✠ ASTO-Blog ✠

✠ Was wir über JESUS lesen

Die Geschichte Jesu aus den Evangelien

Jehoschua ben Joseph war ein jüdischer Rabbiner.
Er wurde geboren, als Augustus römischer Kaiser und Herodes der Große jüdischer
König war (Lk. 2,1). Da Herodes bereits im Jahre 4 v. Chr. gestorben ist, muß
die Geburt Jesu vor diesem Zeitpunkt stattgefunden haben. Die von dem Abt Dionysius
Exiguus im 6. Jh. in Rom festgelegte Zeitrechnung, die das Jahr 1 mit der Geburt
Jesu ansetzt, beruht auf einem Rechenfehler.
Vielmehr kann man aus der Erzählung des Sternes von Bethlehem (Mt. 2,1 ff) und
dem Bericht über den in Palästina durchgeführten Zensus (Schätzung der Bürger) –
hier aber mit Vorbehalten – das Geburtsjahr Jesu auf etwa 7 vor unserer Zeitrechnung
datieren.

Astrologische Berechnungen erblicken im Stern von Bethlehem die im Jahr 7 v. Chr.
stattgefundene Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische. Jupiter galt in der Antike als Stern des Weltherrschers, der Saturn als Stern des Judenlandes, die Fische waren der Endzeit zugeordnet. Die Konjunktion wurde von den Astrologen des
Altertums so gedeutet: Im Judenland erfolgte die Geburt eines Königs, des Herrschers
der Endzeit. Als geschichtlichen Beweis wollen wir aber diese Stelle nicht betrachtet
wissen.

Der Geburtsort Jesu ist keine christologische Konstruktion (Conzelmann), sondern
historisches Faktum (Lk. 2,4 ff). Jesus stammt aus dem Geschlecht Davids (Mk. 10,
48), die Stammbäume Jesu wollen das erhärten (Mt. 1,1 ff, Lk. 3,23 ff.). Sie erwähnen
auch Joseph, den vermeintlichen Vater (Lk. 3,23) Jesu. Die Stammbäume bei Matthäus
und Lukas stimmen nicht überein. Was allerdings auch sinnlos ist, wenn Jesus vom Hl. Geist und nicht von Joseph gezeugt wurde.

Die Jungfrauengeburt ist geschichtlich nicht neu. Sie führt den Ursprung Jesu auf Jahwe zurück. Sonst schweigt das Neue Testament über die Erzeugung Jesu. Während seines Lebens galt er als Sohn Josephs und der Maria (Lk. 4,22, Joh. 6,42).
Der Name Jesus (Jeschua = Jehoschua = Jahwe ist Rettung) war bei den Juden nicht
selten. Aufgewachsen ist Jesus in Nazareth (Mt. 2,23), einem unbedeutenden niedergaliläischen Bergstädtchen. Dort wohnten auch seine nächsten Verwandten
(Mk. 6,3).

Joseph, Jesus Vater, übte in Nazareth den Beruf eines Bauhandwerkers aus
(Mt. 13,55). Nicht viel mehr wissen wir über ihn. Jesus selbst wird nicht nur »Sohn des Zimmermanns«, sondern selbst »der Zimmermann« genannt. Er hat also diesen Beruf
erlernt und ausgeübt (Mk. 6,3).
An verschiedenen Stellen des Neuen Testaments werden Jakobus, Joses, Judas und Simon als Brüder Jesu genannt (Mk. 6,3 Parr.). Biblisch läßt es sich deswegen nicht klären, ob es sich dabei um leibliche Brüder Jesu oder um enge männliche Verwandte handelte, weil das aramäische Wort, das dem nt. griechischen adelphos (= Bruder) zugrundeliegt,
beides bedeuten kann. Die Frage ist offenzulassen, wenngleich manche in der Bezeichnung »der Sohn des Joseph und der Sohn Mariens« die Bruderlosigkeit Jesu vermuten.

Wir hören aber außerdem noch von Schwestern Jesu (Mk.6,1 ff, Mt.13,55f). Auch
hier gilt wegen des semitischen Urwortes dasselbe wie bei der Frage der Brüder
Jesu.

Über Kindheit und Jugend Jesu erfahren wir sehr wenig. Das ist nicht verwunderlich,
da ja die Evangelien die heilswichtigen Worte und Taten des Rabbi Jesus verkünden
und keine Biographie schreiben wollen. Der zwölfjährige Jesus im Tempel gibt Zeugnis
von seiner Schriftkenntnis und Religiosität (Lk. 2,41 f), seine folgende Entwicklung gibt Lukas mit dem einen Satz wieder: »Er nahm zu an Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen.« Die äußere Gestaltung seines Lebens scheint sich eben ohne bemerkenswerte Ereignisse vollzogen zu haben.

Auch über Maria, seine Mutter, hören wir aus dieser Zeit nichts. Auch bezüglich
der öffentlichen Wirksamkeit Jesu können wir eine nur ungefähre Chronologie
geben. Es läßt sich weder mit Sicherheit sagen, wie lange Jesus gelebt hat, noch wie
lange er öffentlich gewirkt hat. Nach Lk.3,23 war Jesus bei seinem Auftreten als Rabbi
ungefähr 30 Jahre alt. Bei Joh. 2,20 wird gesagt, daß zu dieser Zeit 46 Jahre seit Beginn des herodianischen Tempelbaues vergangen sind. Diese Angabe weist etwa auf
das Jahr 27/28. Wenn wir dazu das 15. Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius (Lk.3,1)
als exakte Zeitangabe für das Auftreten des Täufers hernehmen, so kommen wir zur selben Datierung.

Nach den Evangelien und allen anderen diesbezüglichen Quellen wurde Jesus unter
Pontius Pilatus gekreuzigt, der 26-36 n. Chr. Statthalter war. Und zwar starb Jesus
an einem Freitag, am 14. Nisan (nach den Synoptikern am 15. Nisan). Rückberechnungen
haben ergeben, daß es sich dabei um den 7. April des Jahres 30 n. Chr. gehandelt
haben muß. Die Dauer der Wirksamkeit Jesu wird man (nach Mk.1,14, 2,23, 14,1)
auf mindestens eineinhalb Jahre ausdehnen müssen. So darf man sagen, daß die öffentliche Wirksamkeit Jesu die Jahre 28-30 n. Chr. umfaßt.

Über den Prozeß Jesu zu sprechen, würde den Rahmen sprengen. Er wäre einer eigenen
Untersuchung wert. Festgehalten soll aber hier werden, daß Jesus nach dem biblischen
Zeugnis, wenn man vertraut ist mit dem semitischen Hintergrund des griechischen
Textes, am Kreuz gestorben ist. Jesus hat am Kreuz das pneuma, hebr. ruach, das eigentliche „Lebensprinzip“, (1. Mos. 6,17 u. a.), ausgehaucht, übergeben (Mt. 27,50 u. Parr.).
Das hebräische Wort rûaḥ (רוּחַ) kommt im Tanach, der hebräischen Bibel, 378 Mal vor. An bestimmten Stellen wird das Wort mit ‚Geist‘ übersetzt. Die Grundbedeutung von rûaḥ ist ‚bewegte Luft‘. In griechischen Übersetzungen des Tanach ist die Übersetzung als Pneuma zu finden.
Rûaḥ wird im Tanach auch in Verbindung mit dem Handeln Gottes gebracht. Die Autoren des Tanach nehmen an, dass JHWH die Bewegung des Windes veranlasst (Gen 8,1), dass der Wind von Gott erzeugt werde („rûaḥ JHWH“ in Jes 40,7) und dass Gott den Wind erschaffen habe (mit „bara“ in Am 4,13). An einigen Stellen im Tanach wird rûaḥ im Sinne des „Atems Gottes“ verwendet Ps 18,16.
Paulus bezeugt leidenschaftlich den Tod Christi am Kreuz (Rom. 5,6, 1. Kor. 15,3).

Das sind die wichtigsten historischen Daten aus dem Leben Jesu. Man könnte jetzt
noch nach Einzelheiten aus der Kindheitsgeschichte Jesu fragen, die sich in den ersten
zwei Kapiteln der Evangelisten Matthäus und Lukas findet. Sie gehört der Literaturgattung des midrasch ( = erbauliche Erzählung) an. Wieder sind nur die Hauptdaten der klassischen Historik zuzurechnen. Einzelne Züge (Besuch der Magier, Flucht nach Ägypten) müssen nicht unbedingt wörtlich historisch geschildert sein (K. Rahner). Die Auferstehung am dritten Tage nach seiner
Grablegung (Mk. 16,1 parr.) und die „Himmelfahrt“ schließen Jesu irdisches Wirken
nach dem Zeugnis der Schrift, das ganz im Lichte des Osterereignisses steht, ab.

All die minutiösen Mitteilungen, die uns über Jesus fehlen, sind für die Verkünder
seiner »Worte und Taten« belanglos. Wichtig ist für den Jünger Jesu nur, daß Jesus
»gehorsam geworden ist bis zum Tod am Kreuz und von Gott dafür erhöht worden
ist« (Phil. 2,8), daß »ihn Gott auferweckt hat von den Toten« (Kol. 2,12) und deshalb der Mensch mit ihm und durch ihn Eingang zum ewigen Sein bei Gott hat (Rom. 8,11).

Über die kurze Spanne der öffentlichen Tätigkeit Jesu, da er Zeichen und Krafttaten
gewirkt und gelehrt hat, darf in der Schrift immer neu meditiert werden. Denn Jesus
ist gekommen, um von der »Wahrheit Zeugnis zu geben« (Joh. 18,37) und den Menschen
das »Leben in Überfülle« (Joh. 10,11), in all seinen Dimensionen bis hinein in die
Ewigkeit neu zu eröffnen. Nur das ist von Bedeutung.

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