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⚔️ Gedanken am 28. April

Wahre Demut: Zwischen Selbstverherrlichung und Selbstverleugnung

Demut ist ein oft missverstandenes Wort. Viele meinen, demütig zu sein bedeute, sich kleinzumachen, die eigenen Gaben zu verleugnen oder den eigenen Wert gering zu schätzen. Doch wahre Demut ist keine Selbsterniedrigung, sondern das Loslassen der Selbstverherrlichung, während wir zugleich in der Erkenntnis unserer göttlichen Herkunft ruhen.

Der große jüdische Mystiker Baal Schem Tov lehrte, dass jeder Mensch einzigartig ist. Noch nie hat es jemanden wie dich oder mich gegeben, und nie wieder wird es jemanden geben, der genau so ist. Diese Einzigartigkeit ist kein Grund für Stolz im weltlichen Sinne, sondern für eine tiefe, stille Selbstgewißheit.

„Vergesst nicht“, sprach der Baal Schem Tov, „dass ihr Söhne und Töchter eines großen Königs seid.“

Dieses Bewusstsein, dass wir Kinder des Göttlichen sind, ist das wahre Fundament der Demut. Denn nur wer weiß, dass er in der Liebe Gottes verankert ist, braucht nichts zu beweisen. Er kennt seinen Wert, ohne sich über andere zu stellen. Er weiß, dass er würdig ist – nicht durch Leistung, sondern durch das einfache Sein.

Selbstkritik und das falsche Ich

Selbstkritik – diese innere, nagende Stimme, die uns kleinredet, uns ständig sagt, wir seien nicht genug – ist nicht die Stimme des Höheren Selbst. Es ist das Ich, das sich in anderer Gestalt zeigt: Nicht als Stolz, sondern als Zweifel. Doch beides – Stolz wie Selbstverleugnung – sind Masken des gleichen Egos.

Wahre Demut dagegen ist ein Zustand reiner Klarheit: Ich bin nicht mehr und nicht weniger als das, was ich bin. Ein Ausdruck Gottes, geliebt und getragen, einzigartig in meiner Form, doch verbunden mit allem, was ist.

Templerarbeit: Die Würde der Demut

Die Arbeit des Templers führt in diese Selbstgewißheit hinein. Sie erinnert uns daran, dass Demut nicht heißt, sich kleinzumachen, sondern groß zu sein in der Erkenntnis der göttlichen Wahrheit über unser Wesen.

Göttlicher Geliebter, Gottvater und -mutter, lasse mich voll
Dankbarkeit der Tatsache eingedenk sein, daß ich wahrhaft
Dein Kind bin. Möge ich mich stets erinnern, daß das Leben
ein unschätzbares Geschenk ist, eine niemals endende Rolle
in Deiner Schöpfung.

Diese innere Haltung gebiert eine neue Form der Demut: Nicht aus Angst, nicht aus Selbstzweifel, sondern aus Dankbarkeit. Aus dem Wissen, dass wir nichts beweisen müssen, denn wir sind bereits gerechtfertigt durch unser Dasein.

Übung: Die Meditation des liebenden Gewahrseins

Verweile einige Minuten in der Metta-Meditation, dem Gebet der Sammlung, im Ei aus Licht oder in der Shamatha-Vipassana-Meditation.
Spüre, wie du in der Liebe Gottes ruhst. Lass alle Gedanken an „besser“ oder „schlechter“, „würdig“ oder „unwürdig“ los. Du bist. Und das genügt.

In diesem Zustand erkennst du:
Demut ist der natürliche Ausdruck der Selbstgewißheit.

„Ich brauche nichts zu beweisen, denn ich bin bereits dadurch bewiesen, dass ich bin.“
Diese Erkenntnis ist das Tor zur wahren Freiheit – einer Freiheit, die aus der Liebe geboren ist, und die in der stillen Würde des Herzens wohnt.

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