in die analoge Welt übertragen werden, was zu weiterer Fragmentierung führen kann.
Menschen sind von Natur aus Herdentiere und suchen nach Zugehörigkeit. Um diese zu finden, schließen sie sich traditionell in Gruppen zusammen. Mit zunehmender Komplexität und Größe einer Gesellschaft wird diese jedoch auch fragmentierter. Die Zugehörigkeit wird dabei nicht nur selbstbestimmt, sondern kann auch von außen auferlegt werden.
Die sozialen Sphären, in denen sich Menschen bewegen, können entlang verschiedenster Grenzen verlaufen, darunter Kultur, Religion, Herkunft, Einkommen, Beruf, Wohnort, Bildung, Freundeskreis und Weltanschauung. Interessanterweise bedingen sich diese Bereiche oft gegenseitig, und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe kann sowohl selbst gewählt als auch vorgegeben sein.
Doch woher kommt das Bedürfnis nach Ein- oder Ausschluss? Und driften die Lebensrealitäten tatsächlich immer weiter auseinander? Die Antwort liegt vielleicht in der menschlichen Natur selbst, die nach Sicherheit und Identität strebt. In einer Welt, die von Unsicherheit und Komplexität geprägt ist, suchen Menschen nach Halt in vertrauten sozialen Strukturen. Dies kann dazu führen, dass sie sich in Blasen oder „Bubbles“ zurückziehen, in denen ihre eigenen Überzeugungen und Werte unangefochten bleiben.
Die Digitalisierung hat diesen Trend verstärkt, indem sie es Menschen ermöglicht hat, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und sich von abweichenden Meinungen abzuschotten. Dies führt dazu, dass sich die Debatten oft in einem Echo-Kammer-Effekt verfangen, in dem nur noch die eigenen Ansichten bestätigt werden.
Die Fragmentierung der Gesellschaft in Bubbles und Parallelwelten ist jedoch nicht unumkehrbar. Es liegt an uns als Individuen, bewusst über unsere eigenen Vorurteile und Filterblasen nachzudenken und den Dialog mit denen zu suchen, die eine andere Perspektive vertreten. Nur so können wir als Gesellschaft vorankommen und die Kluft zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen überwinden.