Ist Fasten gesund?
Gerade haben die christliche Fastenzeit und der muslimische Ramadan begonnen. Aber es gibt auch Menschen, die in dieser Zeit für ihre Gesundheit fasten, oder um abzunehmen.
Wie gesund ist Fasten wirklich? Welche Vorteile hat es und kann es dir vielleicht auch schaden?
Fasten ist keine Crash-Diät, bei der man von heute auf morgen aufhört zu essen. Die Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung definiert Fasten als den „freiwilligen Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für begrenzte Zeit“. Über sogenannte Entlastungstage, an denen nur leichte Kost auf dem Speiseplan steht, tastet man sich langsam an den Verzicht heran. Wichtig ist, dabei ausreichend zu trinken – mindestens 2,5 Liter pro Tag, natürlich zuckerfrei. Über Gemüsebrühe oder Obst- und Gemüsesäfte dürfen bis zu 500 Kalorien täglich aufgenommen werden.
Trotz der niedrigen Energiezufuhr sollte der Körper nicht geschont werden. Regelmäßige Bewegung unterstützt den Stoffwechsel. Gegen Ende der Fastenkur ist es wichtig, sich schrittweise wieder an normale Kost heranzuarbeiten – also nicht heute zwei Tässchen Gemüsebrühe und morgen Burger mit Pommes.
Was passiert im Körper, wenn wir fasten?
Wenn der Körper statt der üblichen 2000 Kalorien plötzlich nur noch 500 Kalorien erhält, stellt er sich um. Der Stoffwechsel geht in den Sparmodus und greift auf seine Energiespeicher zurück: Glykogen, Fett und Protein.
- Glykogenabbau: Zuerst werden die Zuckerreserven in der Leber verbraucht – diese sind nach spätestens 24 Stunden aufgebraucht.
- Eiweißabbau: Danach werden Proteine zur Energiegewinnung herangezogen. Dieser Prozess ist begrenzt, da ein zu hoher Proteinverlust lebensgefährlich sein kann.
- Fettabbau: Nach etwa vier Tagen beginnt der Körper, Fett zu verbrennen. Dabei entstehen Ketonkörper wie Acetessigsäure, die über Schweiß und Atem ausgeschieden werden – daher der typische Fasten-Geruch.
Ist Fasten schädlich?
Evolutionär betrachtet ist das ständige Nahrungsangebot unserer Zeit eher ungewöhnlich. Hungersituationen waren für Jäger und Sammler normal. Heutiges Fasten, bei dem man nicht komplett auf Nahrung verzichtet, wird von gesunden Erwachsenen in der Regel gut vertragen.
Mögliche Nebenwirkungen:
- Kreislaufprobleme
- Leichte Unterzuckerung
- Kopfschmerzen und Migräne
- Muskelkrämpfe und Sehstörungen
- Schlafveränderungen
Wer sollte nicht fasten?
Schwangere, stillende Frauen, Menschen mit Essstörungen, Typ-1-Diabetes oder Leber- und Nierenproblemen sollten nicht fasten.
Entgiftet Fasten den Körper?
Begriffe wie „Entgiften“ und „Entschlacken“ werden oft verwendet, sind aber wissenschaftlich umstritten. Tatsächlich gibt es keinen medizinischen Begriff für „Schlacken“. Die Organe Leber und Niere übernehmen normalerweise die Entgiftung. Dennoch soll beim Heilfasten nach Buchinger die Aktivität dieser Organe angeregt werden – zum Beispiel durch heiße Wickel für die Leber und viel Flüssigkeit für die Nieren.
Hat Fasten langfristige Vorteile?
Die Meinungen zum Fasten gehen auseinander. Während einige auf positive Effekte hinweisen, bemängeln andere das Fehlen großer, langjähriger Studien.
Mögliche Vorteile:
- Senkung des Blutdrucks: Auch nach dem Fasten bleibt der Blutdruck oft niedriger als zuvor.
- Hilfe bei chronischen Schmerzen: Beobachtungsstudien deuten auf Verbesserungen bei Rheuma und Schmerzen des Bewegungsapparates hin.
- Anti-Aging-Effekt: In Tierversuchen zeigte sich, dass Fasten die Zellalterung verlangsamen könnte.
Besonders interessant sind Hinweise, dass begleitendes Fasten bei Chemotherapien die Verträglichkeit verbessern könnte. Allerdings fehlen auch hier noch umfangreiche wissenschaftliche Belege.
Welche Fastenmethoden gibt es?
1. Heilfasten nach Buchinger:
- Verzicht auf feste Nahrung, dafür viel Flüssigkeit (2,5 Liter kalorienfreie Getränke).
- Dreiklang aus Körper, Geist und Seele: Fasten soll nicht nur den Körper reinigen, sondern auch mental und spirituell wirken.
2. F. X.-Mayr-Therapie:
- Drei-Stufen-Kur mit Tee-Wasser- oder Milch-Semmel-Diät zur Darmsanierung.
3. Schrothkur:
- Wechsel von Trocken- und Trinktagen sowie eine vegetarische Ernährung.
4. Molkekur:
- Flüssignahrung, angereichert mit Proteinen, zum Beispiel durch Molke.
Und was ist mit Intervallfasten?
Das Intervallfasten erfreut sich besonderer Beliebtheit. Dabei verzichtet man täglich oder wöchentlich für bestimmte Zeiträume auf Nahrung.
Bekannte Methoden:
- 16:8-Methode: 16 Stunden fasten, 8 Stunden essen.
- 5:2-Methode: An fünf Tagen normal essen, an zwei Tagen nur 500–600 Kalorien.
Ist Intervallfasten eine Wunderwaffe?
Obwohl oft behauptet wird, dass Intervallfasten vor Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs schützt, ist der aktuelle Forschungsstand weniger euphorisch. Intervallfasten scheint ähnlich effektiv wie klassische Diäten zu sein.
Wie lange sollte man fasten?
Die Fastendauer hängt stark von der Methode und der körperlichen Verfassung ab:
- Intervallfasten: Lässt sich langfristig in den Alltag integrieren.
- Buchinger-Heilfasten: 8–10 Tage plus Entlastungs- und Aufbautage.
- Maximaldauer: Mehr als sechs Wochen sollte nicht gefastet werden.
Was ist das Fasten-High?
Nach den ersten Tagen des Fastens berichten viele von einem „Fasten-High“ – einem Zustand gesteigerter Stimmung und Glücksgefühle. Dies liegt an der erhöhten Produktion von Serotonin und körpereigenen Opioiden, die schmerzstillend wirken.
Fazit: Ist Fasten gesund?
Fasten kann für gesunde Menschen eine sinnvolle Methode sein, um Gewicht zu verlieren und Körper und Geist zu reinigen. Wichtig ist jedoch, die richtige Methode zu wählen und nicht zu lange zu fasten. Chronisch Kranke und Risikogruppen sollten nur unter ärztlicher Aufsicht fasten. Die langfristigen gesundheitlichen Vorteile sind noch nicht abschließend belegt – aber die positiven Effekte auf das Wohlbefinden sind unbestritten.