Welchem Stern folgten die Heiligen Drei Könige?
Ein astronomisches Rätsel
Die Geschichte von den Heiligen Drei Königen, die einem geheimnisvollen Stern nach Bethlehem folgten, fasziniert seit Jahrhunderten nicht nur Gläubige, sondern auch Astronomen und Historiker. Die Frage, welcher Himmelskörper damals am Himmel sichtbar war, beschäftigt die Wissenschaft bis heute. Ein Komet, wie er oft dargestellt wird – beispielsweise in Giottos berühmtem Fresko der Geburt Christi – war es sehr wahrscheinlich nicht. Ein Komet galt damals als Unglücksbringer und wäre kaum mit der Geburt eines Erlösers in Verbindung gebracht worden.
1. Die Konjunktion von Jupiter und Saturn (7 v. Chr.)
Eine der bekanntesten Theorien geht auf den berühmten Astronomen Johannes Kepler zurück. Im Jahr 7 v. Chr. kam es zu einer spektakulären Dreifachkonjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild Fische.
- Jupiter: Der „Königsplanet“, Symbol für Macht und Herrschaft.
- Saturn: In der antiken jüdischen Astrologie galt Saturn als Schutzplanet des Volkes Israel.
- Fische: Ein Sternbild, das im antiken Denken mit dem Land Palästina/Juda in Verbindung gebracht wurde.
Für die Sterndeuter aus dem Osten (vermutlich aus Babylon oder Persien) könnte diese Konjunktion als Hinweis gedeutet worden sein, dass ein großer König der Juden geboren wurde.
Theorie: Die Sterndeuter interpretierten die enge Verbindung dieser beiden Planeten als Zeichen für die Geburt eines außergewöhnlichen Herrschers in Judäa.
2. Die Konjunktion von Jupiter und Venus (2 v. Chr.)
Ein weiteres astronomisches Ereignis, das häufig mit dem „Stern von Bethlehem“ in Verbindung gebracht wird, ist die außergewöhnlich enge Konjunktion von Jupiter und Venus im Jahr 2 v. Chr.
- Jupiter und Venus kamen sich am Himmel so nahe, dass sie wie ein einziger extrem heller Stern erschienen.
- Diese Konjunktion war in der Abenddämmerung besonders auffällig und strahlend.
Theorie: Die Weisen aus dem Morgenland, die als erfahrene Astronomen und Astrologen galten, könnten dieses Ereignis als göttliches Zeichen für die Geburt eines Königs gedeutet haben.
3. Eine Supernova oder Nova (ca. 5 v. Chr.)
Ein weiterer möglicher Kandidat ist eine Supernova oder Nova, also die Explosion eines Sterns, die für einige Wochen oder Monate als extrem heller Lichtpunkt am Nachthimmel sichtbar ist.
- Chinesische Astronomen berichteten von einem hellen Stern im Sternbild Adler im Jahr 5 v. Chr., der mehrere Wochen am Himmel sichtbar war.
- Eine solche Erscheinung wäre für damalige Sterndeuter ein außergewöhnliches Zeichen gewesen.
Theorie: Eine Supernova oder Nova könnte den Weisen als „Stern“ gedient haben, dem sie folgten.
4. Ein astrologisches Zeichen
Einige Forscher gehen davon aus, dass die Weisen den „Stern“ nicht als physisches Himmelsobjekt verstanden, sondern als astrologisches Ereignis deuteten.
- Damals war die Astrologie in der Region weit verbreitet.
- Die Sterndeuter könnten aus der Position von Planeten, Mond und Sternbildern bestimmte Hinweise auf die Geburt eines bedeutenden Herrschers abgelesen haben.
Was spricht für welche Theorie?
- Die Konjunktion von Jupiter und Saturn (7 v. Chr.) passt zeitlich gut in das historische Umfeld. Sie war außerdem über Monate hinweg sichtbar und auffällig.
- Die Konjunktion von Jupiter und Venus (2 v. Chr.) war extrem hell und auffällig, passt aber möglicherweise nicht exakt zur historischen Datierung von Jesu Geburt.
- Eine Supernova (5 v. Chr.) war ein einmaliges und eindrucksvolles Ereignis, aber ihre genaue Helligkeit und Sichtbarkeit sind nicht zweifelsfrei belegt.
Fazit: Eine himmlische Botschaft
Bis heute ist nicht zweifelsfrei geklärt, welchem „Stern“ die Heiligen Drei Könige tatsächlich gefolgt sind. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Mischung aus einem realen Himmelsereignis (wie einer Konjunktion oder einer Nova) und der astrologischen Deutung durch die Weisen.
Was jedoch unbestritten bleibt: Der „Stern von Bethlehem“ symbolisiert in der christlichen Tradition bis heute das Licht der Hoffnung, das Menschen den Weg zu einem tieferen Sinn und einer höheren Wahrheit weist.
Vielleicht war der Stern, dem die Heiligen Drei Könige folgten, nicht nur ein astronomisches Phänomen, sondern vor allem ein Symbol für die innere Suche nach dem Göttlichen – eine Reise, die uns bis heute begleitet.