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Die Offenbarung Gottes in der katholischen Kirche

Die katholische Kirche unterscheidet zwischen zwei grundlegenden Formen der göttlichen Offenbarung:

  • Die allgemeine Offenbarung: Diese bezieht sich auf die Heilige Schrift (Altes und Neues Testament) und die Tradition der Kirche. Sie wird als abgeschlossen betrachtet, das heißt, mit dem Tod der letzten Apostel ist keine neue Offenbarung hinzugekommen.
  • Die besondere Offenbarung: Hier geht es um Gottes fortwährende Führung der Kirche, insbesondere durch den Heiligen Geist. Der Papst und die Kirche interpretieren diese Offenbarung im Licht der Heiligen Schrift und Tradition.

Für Katholiken offenbart sich Gott dem Papst nicht in einer „neuen“ oder spektakulären Weise, wie durch Visionen oder direkte Gespräche, sondern durch den Beistand des Heiligen Geistes. Dies geschieht vor allem dann, wenn der Papst in seiner Funktion als oberster Hirte der Kirche eine Lehre verkündet, die als unfehlbar gilt (ex cathedra).


2. Wie „offenbart“ sich Gott einem Papst?

Die katholische Theologie betont, dass der Papst keine eigenständige göttliche Offenbarung empfängt, die von der allgemeinen Offenbarung abweicht. Vielmehr ist seine Aufgabe, das überlieferte Glaubensgut im Licht der aktuellen Situation zu interpretieren und zu bewahren. Der Heilige Geist wird dabei als derjenige verstanden, der den Papst in diesen Momenten leitet.

Dies geschieht oft durch:

  • Gebet und Meditation: Der Papst sucht die Nähe Gottes, um seine Entscheidungen auf göttliche Weisheit zu gründen.
  • Konsultation und Studium: Er berät sich mit Bischöfen, Theologen und Experten, um eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen.
  • Das Wirken des Heiligen Geistes: Die Kirche glaubt, dass der Heilige Geist den Papst in seinem Amt stärkt und vor Irrtum schützt, wenn er ex cathedra spricht.

Die Offenbarung wird also nicht als direkter Eingriff Gottes in das Leben des Papstes verstanden, sondern als ein übernatürlicher Beistand, der ihm hilft, in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu handeln.


3. Offenbarungen in anderen Religionen

Die katholische Kirche erkennt an, dass Gott sich auch in anderen Religionen offenbaren kann. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) betonte, dass es in anderen Religionen „Samen des Wortes“ gibt, also Fragmente der Wahrheit, die auf Gott hinweisen. Einige wichtige Punkte dazu:

  • Eine gemeinsame Suche nach Gott: Die Kirche lehrt, dass alle Menschen auf ihre Weise nach Gott suchen. Gott kann auch in anderen Religionen wirken, um Menschen zu sich zu ziehen.
  • Die Vollständigkeit der Offenbarung in Christus: Gleichzeitig hält die katholische Kirche daran fest, dass die vollkommene Offenbarung Gottes in Jesus Christus stattgefunden hat. Andere religiöse Offenbarungen werden als „Teile“ der Wahrheit betrachtet, die in Christus ihre Erfüllung finden.

4. Das Dilemma der unterschiedlichen Offenbarungen

Ein häufiges Argument gegen die Einzigartigkeit der katholischen Lehre ist, dass Gott sich in anderen Religionen anders offenbart hat. Beispielsweise gibt es in den abrahamitischen Religionen – Christentum, Judentum und Islam – unterschiedliche Vorstellungen von Gott und seinem Handeln. Wie geht die katholische Kirche damit um?

  • Verschiedene Wege, ein Ziel: Die Kirche betont, dass Gott sich allen Menschen auf eine Weise offenbart, die für sie verständlich ist. Diese Offenbarungen müssen nicht im Widerspruch stehen, sondern können verschiedene Aspekte derselben göttlichen Wahrheit darstellen.
  • Dialog statt Konkurrenz: Die katholische Kirche fördert den interreligiösen Dialog, um ein besseres Verständnis für die verschiedenen Formen der Gotteserfahrung zu entwickeln. Dabei hält sie jedoch an ihrer Überzeugung fest, dass Christus die endgültige Offenbarung Gottes ist.

5. Wie kann man das verstehen?

Die Vorstellung, dass Gott sich in einer bestimmten Weise einem Papst und anders einer anderen Religion offenbart, erfordert ein tiefes Verständnis des Glaubens. Einige Überlegungen dazu:

  • Mysteriöses Wesen Gottes: Gott übersteigt das menschliche Verständnis. Es ist möglich, dass er sich verschiedenen Menschen auf verschiedene Weise zeigt, je nach ihrem kulturellen und spirituellen Kontext.
  • Einheit in Vielfalt: Die katholische Kirche glaubt, dass es letztlich nur einen Gott gibt. Unterschiedliche Offenbarungen könnten daher Ausdruck seiner Vielfalt und seines universalen Willens sein.

Die Offenbarung Gottes ist ein Mysterium, das den Glauben aller Religionen berührt. In der katholischen Kirche versteht man die Offenbarung an den Papst nicht als neue oder exklusive Botschaft, sondern als eine tiefere Führung durch den Heiligen Geist, um die universelle Wahrheit Christi zu bewahren. Gleichzeitig erkennt die Kirche an, dass Gott auch in anderen Religionen wirkt. Für viele Gläubige bleibt jedoch die Frage, wie unterschiedliche Offenbarungen zueinander passen, eine Herausforderung, die nur im Licht von Glaube und Dialog

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