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⚔️ Templer in Schottland

Über die Aktivitäten und Niederlassungen der Templer in Schottland ist relativ wenig bekannt. Für Verwirrung sorgt zuweilen, dass die Bezeichnung „Temple Land“ seit dem 16. Jahrhundert für Besitzungen verwendet wurde, die ganz und gar nicht dem Templerorden, sondern anderen religiösen Institutionen gehörten.
Bekannt ist, dass die Templer etwa zur gleichen Zeit in Schottland auftauchten, als sie auch in England erste Schenkungen übereignet bekamen. König David I. lud Hugues de Payens ein und übereignete ihm Land in Balantrodoch, wo in der Folgezeit die erste Niederlassung auf schottischem Boden entstand. Der Cistercienserchronist Aelred de Rievaulx berichtet, David I. habe sich der Templer auch als Ratgeber bedient. Eine besondere Nähe der Templer zu den einheimischen Schotten ist jedoch nicht nachzuweisen; die meisten Schenkungen stammten von normannischen Familien und auch die Namen der bekannten Ordensbrüder verweisen auf normannische Ursprünge. Noch Mitte des 13. Jahrhunderts unterstanden die schottischen Ordenshäuser offenbar der englischen Provinz, denn auf einem in London 1234 abgehaltenen Generalkapitel wurden Güterangelegenheit schottischer Provenienz abgehandelt. 1291 war Schottland eine unabhängige Ordensprovinz mit einem eigenen Provinzmeister, in diesem Fall Brian de Jay. Da er gleichzeitig als Komtur von Balantrodoch amtierte, wurde die Komturei zum Hauptsitz.

Die päpstliche Bulle Pastoralis Praeeminentiae leitete auch in Schottland das inquisitorische Verfahren ex officio ein. Vor der in Holyrood tagenden Untersuchungskommission erschienen allerdings nur zwei Ordensbrüder, einer von ihnen war der derzeitige Provinzmeister Walter de Clifton. Beide machten keine belastenden Aussagen.
Der Templerorden fand nach dem Prozess auch in Schottland sein Ende. Die Teilnahme eines Templerkontingents an der Schlacht von Bannockburn 1314 von Robert Bruce gegen König Edward II. von England, die diese zugunsten der Schotten entschied, muss in das Reich der Legende verwiesen werden. Entstehungszeit dieses Mythos ist vermutlich das 18. Jh.; und sehr wahrscheinlich geht er auf die Imaginationskraft des schottischen Freimaurers Michael Ramsay zurück, wie Historiker aus Freimaurerkreisen selbst im 19. Jh. feststellten. Es gibt keine Beweise für die Annahme, dass es flüchtige Templer vom Festland oder aus England gewesen seien, die die schottischen Freiheitskämpfer ausgebildet hatten. Dagegen spricht bereits, dass es sich bei den in Europa befindlichen Templern hauptsächlich gerade nicht um kämpfende Ordensbrüder handelte (diese waren in der Endzeit des Ordens im Wesentlichen auf Zypern und Spanien konzentriert, wie aus den Prosopographien der Prozessakten ersichtlich ist), UND dass die Templer im schottisch-englischen Konflikt auf Seite der Engländer standen.

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