✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Vermutliche Templer Niederlassungen in Deutschland 15

Worms (Rheinland-Pfalz)

Die Spuren der Tempelritter in der ältesten Stadt Deutschlands

Die Stadt Worms, am westlichen Ufer des Rheins gelegen, zählt zu den ältesten Städten Deutschlands und war im Mittelalter ein bedeutendes geistliches, wirtschaftliches und politisches Zentrum. Bekannt für ihren imposanten Dom, das jüdische Erbe und ihre Rolle im Nibelungenlied, war Worms auch ein Ort der Begegnung von Königtum, Kirche und Rittertum. Inmitten dieser geschichtsträchtigen Kulisse finden sich Spuren und Hinweise auf eine mögliche Templerpräsenz – wenn auch ohne formale Bestätigung. Der folgende Artikel geht der Frage nach, ob es in Worms einen Templerhof oder Besitz des Ordens der Tempelritter gegeben haben könnte, und welche historischen Indizien dafür sprechen.

Die Stadt Worms im Mittelalter – Ein bedeutender Ordensstandort

Worms war im 12. und 13. Jahrhundert ein bedeutender Bischofssitz, ein Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit und eine stark befestigte Reichsstadt. Sie lag direkt an einem der wichtigsten Verkehrswege des Reiches: dem Rhein. Dieser Fluss war nicht nur Handelsstraße, sondern auch Pilgerroute und Verbindungsachse für Ritterorden und Kreuzfahrer.

Die Stadt war geprägt durch:

Zahlreiche Klöster und Stifte, darunter das Andreasstift, das Liebfrauenstift und das Martinsstift

Eine starke Ritterpräsenz durch Reichsministerialen und Adelsfamilien

Einen blühenden Handelsplatz mit internationaler Ausstrahlung

Eine offene Haltung gegenüber kirchlichen und militärischen Orden – z. B. Deutschordenshaus und Johanniterkonvente sind in Worms urkundlich belegt

All dies macht Worms zu einem logisch denkbaren Standort für eine Templerstation, auch wenn bislang kein direkter Nachweis einer Kommende gefunden wurde.

Indirekte Hinweise auf Templerbesitz in Worms

1. Urkundliche Erwähnungen von „domus Templi“ in der Region

In mehreren Dokumenten aus dem 13. Jahrhundert finden sich Hinweise auf Besitzungen des Templerordens im Raum Rheinhessen, darunter:

Eine Erwähnung von Ländereien bei Worms-Heppenheim, die dem „Haus des Tempels“ zugeschrieben wurden

Eine Nennung von Einkünften, die an einen „frater Templi“ in der Region gezahlt werden sollten – ohne exakten Ortsbezug

Diese Hinweise deuten auf wirtschaftliche Aktivitäten des Ordens im Umland, die möglicherweise über ein Verwaltungszentrum in Worms organisiert wurden.

2. Flurnamen und Bezeichnungen

Im Gebiet um Worms tauchten bis ins 18. Jahrhundert Bezeichnungen wie:

„Templerhof“

„Tempelgarten“

„Templerweg“

auf. Besonders in den Ortsteilen Hochheim, Pfeddersheim und Horchheim gibt es Hinweise auf alte Flurstücke mit diesen Namen. Sie könnten auf ehemaligen Ordensbesitz zurückgehen – auch wenn eine Verwechslung mit Johannitern oder Deutschherren nicht ausgeschlossen ist.

3. Spuren in der lokalen Überlieferung

In der Volksüberlieferung von Worms heißt es, die Templer hätten einst einen „Hof vor der Stadtmauer“ betrieben, von dem aus sie:

Pilger versorgten,

Wein aus dem Rheintal einlagerten,

und mit dem Domkapitel in Verbindung standen.

Obwohl es sich um eine Legende handeln könnte, passt dieses Bild zu anderen kleineren Templerstationen im Reich.

Warum Worms ein attraktiver Templerort gewesen wäre

Mehrere Faktoren sprechen dafür, dass die Templer Worms als Standort in Betracht gezogen haben könnten:

Rheinzugang: Der Fluss war die Hauptversorgungs- und Reiseroute der Kreuzfahrer und Ritterorden.

Pilgerstation: Viele Pilger zogen über Worms nach Speyer, Mainz oder Köln – ein ideales Umfeld für eine Templerherberge.

Kirchlicher Einfluss: Als Bischofsstadt mit starkem Domkapitel bot Worms stabile Verhältnisse und potenzielle Gönner.

Reiches Umland: Fruchtbare Böden, Weinbau und zahlreiche Adelsgüter konnten als Pachtflächen oder Spenden in Ordensbesitz übergehen.

Nähe zu anderen Templerorten: Nachgewiesene Niederlassungen wie Koblenz, Marburg, Rosenthal oder Mühlhausen lagen in erreichbarer Entfernung.

Mögliche Szenarien

Auch ohne gesicherte Niederlassung ergeben sich einige plausible Szenarien:

1. Wirtschaftshof ohne liturgische Funktion

Ein kleiner Hof zur Verwaltung von Ländereien oder Spenden, betrieben von Laienbrüdern oder beauftragten Verwaltern.

2. Pilgerstation oder Herberge

Ein einfaches Haus außerhalb der Stadtmauern, das durchreisenden Kreuzfahrern und Templern als Unterkunft diente.

3. Temporäre Nutzung durch reisende Ordensritter

Die Nähe zu großen Pilgerwegen macht es möglich, dass Worms lediglich als Etappenort ohne festes Ordenshaus genutzt wurde.

Fazit: Worms – Zwischen Legende und logistischer Realität

Die vermutete Templerpräsenz in Worms bleibt ein spannendes Thema zwischen Legende, Indizien und historiografischem Potenzial. Während keine formelle Niederlassung nachgewiesen ist, sprechen zahlreiche Hinweise für wirtschaftliche oder logistische Aktivitäten des Ordens im Umfeld der Stadt.

Worms ist damit ein wichtiger Kandidat auf der Liste vermuteter Templerorte – einer jener Orte, die zeigen, wie weit das Netzwerk des Ordens möglicherweise reichte, auch wenn nicht jeder Stein die Spur eines roten Kreuzes trägt.

Weiterführende Forschungsmöglichkeiten

Analyse der Besitzverzeichnisse des Domkapitels und regionaler Adelsfamilien

Vergleich mit Johanniter- und Deutschordenslisten ab 1312

Archäologische Prospektion in Fluren mit verdächtigen Namen („Tempelgarten“, „Templerhof“)

Aufarbeitung der Straßen- und Flurnamen in den Stadtteilen Hochheim, Pfeddersheim, Herrnsheim

Schreibe einen Kommentar