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Globale Krebskonferenz im Vatikan

Ein Appell gegen Ungleichheit

Bei einer internationalen Tagung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften im Vatikan hat Professor Joachim von Braun dazu aufgerufen, gemeinsam gegen weltweite Ungleichheiten in der Krebsversorgung vorzugehen. Besonders im Fokus: strukturelle Armut, mangelnder Zugang zu Diagnostik und die Rolle der Kirche als Hoffnungsträgerin.

Im Vatikan tagten am 22. und 23. Mai führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt zur Konferenz „Cancer Research, Healthcare and Prevention: Structuring Translational Research to Increase Innovation and Reduce Inequalities“. Ziel war es, Wege zu finden, wie wissenschaftlicher Fortschritt und politische Maßnahmen besser zusammenwirken können, um die tiefgreifenden Unterschiede in der Krebsversorgung weltweit zu verringern.

Im Gespräch mit Radio Vatikan betonte Professor Joachim von Braun, Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften (PAS): „Es sind vor allem arme Länder und arme Menschen, die nicht von modernen Möglichkeiten zur Prävention und Heilung von Krebs erreicht werden.“

Dramatiche Lage in Subsahara-Afrika

Besonders dramatisch sei die Lage in Subsahara-Afrika. Dort hätten nur etwa zehn Prozent der Krebspatienten Zugang zu Strahlentherapie – einer der wirksamsten Behandlungsformen. Auch grundlegende Diagnoseverfahren seien in einkommensschwachen Ländern kaum verfügbar, was gerade bei häufig auftretenden Krebserkrankungen wie Brustkrebs schwerwiegende Folgen habe.

Doch auch in wohlhabenderen Regionen seien Ungleichheiten festzustellen. Von Braun verwies etwa auf osteuropäische Länder, in denen Vorsorge und frühzeitige Behandlung weniger zugänglich seien als im westlichen Europa.

Neben finanziellen Barrieren thematisierte der Wissenschaftler auch soziale Hindernisse – insbesondere für Frauen. „In vielen Ländern leiden Frauen unter Stigmatisierung und Fehlinformation im Zusammenhang mit Brustkrebs“, sagte von Braun. Die Angst vor Operationen und gesellschaftlichem Druck halte viele davon ab, frühzeitig medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dies führe zu einer erhöhten Sterblichkeit.

Bedeutende Fortschritte

Trotz dieser Herausforderungen gebe es bedeutende Fortschritte – vor allem bei der Früherkennung und Prävention. „Die Impfung junger Mädchen kann bestimmte Krebsarten verhindern, und auch bei der Früherkennung von Darmkrebs hat sich viel getan“, so von Braun. Das Problem sei jedoch, dass diese medizinischen Errungenschaften nicht genügend Menschen erreichten.

Eine zentrale Idee der Konferenz war die Schaffung integrierter Krebszentren, die Diagnostik, Behandlung und Palliativversorgung vereinen – unter Einbeziehung von NGOs und kirchlichen Einrichtungen. „Wir bringen alles zusammen“, sagte von Braun, „denn wir setzen auf Handeln, nicht auf Wissenschaft um der Wissenschaft willen.“

Gerade die Kirche könne hier eine entscheidende Rolle spielen – nicht nur in der Aufklärung, sondern auch durch konkrete Unterstützung für Betroffene und ihre Familien. „Krebs ist kein Todesurteil mehr – wenn er früh erkannt wird. Diese Botschaft muss weite Verbreitung finden“, forderte der Wissenschaftler.

Abschließend verwies Professor von Braun auf die weltweite Dimension des Problems: Jährlich werden rund 20 Millionen neue Krebsfälle diagnostiziert, etwa zehn Millionen Menschen sterben daran – deutlich mehr als an COVID-19. Um dieser Herausforderung zu begegnen, sei eine ganzheitliche Antwort nötig: „Wir müssen wissenschaftliche Innovation, politische Unterstützung und gesellschaftliches Engagement verbinden. Und die Kirche kann in diesem Jubiläumsjahr eine Botschaft der Hoffnung bringen.“

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