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Die Templerkomturei Auzon

Geschichte, Architektur und Erbe

Die Komturei Auzon (auch als Ozon bekannt) war eine bedeutende Niederlassung des Templerordens in der Templerprovinz Aquitanien-Poitou. Strategisch günstig gelegen an der Via Turonensis, einem der Hauptpilgerwege nach Santiago de Compostela, spielte Auzon nicht nur eine spirituelle, sondern auch eine wirtschaftliche und territoriale Rolle. Trotz des Verlusts vieler Dokumente in den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts geben architektonische Überreste und wenige erhaltene Schriftquellen Einblicke in die Geschichte dieser Komturei.

Bauliche und territoriale Entwicklung

Lage und strategische Bedeutung

Die Komturei von Auzon befand sich nahe der Stadt Châtellerault, an den Grenzen von Poitou, Touraine und Anjou. Diese Lage machte Auzon zu einem wichtigen Knotenpunkt für Pilger und Händler auf dem Weg nach Santiago de Compostela.

Gründung und frühe Entwicklung

  • Die Kapelle und damit wohl auch die Komturei von Auzon stammen vermutlich aus den 1130er Jahren, was durch stilistische Analysen bestätigt wird.
  • Ein älterer Bau aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde im 13. Jahrhundert erweitert.

Wirtschaftliche Grundlagen der Komturei

Zum Besitz der Komturei gehörten:

  • Ein Haus in Châtellerault
  • Land bei Saint-Georges-de-Baillargeaux, einem strategisch wichtigen Punkt mit einer Furt
  • Mühlen und Pachthöfe in Velaudon
  • Waldflächen, die neben Holzwirtschaft auch für den Anbau von Esskastanien genutzt wurden

Das Ende der Templer in Auzon

Der letzte bekannte Komtur von Auzon war Audebert de Porta.

  • 1307 wurde er verhaftet und in Niort inhaftiert.
  • 1310 erschien er vor der päpstlichen Kommission in Paris und beteuerte, dass während seiner Profess keine verbotenen Handlungen stattgefunden hätten.

Nach der Aufhebung des Templerordens im Jahr 1312 fiel die Komturei Auzon an die Johanniter. Diese verlegten jedoch den Verwaltungssitz ihrer Baillie nach Saint-Georges.

Architektonische Überreste

Die Kapelle von Auzon

Das einzige noch aus der Templerzeit erhaltene Bauwerk ist die Kapelle von Auzon. Es handelt sich um:

  • Einen Saalbau mit Apsis
  • Maße: 7 Meter breit und 30 Meter lang

Die Kapelle wurde nach der Auflösung des Templerordens zweckentfremdet und lange Zeit als Scheune genutzt. Erst im Jahr 1880 wurde sie von Mitgliedern der Société des Antiquaires de l’Ouest wiederentdeckt.

Wandmalereien: Ein Blick in die Vergangenheit

Im Zuge der Wiederentdeckung wurden bedeutende Wandmalereien dokumentiert, darunter:

  1. Christus im Apsisgewölbe, umgeben von den Tetramorphen (den vier Symbolfiguren der Evangelisten: Engel, Löwe, Stier und Adler).
  2. Eine Kreuzigungsszene
  3. Eine Darstellung der Seelenwägung
  4. Die Heilige Radegunde von Poitiers

Darüber hinaus fanden sich:

  • Florale Muster (Lilien)
  • Geometrische Ornamente im Stil einer Scheinarchitektur
  • Zahlreiche Wappen, die vermutlich auf Adelige oder Förderer des Ordens hinweisen

Heute sind von diesen Fresken nur noch wenige Fragmente sichtbar, doch sie zeugen von der kunsthistorischen Bedeutung der Kapelle.

Die Bedeutung von Auzon innerhalb des Templerordens

Die Komturei Auzon war weit mehr als nur ein spirituelles Zentrum:

  • Pilgerstützpunkt: Aufgrund der Lage an der Via Turonensis spielte die Komturei eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Pilgern.
  • Wirtschaftlicher Faktor: Landwirtschaft, Holzhandel und Mühlen sicherten die wirtschaftliche Grundlage der Niederlassung.
  • Strategische Rolle: Die Nähe zu Grenzen und Handelsrouten verlieh Auzon eine militärische und wirtschaftliche Bedeutung.

Das Schicksal der Komturei nach den Templern

Nach der Auflösung des Templerordens fiel die Komturei an die Johanniter, die jedoch den Hauptsitz nach Saint-Georges verlegten. Dadurch verlor Auzon an Bedeutung und viele Gebäude verfielen oder wurden zweckentfremdet.

Im 17. Jahrhundert wurden erste Beschreibungen des Baukomplexes angefertigt, die wertvolle Informationen über den ursprünglichen Zustand liefern. Heute sind nur noch die Kapelle und wenige Hinweise auf die einstige Größe der Komturei erhalten.

Fazit: Ein Fragment der Geschichte

Die Komturei Auzon bleibt ein faszinierendes Beispiel für die Geschichte des Templerordens in Frankreich. Obwohl viele Dokumente und Gebäude verloren gingen, erzählen die erhaltenen Überreste – insbesondere die Kapelle und ihre Fresken – von einer Zeit, in der Auzon ein blühendes Zentrum des Ordens war.

Wichtige Erkenntnisse:

  • Gegründet in den 1130er Jahren
  • Erweiterung im 13. Jahrhundert
  • Wirtschaftliche Bedeutung durch Mühlen, Wald und Landbesitz
  • Spirituelle Bedeutung als Pilgerstützpunkt
  • Architektonisches Erbe: Kapelle mit einzigartigen Wandmalereien

Heute ist die Kapelle von Auzon ein stiller Zeuge einer vergangenen Epoche und ein wichtiger Anlaufpunkt für Historiker, Kunsthistoriker und alle, die sich für die Geschichte des Templerordens interessieren.

Möge Auzon als historisches Erbe weiterhin bewahrt und erforscht werden, um die Geheimnisse dieses Ortes Stück für Stück zu entschlüsseln.

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