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Wenn die Lehrer irren

Was bedeutet es für die Kirche, wenn Menschen wie Wallner, Waldstein und Schlögl im Stift Heiligenkreuz Generationen von Priestern prägen?

Die katholische Kirche lebt durch ihre geistlichen Lehrer. Diejenigen, die Theologie unterrichten, prägen das Denken, den Glauben und die spätere Verkündigung tausender junger Männer, die Priester werden. Doch was geschieht, wenn gerade diese Ausbilder nicht Lichtträger, sondern Träger fragwürdiger Ideen sind? Wenn ihre Lehre weniger dem Evangelium als einem autoritären, antidemokratischen und ausgrenzenden Weltbild dient?

Die Macht der Prägung

Theologie ist keine abstrakte Wissenschaft wie Mathematik oder Physik. Sie ist das Denken über Gott – und über den Menschen im Licht des Göttlichen. Wer Theologie lehrt, prägt die Seele, nicht nur den Intellekt. Deshalb ist die Persönlichkeit eines Theologen ebenso entscheidend wie sein Fachwissen. Die geistige Haltung eines Lehrenden wird zur Haltung des Klerus von morgen.

Pater Karl Wallner – der öffentlichkeitswirksame Traditionalist

Seit über 30 Jahren prägt Pater Karl Wallner die theologische Ausbildung im Stift Heiligenkreuz. Als Professor, Dekan, Rektor und Medienmann hat er nicht nur das Curriculum beeinflusst, sondern auch die Sichtweise von tausenden Theologiestudenten. Wallner steht für einen radikalkonservativen Kurs, in dem moderne Gesellschaftsfragen häufig als „Angriffe auf das Christentum“ gewertet werden. In seinen Auftritten propagiert er eine Kirchenauffassung, die auf Hierarchie, Autorität und Ausgrenzung basiert – und damit zunehmend an der Realität vieler Gläubiger vorbeigeht.

Pater Edmund Waldstein – der Intellektuelle mit radikalem Weltbild

Noch schärfer sind die Positionen seines Mitbruders Pater Edmund Waldstein, Professor und Vertreter des sogenannten „Integralen Katholizismus“, einer geistigen Bewegung, die Demokratie skeptisch, die Todesstrafe legitim, und Religionsfreiheit zweitrangig bewertet. Seine Nähe zu rechtskatholischen Netzwerken ist gut dokumentiert – und seine Lehren sind keineswegs Randnotizen: Sie werden innerhalb der Hochschule an zukünftige Priester weitergegeben.

Pater Nivard Schlögl – eine dunkle Vorgeschichte

Blicken wir in die Geschichte zurück, sehen wir im Fall von Pater Nivard Schlögl, dem Novizenmeister des berüchtigten Jörg Lanz von Liebenfels, wohin eine verirrte Prägung führen kann. Schlögl war selbst Antisemit und Rassist – und legte mit seiner Ausbildung den Grundstein für eine Ideologie, die später in den Ostara-Schriften Lanz’ und schließlich im nationalsozialistischen Denken aufging. Schlögls Einfluss war nicht nur ein persönlicher Fehler, sondern ein historisches Versagen der kirchlichen Verantwortung.

Was bedeutet das für die Kirche – und für ihre Gläubigen?

Wenn Männer mit radikalen, ausgrenzenden oder autoritären Weltbildern tausende zukünftige Priester ausbilden, entsteht ein systemisches Problem:

  • Eine nachwachsende Priestergeneration, die nicht auf Dialog, sondern auf Dogma setzt.

  • Eine Spaltung zwischen Klerus und Gläubigen, die sich von der Realität ihrer Seelsorger entfremdet fühlen.

  • Eine Kirche, die statt Trost und Orientierung oft nur Kontrolle und Bewertung anbietet.

  • Und ein Glaube, der nicht mehr frei macht, sondern fest bindet – an menschliche Ideologien statt an die Botschaft Christi.

Was müsste geschehen?

Die Kirche muss sich selbstkritisch fragen:

  • Wer bildet unsere Priester aus – und mit welchen Haltungen?

  • Welche Theologie wird vermittelt – eine theologische Suche oder eine geschlossene Weltanschauung?

  • Ist unsere Ausbildung dienend – oder herrschend?

Papst Franziskus forderte eine Kirche, die demütig, barmherzig und dialogbereit ist. Eine solche Kirche entsteht nicht aus den Köpfen autoritärer Lehrer – sondern aus Herzen, die berührt wurden vom Geist Jesu.

Fazit

Lehrer wie Wallner, Waldstein und einst Schlögl hinterlassen Spuren – nicht nur in theologischen Skripten, sondern in der Kirche von morgen. Es ist an der Zeit, diese Spuren zu hinterfragen – im Licht des Evangeliums, im Namen der Wahrheit und im Dienst der Menschen, die glauben wollen, ohne zu gehorchen müssen.

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