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Die Templerkomturei Avalleur

Landwirtschaft, Konflikte und das Erbe der Templer

Einleitung

Die Templerkomturei Avalleur, gelegen in der Champagne in der heutigen Gemeinde Bar-sur-Seine, ist ein faszinierendes Beispiel für die ländlichen Strukturen des Templerordens. Gegründet im 12. Jahrhundert, diente Avalleur nicht nur als landwirtschaftliches Zentrum, sondern auch als religiöser und wirtschaftlicher Knotenpunkt. Obwohl heute nur noch wenige bauliche Überreste existieren, erzählen sie von der einstigen Bedeutung dieser Niederlassung.


Die Anfänge der Komturei Avalleur

Frühe Dokumentationen und Schenkungen

Die erste gesicherte Erwähnung der Komturei Avalleur datiert auf das Jahr 1172, als den Ordensbrüdern Ländereien in Polisot übereignet wurden. Möglicherweise waren die Templer jedoch bereits 1167 vor Ort, was durch indirekte Hinweise gestützt wird.

Struktur und Funktion der Komturei

Avalleur war eine typische ländliche Komturei, deren Hauptaufgabe in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung lag. Dazu gehörten:

  • Ackerbau und Getreideanbau
  • Weinbau
  • Viehzucht, insbesondere Schaf- und Schweinezucht

Die Niederlassung war klein und bestand vermutlich aus fünf Templern sowie mehreren Dienstleuten, die die täglichen Arbeiten verrichteten.


Die Dependance in Buxières: Quelle ständiger Konflikte

Ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichteten die Templer von Avalleur eine Dependance in Buxières, wo ebenfalls eine Kapelle entstand. Die Einkünfte dieser Dependance sollten gemäß der Absicht des ursprünglichen Schenkers zu gleichen Teilen an die Templer und die Abtei von Mores fließen.

Der Streit um die Einkünfte

Diese Aufteilung führte zu anhaltenden Konflikten zwischen beiden Institutionen. Streitigkeiten um Ländereien, Einkünfte und Rechte bestimmten das Verhältnis zwischen den Templern von Avalleur und der Abtei von Mores für Jahrzehnte.


Wirtschaftliche und territoriale Ausdehnung

Im 14. Jahrhundert war der Besitz der Komturei Avalleur weit verstreut. Die Besitztümer lagen in einem Radius von 25 bis 30 Kilometern um die Komturei und umfassten:

  • Mühlen für die Getreideverarbeitung
  • Weideflächen für die Schafzucht
  • Waldgebiete für die Schweinezucht und Holzwirtschaft

Einkünfte und Rechte der Komturei

Die Templer bezogen Einkünfte aus mehreren Gemeinden, darunter:

  • Arrelles
  • Lingey
  • Villiers-Merderel
  • Buxières

Zusätzlich erhielten die Templer den Zehnten aus diesen Gemeinden, was ihre wirtschaftliche Stabilität sicherte. Im Jahr 1300 erfolgte eine Schenkung, die den Templern die Gerichtsbarkeit und Einkünfte aus Serre-lès-Montceaux, Saint-Parres, Courgelains und der Vogtei von Isle übertrug.


Das Ende der Templer in Avalleur

Mit der Verhaftung der Templer im Jahr 1307 und der anschließenden Aufhebung des Ordens durch Papst Clemens V. im Jahr 1312 endete auch die Geschichte der Templer in Avalleur.

Der letzte Komtur

Zum Zeitpunkt des Prozesses gab es in Avalleur keine Ritterbrüder mehr. Die Kapelle wurde stattdessen von einem Weltpriester betreut.

Übernahme durch die Johanniter

Nach der Auflösung des Templerordens gingen die Besitzungen der Komturei Avalleur an den Johanniterorden über. Viele Gebäude verfielen im Laufe der Zeit oder wurden für neue Zwecke umgebaut.


Architektonisches Erbe der Templer in Avalleur

Die Kapelle der Heiligen Maria Magdalena

Das bedeutendste noch erhaltene Bauwerk der Templer in Avalleur ist die Kapelle der Heiligen Maria Magdalena. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und zeichnet sich aus durch:

  • Einen einschiffigen Grundriss
  • Einen platten Chorabschluss

Die Kapelle dient heute als stiller Zeuge der einstigen Bedeutung der Komturei.

Weitere bauliche Überreste

  • Unterirdisches Gewölbe: Diente vermutlich als Lagerraum oder Schutzkeller.
  • Zisterne: Zur Wasserversorgung der Niederlassung.

Die restlichen Gebäude stammen größtenteils aus der Johanniterzeit und wurden entsprechend angepasst und umgebaut.


Bedeutung der Komturei Avalleur

Avalleur war keine große Festung oder strategische Hochburg, sondern eine ländliche Komturei, die ihre Bedeutung aus wirtschaftlicher Stabilität und regionaler Vernetzung schöpfte.

Funktionen von Avalleur:

  1. Agrarwirtschaft: Versorgung der Region und des Ordens mit Lebensmitteln.
  2. Religiöses Zentrum: Die Kapelle diente als spiritueller Mittelpunkt.
  3. Wirtschaftliches Netzwerk: Einnahmen aus Zehnten, Ländereien und Mühlen sicherten die finanzielle Stabilität.
  4. Soziale Rolle: Die Niederlassung unterstützte die umliegende Bevölkerung und Pilger auf dem Jakobsweg.

Fazit: Ein Zeugnis der Templergeschichte

Die Komturei Avalleur steht beispielhaft für die zahlreichen kleinen, aber wirtschaftlich und religiös bedeutenden Niederlassungen des Templerordens in Frankreich. Trotz der geringen Größe hatte Avalleur eine wichtige Rolle im regionalen Netzwerk der Templerprovinz Aquitanien-Poitou.

Die noch erhaltene Kapelle der Heiligen Maria Magdalena, das unterirdische Gewölbe und die Zisterne zeugen von der einstigen Aktivität und Bedeutung dieses Ortes.

Avalleur erinnert uns daran, dass die Macht und der Einfluss des Templerordens nicht nur in großen Festungen und monumentalen Kirchen zu finden sind, sondern auch in den bescheidenen, aber dennoch wichtigen ländlichen Komtureien, die das Rückgrat des Ordens bildeten.

Heute bleibt Avalleur ein historisches Juwel, das weiterhin erforscht und bewahrt werden sollte.

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