Gedanken am 24. November
Tonglen ist eine der wirkungsvollsten Übungen in Vergebung
und Mitgefühl, die wir überhaupt lernen können. Dabei
ist es empfehlenswert, sich nicht nur um diejenige Art
von Vergebimg zu bemühen, die bestimmte konkrete Beleidigungen
oder Ungerechtigkeiten nachsieht, sondern auch
um die grundsätzliche innere Einstellung, die allgemein nicht
verurteilt oder wertet. Sich zum Richter anderer Menschen
aufzuwerfen ist eine angelernte geistige Reaktion, die schon
beim geringfügigsten Anlaß ausgelöst wird. Die pauschalen
Werturteile, mit denen wir Menschen und Situationen abtun,
sind drastische Leugnungen der Liebe, die unser kleines
Ich in seiner Angst und seinem Gefühl des Getrenntseins
bestärken. Das ganze Jahr über haben wir uns darin geübt,
die Projektionen, die die Grundlage unserer Beurteilung
anderer bilden, anzuerkennen und zurückzunehmen. Tonglen
ist eine hervorragende Möglichkeit, diese Übung zu
vertiefen und sogar das Gefühl von »wir – und die anderen«
abzubauen, das der Neigung zu beurteilen zugrunde hegt.
Tempelarbeit:
Achte heute auf jede Neigung, Urteile zufallen. Wann immer du
dich dabei ertappst, daß du einen anderen Menschen beurteilst,
stelle dir vor, du atmetest sein Leiden in Form von schwarzem
Rauch ein. Gib ihm dafür deine Freude und deinen inneren
Frieden zurück.