Gedanken am 15. September
Es lehrt uns Bescheidenheit, zu erkennen, wie sehr unser
Geist dem sprichwörtlichen Eisberg ähnelt: Der größte Teil
seiner »Masse« ist unter der Oberfläche verborgen. Normalerweise
suchen wir die Weisheit, Gott oder die Lösungen
unserer Probleme im sichtbaren, logischen Teil des Lebens
und sparen den Bereich aus, um den es in Wirklichkeit geht.
Vielleicht kennst du die Geschichte vom Betrunkenen, der
nachts unter einer Straßenlaterne nach seinen Schlüsseln
sucht. Ein zufallig vorbeikommender guter Samariter will
behilflich sein und fragt: »Wo genau haben Sie die Schlüssel
fallen lassen?« Der Betrunkene zeigt auf das unbebaute
Grundstück auf der anderen Straßenseite. Als der verblüffte
Passant fragt, warum er sie dann unter der Laterne suche,
antwortet der Betrunkene mit unanfechtbarer Logik: »Weil
man hier mehr sieht.«
Tempelarbeit:
Gedankt sei Dir, Großer Geist, für diesen Spätsommermorgen
und für mein allmähliches Gewahrwerden der verborgenen
Welten, der inneren Bereiche meiner Psyche und ihrer
geheimnisvollen Beziehung zur äußeren Welt der Formen.
Heute werde ich fortfahren, die außer-sinnliche Welt, die
Welt der Träume, Archetypen und der Vorstellung, geduldig
zu beobachten.
Nimm dir heute abend vor dem Einschlafen fest vor, dich morgen
wenigstens an einen Traum der vergangenen Nacht zu erinnern.
Lege Stift und Notizblock bereit. Sobald du aufwachst, frage dich,
ohne dich im Bett zu führen: »Was habe ich gerade geträumt?«
Lasse den Traum noch einmal an dir vorüberziehen und gib ihm
eine passende »Überschrift«, bevor du ihn – in der Ich-Form und
in der Gegenwart – niederschreibst. Verliere nicht den Mut, wenn
du dich morgen an keinen Traum erinnern kannst. Es kann
durchaus mehrere Nächte dauern, bis deine Absicht stark genug
ist, um dir tatsächlich Zugang zur Traumwelt zu verschaffen.