Barcelona (Komturei in Spanien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Geschichte der Templerkomturei in Barcelona beginnt im Jahr 1134, als die Templer durch eine Urkunde die Schenkung von „Torres d’en Gallifa“ erhielten. Dieser Gebäudekomplex, der einen Turm einschloss, befand sich direkt an der Stadtmauer Barcelonas. Anfangs unterstand diese Niederlassung der ländlichen Komturei in Palau Solità (Vallès).
Bereits 1150 hatte sich die Bedeutung der Niederlassung in Barcelona deutlich erhöht. Sie stand nun gleichberechtigt neben Palau Solità, erfüllte jedoch andere Aufgaben. Während die ländliche Komturei in Vallès vor allem agrarische Aufgaben wahrnahm, war die städtische Niederlassung stärker auf wirtschaftliche und logistische Aktivitäten ausgerichtet.
Durch Schenkungen und gezielte Käufe gelang es den Templern, verstreut liegende Güter in Vallès und Barcelona zu zentralisieren. Unter der Leitung von Komtur Pere Gil (1238–1250 und 1254–1258) entwickelte sich die Komturei Barcelona zu einem bedeutenden Zentrum des Templerordens in Spanien. Sie spielte eine Schlüsselrolle bei der Organisation von Transporten ins Heilige Land und diente als logistisches Drehkreuz.
Während Pere Gils Amtszeit entstanden bedeutende Bauwerke, darunter die Kirche Santa Maria de Palau, ein dazugehöriges Palais und eine Ummauerung, die das Areal schützte. Um den Bau der Kirche zu unterstützen, gewährte Papst Innozenz IV. einen Ablass von 40 Tagen für jeden, der zur Finanzierung beitrug. 1246 gewährte der Bischof von Barcelona der Komturei einen eigenen Friedhof, auf dem auch Donati (Laienbrüder) bestattet werden durften.
Erst im Jahr 1282 löste die Niederlassung in Barcelona die Komturei in Palau Solità als administratives Zentrum ab. Nach der Auflösung des Templerordens gingen die Besitzungen und Gebäude der Komturei zunächst an die Johanniter und später, im Jahr 1328, an den Bischof von Vic. Ab 1367 fiel die Komturei an die königliche Krone zurück und wurde zu einer königlichen Residenz ausgebaut – bekannt als Palacio Real Menor.
Von der ehemaligen Komturei in Barcelona sind ein Sakramentar und eine Handschrift der Templerregel erhalten geblieben. Diese Dokumente gewähren tiefe Einblicke in die liturgischen Bräuche und die spirituelle Praxis der Templer in Katalonien und im gesamten Orden.
Beziehungen und Konflikte
Ein bemerkenswertes historisches Ereignis ist der Eintritt von Graf Raimond-Berengar III. in den Templerorden kurz vor seinem Tod im Jahr 1131. Laut den Gesta Comitum Barcinonensium vermachte der Graf den Templern seine Rüstung, sein Pferd und die Burg von Granyena als strategischen Verteidigungsposten gegen die Mauren.
Auch seine Nachfolger unterstützten den Templerorden aktiv, insbesondere während der Reconquista. Dennoch kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den Templern und dem Weltklerus, vor allem in Bezug auf Einkommensquellen. Eine Übereinkunft aus dem Jahr 1246 regelte, dass die Templer einen Teil ihrer testamentarischen Schenkungen (außer Pferde und Waffen) dem Bischof von Barcelona und dem Domkapitel abtreten mussten. Diese Einkünfte sollten wiederum mit dem jeweiligen Gemeindepfarrer geteilt werden.
Im 13. Jahrhundert traten vermehrt finanzielle Probleme innerhalb der Templergemeinschaft auf. Es kam zu Streitigkeiten mit säumigen Zins- und Mietzahlern, und auch der Orden selbst musste in dieser Zeit Kredite aufnehmen.
Architektonische Überreste
Von der ursprünglichen Komturei in Barcelona ist heute nur noch die Kapelle Santa Maria de Palau erhalten. Das Ensemble des Palau Reial Menor wurde leider 1866 abgerissen. Dennoch ermöglichen historische Pläne und Zeichnungen eine relativ präzise Rekonstruktion des ursprünglichen Baukomplexes.
Die Kapelle wurde im 16. Jahrhundert erheblich umgebaut, doch ihre ursprüngliche Struktur stammt aus dem 13. Jahrhundert. Damals handelte es sich um einen einschiffigen, holzgedeckten Bau. Bei Restaurierungsarbeiten im Jahr 2001 wurden Überreste von Wandmalereien entdeckt, die vermutlich aus der Templerzeit stammen und ein seltenes Zeugnis der künstlerischen Gestaltung innerhalb der Ordensbauten darstellen.
Fazit
Die Komturei von Barcelona war nicht nur ein bedeutendes administratives Zentrum, sondern auch ein wichtiger logistischer und spiritueller Stützpunkt der Templer in Spanien. Trotz des späteren Niedergangs und der Zerstörung vieler Bauwerke bleibt das Erbe der Templer in Barcelona durch die erhaltenen Dokumente, die Kapelle und die historischen Überlieferungen lebendig. Die Entwicklung der Komturei zeigt, wie sich die Templer geschickt an die politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten ihrer Zeit anpassten und dabei ihre missionarische und spirituelle Vision nie aus den Augen verloren.