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Putin nutzt Bidens «Mörder»-Provokation zum eigenen Vorteil

Die Äusserung des amerikanischen Präsidenten Joe Biden, der Kremlherr sei ein «Killer», hat in Russland heftige Reaktionen ausgelöst. Das ganze russische Volk sei beleidigt worden, sagte der Duma-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin. «Wie du mich nennst, so heisst du selbst», konterte Wladimir Putin, und räsonierte darüber, dass der Mensch oft das Eigene auf das Gegenüber projiziere. Ausserdem brachte er düstere Episoden amerikanischer Geschichte aufs Tapet.

Bidens Äusserung spielt dem Kreml womöglich in die Hände. Die Proteste der vergangenen Monate und die Unzufriedenheit mit der Politik gefährden den Machterhalt der Elite. Die immer neuen Gesetzesverschärfungen und Einschränkungen von Freiheitsrechten und Pluralismus stehen damit in direktem Zusammenhang. Der Kreml könnte die aussenpolitische Konfrontation erst recht zum Beweis für die Gefährdung durch «ausländische Einmischung» nehmen und den unabhängigen Medien und aufmüpfigen gesellschaftlichen Bewegungen das Leben zusätzlich erschweren.

Die Beziehungen zwischen den USA und Russland sind am Gefrierpunkt. Sie stehen allerdings im Schatten des amerikanischen Verhältnisses zu China, auf das sich dieser Tage die Aufmerksamkeit richtet. Für Russland könnte das aber auch die Gelegenheit für eine Abkehr von der Besessenheit sein, mit der es sich ständig mit den USA misst.

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