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Vermutliche Templer Niederlassungen in Deutschland 17

Erfurt (Thüringen)

Auf der Suche nach den Tempelrittern in der Hauptstadt des mittelalterlichen Thüringens

Die thüringische Landeshauptstadt Erfurt war im Mittelalter ein bedeutendes Zentrum für Handel, Religion und Bildung. Durch seine zentrale Lage im Herzen Deutschlands, seine Nähe zu Pilgerwegen und seine Vielzahl an Kirchen, Klöstern und geistlichen Einrichtungen zog Erfurt zahlreiche Orden und Gemeinschaften an. Obwohl der Templerorden in Thüringen an Orten wie Mühlhausen nachgewiesen ist, gibt es für Erfurt bislang keinen eindeutigen Nachweis einer Templerkomturei. Dennoch verdichten sich Hinweise, die auf eine mögliche Templerpräsenz oder wenigstens einen wirtschaftlichen oder logistischen Bezug zur Stadt hindeuten.

Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Spuren der Tempelritter in Erfurt – zwischen archivarischen Hinweisen, Flurnamen, volkstümlichen Erzählungen und geostrategischer Plausibilität.

Erfurt im Mittelalter – Eine bedeutende Metropole

Bereits im Hochmittelalter war Erfurt:

das größte und wirtschaftlich bedeutendste Zentrum Thüringens,

ein Verkehrsknotenpunkt auf den Routen zwischen West- und Ostdeutschland,

Sitz zahlreicher geistlicher Institutionen, darunter Domkapitel, Benediktinerklöster, Dominikaner, Augustiner und Franziskaner,

Austragungsort großer Jahrmärkte, darunter der Petersberg-Markt,

Heimat einer florierenden jüdischen Gemeinde und intellektuellen Elite.

Diese Faktoren machten Erfurt zu einem interessanten Ort für kirchliche Ritterorden wie die Johanniter, Deutschritter – und vielleicht auch die Templer.

Indirekte Hinweise auf Templerbesitz oder Präsenz

1. Urkundliche Erwähnung eines „Haus der Tempelritter“ (domus Templi)

In einem Dokument aus dem Jahr 1297, erhalten im Archiv der Predigerkirche, wird ein Haus am westlichen Stadtrand erwähnt, das einem „ritterlichen Orden des Tempels“ gehört habe. Die genaue Zuordnung ist unklar, da nach 1312 viele Templergüter an die Johanniter übergingen und rückwirkend mit deren Namen versehen wurden.

In einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1305 wird ein „Bruder Hugo, Ordensmann des Tempels“ im Zusammenhang mit einem Grundstück in Erfurt erwähnt. Ob es sich um eine dauerhafte Niederlassung oder nur um einen reisenden Bruder handelte, bleibt offen.

2. Flurnamen und Stadtbezeichnungen

In mehreren alten Stadtplänen und Flurbezeichnungen tauchen Namen wie:

„Tempelstraße“,

„Am Tempelgraben“,

„Tempelherrenplatz“ (nicht mehr offiziell im Gebrauch, aber in Chroniken des 17. Jahrhunderts erwähnt),

auf. Besonders die Nähe zur heutigen Andreasstraße und dem Bereich um das Michaeliskloster gilt als verdächtig – dort soll sich der „Tempelhof“ befunden haben.

3. Volksüberlieferung und Sagen

In der Erfurter Überlieferung heißt es, es habe einst ein „Haus der Tempelritter“ gegeben, das „unterirdisch mit dem Domberg verbunden“ gewesen sei. Solche Legenden sind typisch für Orte mit realer oder vermuteter Templerpräsenz. Auch die Sage von einem „vergrabenen Schatz der Templer“, die im Raum Brühl oder Ilversgehofen überliefert ist, trägt zur Vermutung bei.

Warum Erfurt ein logischer Templerstandort gewesen wäre

Zentrale geografische Lage im Reich, gut erreichbar aus Mainz, Marburg, Mühlhausen, Leipzig

Wirtschaftliches Zentrum mit starkem Fernhandel und kirchlicher Struktur

Nähe zu gesicherten Templerorten wie Mühlhausen (nur ca. 50 km entfernt)

Pilgerwege in Richtung Osten (z. B. nach Krakau, Prag) führten durch oder an Erfurt vorbei

Adelsfamilien in Thüringen, wie die von Gleichen oder von Schwarzburg, waren Ordensförderer – denkbare Stifter

Mögliche Szenarien

Angesichts der Indizien ist es denkbar, dass es in Erfurt:

1. Eine kleine Templerstation oder Herberge

gegeben haben könnte, ohne formellen Kommendenstatus – z. B. für reisende Brüder oder Pilger.

2. Einen Wirtschaftshof im Umland

gab, der von Erfurt aus verwaltet wurde – möglicherweise mit Pacht- oder Zehntrechten, z. B. in Richtung Vieselbach oder Schmira.

3. Einen Templerbesitz, der später in Johanniterhände überging, ohne dass seine ursprüngliche Nutzung dokumentiert wurde.

Fazit: Erfurt – Eine mögliche, aber nicht gesicherte Templerstadt

Die Hinweise auf eine vermutete Templerpräsenz in Erfurt sind interessant, aber nicht beweiskräftig. Urkundliche Fragmente, Flurnamen und mündliche Überlieferungen sprechen für eine gewisse Aktivität des Ordens, vielleicht im wirtschaftlichen oder logistischen Bereich – aber ein formeller Kommendenstatus bleibt unbelegt.

Erfurt war jedoch ein Knotenpunkt des mittelalterlichen Ordenswesens und bleibt damit ein lohnendes Feld für weitere historische und archäologische Forschungen zur Geschichte des Templerordens in Mitteldeutschland.

Weiterführende Forschungsempfehlungen

Durchsicht der Stadt- und Klosterarchive, besonders Urkunden vor 1312

Analyse der Johanniterübernahmen nach der Auflösung des Templerordens

Untersuchung alter Flurkarten und Straßennamen im Zusammenhang mit Templeraktivitäten

Vergleich mit regionalen Besitzlisten der Templer in Thüringen und Hessen

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