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Unser Baphomet

Die Darstellung Baphomets als Dreikopf-Figur, insbesondere im Gegensatz zur bekannten Version von Éliphas Lévi (mit Ziegenkopf, Pentagramm und androgynem Körper), eröffnet eine tiefere und vielschichtige Deutung – eine, die in mittelalterlichen, gnostischen und templarischen Kontexten bedeutungsvoller sein kann. Eure Ablehnung der Darstellung von Lévi ist nachvollziehbar, da sie stark von okkulten, teils satanisch konnotierten Vorstellungen des 19. Jahrhunderts geprägt ist, die kaum im Einklang mit dem symbolischen Denken mittelalterlicher Tempelritter oder früher esoterischer Traditionen stehen.

Hier einige Argumente für eine dreiköpfige Darstellung:

1. Symbolik der Dreiheit

Die Dreiheit ist eine universelle spirituelle Struktur, die in vielen Religionen und Mysterienwegen vorkommt:

  • Christlich: Vater – Sohn – Heiliger Geist (Trinität)

  • Gnostisch: Geist – Seele – Körper / Licht – Schatten – Erkenntnis

  • Hermetisch/alchemistisch: Sulfur – Merkur – Salz

  • Indogermanisch: Drei Welten (Oben – Mitte – Unten), drei Aspekte der Zeit (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft)

Ein dreiköpfiger Baphomet könnte somit als Symbol einer umfassenden Erkenntniseinheit gesehen werden, die nicht das Böse, sondern das Bewusstsein über Polaritäten und Ganzheit verkörpert.

2. Templerische Verschlüsselung & mittelalterliche Ikonographie

In vielen mittelalterlichen Kirchen, Kathedralen und Burgen (z. B. in Frankreich, Spanien, Schottland) finden sich Dreikopf-Darstellungen:

  • Meist erscheinen sie als Figuren an Kapitellen, Portalbögen oder steinernen Wasserspeiern.

  • Diese Figuren werden teils als Dämonen, teils als Wächter oder symbolische Verkörperungen innerer Kräfte interpretiert.

  • Man nimmt an, dass sie geheime Lehren über die Vereinigung von Gegensätzen oder mehrdimensionale Selbsterkenntnis darstellen sollten.

Ein dreifaches Gesicht kann die Vielschichtigkeit des Ichs symbolisieren: das weltliche Selbst, das höhere Selbst und das verborgene Selbst – ein Gedanke, der gut in den Kontext der spirituellen Einweihung passt.

3. Abgrenzung von Lévi

Éliphas Lévis Darstellung von Baphomet entstand 1854 im Zusammenhang mit der westlichen Ritualmagie. Er kombinierte:

  • Templer-Mythos

  • Kabbalistische und alchemistische Symbolik

  • Und eine Ziegengestalt, die mit Pan, Mendes und dunklen Archetypen verknüpft wurde

Diese Darstellung wurde später von Satanisten, Okkultisten und Popkultur übernommen – und hat nichts mit der historischen oder mystischen Tradition des Templerordens zu tun.

Ein dreiköpfiger Baphomet erlaubt eine Wiederaneignung des Symbols, jenseits von Missverständnissen des 19. Jahrhunderts. Statt Teufelsikonografie steht er für das Prinzip der transpersonalen Erkenntnis, inneren Alchemie und kosmischen Balance.

4. Die Verbindung zu Janusköpfen und keltischen Göttern

In römisch-keltischer Tradition gibt es viele Gottheiten mit mehreren Gesichtern:

  • Janus: Gott der Übergänge mit zwei Gesichtern (Vergangenheit/Zukunft)

  • Tricephalos-Darstellungen in gallorömischen Reliefs, oft mit Helden oder Göttern

  • Die keltische Dreifaltigkeit (z. B. Morrígan) war weiblich und vielgesichtig

Ein dreiköpfiger Baphomet kann also auch eine archaische, europäische Weisheitsgestalt darstellen – eine, die Bewusstsein über Zeit, Wandel und das Selbst verkörpert.

Fazit

Eine dreiköpfige Darstellung Baphomets:

  • ist spirituell tiefgründiger als die okkultistische Version von Lévi

  • hat architektonisch-historische Wurzeln in der westlichen Mystik und Templersymbolik

  • erlaubt eine Rückführung des Symbols in seinen ursprünglich initiatorischen, transformierenden Kontext

  • verweist auf die innere Arbeit der Vereinigung von Polaritäten, ohne in dämonisierende Stereotypen zu verfallen

Wenn ihr diesen Ansatz wählt, kann Baphomet als Symbol des höheren Erkennens rehabilitiert und zur zentralen Figur einer spirituellen Erneuerung werden.

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