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Irische Regierung will Missbrauch an Ordensschulen untersuchen

Die irische Regierung wird eine offizielle Untersuchungskommission zu sexuellem Missbrauch an Schulen, die von katholischen Orden geleitet werden, einrichten. Damit reagiert sie auf einen Bericht, der weit verbreitete Missstände über Jahrzehnte hinweg aufgelistet hat.

„Dieser Bericht bestätigt, dass es sich nicht nur um ein kirchliches, sondern auch um ein gesellschaftliches Problem handelt; es sind nicht nur religiöse, sondern auch kulturelle Normen im Spiel.“ Das sagte Gerard Gallagher, Sprecher des in Dublin ansässigen Verbands von Missionaren und Ordensleuten (AMRI). Sein Verband habe immer auf eine „umfassende Zusammenarbeit bei den Untersuchungen von Missbrauchsfällen“ gesetzt.

In dem von der Regierung in Auftrag gegebenen Untersuchungsbericht, der am 3. September vorgestellt wurde, werden fast 2.400 Missbrauchsfälle an 308 von Orden geführten Schulen seit den 1960er Jahren aufgeführt. Die Untersuchung wurde von der Anwältin Mary O’Toole durchgeführt. Sie begann 2022, nachdem eine Dokumentation des irischen Rundfunks RTE den Missbrauch am renommierten „Blackrock College“ in Dublin aufgedeckt hatte, einer von fünf Schulen, die von Spiritianer-Patres betrieben werden. Insgesamt spricht der Bericht von 884 Ordensangehörigen und Laienmitarbeiter, die des Missbrauchs beschuldigt werden, und zwar aus 42 von 73 im Bildungswesen tätigen Orden.

Der Tag, an dem die Kindheit brüsk an ihr Ende kam
Die Gesamtzahl der Opfer könnte nach Angaben des Zentralen Statistikamtes des Landes bei bis zu 15.300 Männern und 26.000 Frauen liegen. Viele der 149 Personen, die Aussagen einreichten, sprachen von „grausamer Gewalt“, so der Bericht. Die Opfer berichteten von psychischen Problemen und „ungesunden Bewältigungsmechanismen“, zu denen Alkohol und Drogen gehörten, sowie von Problemen, die sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzten, wie Beziehungsschwierigkeiten und verlorene Karrierechancen. „Viele sagten, ihre Kindheit habe an dem Tag aufgehört, als der Missbrauch begann“, heißt es in dem Bericht.

Irlands Bildungsministerin Norma Foley beschrieb das Ausmaß des Missbrauchs, das in dem „erschütternden Dokument“ aufgedeckt wurde, als „wirklich schockierend“. Vor der Presse erklärte sie, es sei wichtig, dass die „Bedürfnisse der Überlebenden“ bei den Reaktionen auf den Bericht an erster Stelle stünden. Der Bericht ist der jüngste von mehreren, die seit den 1990er Jahren Missbrauchsfälle in der irischen Kirche untersuchen. Die Kirche hat 2006 ein „National Board for Safeguarding Children“ eingerichtet.

Im Mai 2009 wurden in einem von der Regierung in Auftrag gegebenen 2.600-seitigen Bericht Missbrauchsvorwürfe gegen 200 katholische Schulen und Dutzende von kirchlichen Einrichtungen erhoben. Darauf reagierte der damalige Papst Benedikt XVI. mit einem ausführlichen Apostolischen Schreiben, in dem er die Kirche auf Kinderschutz einschwor.

Die anhaltenden Anschuldigungen gegen katholische Geistliche haben nach allgemeiner Auffassung den traditionellen Einfluss der Kirche in Irland untergraben. Bei einer Volkszählung im Jahr 2022 bekannten sich 69 % der 5,15 Millionen Einwohner Irlands zum katholischen Glauben. In dem Untersuchungsbericht heißt es, die Überlebenden des Missbrauchs forderten eine öffentliche Untersuchungskommission und ein Wiedergutmachungsprogramm „so schnell wie möglich“, um „jegliche Vertuschung zu verhindern“ und um „festzustellen, was den Orden und der Schulleitung damals bekannt war und welche Maßnahmen ergriffen wurden“.

Nicht auf katholische Schulen beschränken
Der Bericht warnt jedoch davor, dass eine Beschränkung der Untersuchungen auf katholische Schulen „willkürlich und schwer zu rechtfertigen“ sei. Die kommende Kommission solle alle irischen Schulen untersuchen, womöglich mit einem „Stichprobenansatz“.

In ihrer Erklärung vom 3. September erklärte der Verband von Missionaren und Ordensleuten, dass alle von Orden geführten Schulen nun die 2023 überarbeiteten staatlichen Kinderschutzverfahren befolgten und alle Missbrauchsvorwürfe der Polizei meldeten. Die Orden verfügten über Schutzverfahren, die von Regierungsbeamten „überwacht und überprüft“ würden und den „einschlägigen Gesetzen und Richtlinien des Staates“ entsprächen.

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