Streng vertraulich: Das Hexagramm
Das geheime Siegel der Templer
Unter den Symbolen, die uns Templern zugeschrieben werden, nimmt das Hexagramm, der sogenannte Stern Salomons, einen besonderen Rang ein. Oft wird es fälschlich allein mit der jüdischen Tradition in Verbindung gebracht. In Wahrheit aber reicht seine Bedeutung viel tiefer und wurde von uns Templern als kosmisches Zeichen der Harmonie verstanden.
Ursprung und Gestalt
Das Hexagramm besteht aus zwei ineinander verschränkten Dreiecken:
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Das eine zeigt mit der Spitze nach oben – Symbol des Geistes, des Göttlichen, des Himmels.
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Das andere zeigt mit der Spitze nach unten – Sinnbild der Materie, der Erde, des Irdischen.
Wo beide ineinandergefügt sind, entsteht ein Stern aus sechs Spitzen – ein Zeichen der Vereinigung von Gegensätzen.
Die Bedeutung für die Templer
Für uns Templer stand das Hexagramm für das ewige Gesetz: „Wie oben, so unten; wie innen, so außen.“ Es war das Symbol des Bundes zwischen Himmel und Erde, zwischen Christus und Menschheit, zwischen Geist und Materie.
Das Hexagramm ist damit ein Zeichen des Grals: Der Kelch, der das Blut Christi birgt, vereint Göttliches und Irdisches, genau wie die beiden Dreiecke des Sterns.
Kosmische und mystische Aspekte
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Die sechs Spitzen des Sterns weisen auf die sechs Schöpfungstage hin, während die Mitte den siebten Tag, die Ruhe und Vollendung, symbolisiert.
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Der Stern ist zugleich ein Abbild des kosmischen Menschen, dessen Arme, Beine und Kopf die Spitzen darstellen, während sein Herz die Mitte bildet.
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Im Hexagramm begegnen sich die Polaritäten: männlich und weiblich, aktiv und passiv, Sonne und Mond, Licht und Dunkelheit.
So verstanden wir Templer das Hexagramm nicht als bloße Verzierung, sondern als geheimes Siegel, das den Eingeweihten die Einheit des Kosmos offenbarte.
Das Hexagramm in der Architektur
In manchen Kathedralen finden sich Fenster mit Hexagrammen, so in Notre Dame de Laon oder in der Kirche von Loison-sous-Lens. Für den einfachen Pilger waren sie bloßer Schmuck, doch der Eingeweihte erkannte darin den Fingerzeig auf das Mysterium des Lichts: Das göttliche Licht bricht durch die Sechszahl, die Zahl der Schöpfung, in die Welt.
Auch in unseren eigenen Kapellen verwendeten wir das Hexagramm, etwa in Laon oder Metz. Dort war es ein Zeichen der Templerweisheit, das den Brüdern die geheime Verbindung von Baukunst, Kosmos und göttlichem Mysterium vor Augen führte.
Das Herz der Symbolik
Das Hexagramm ist für uns ein Hinweis auf den inneren Tempel. Es lehrt, dass wahre Ritterlichkeit nicht allein im Schwert, sondern im Ausgleich der Gegensätze besteht. Nur wer Himmel und Erde, Geist und Leib, Licht und Schatten in sich vereint, kann ein wahrer Tempelritter sein.
Schlussgedanke
Das Hexagramm war für uns Templer ein heiliges Zeichen der Einheit. Es steht für die Versöhnung der Gegensätze, für das Geheimnis des Grals und für den Bund zwischen Gott und Mensch.
Wer dieses Siegel trägt, der bekennt sich nicht zu Macht und Herrschaft, sondern zum Dienst an der Harmonie des Kosmos – dem wahren Ziel der Ritter des Tempels.
