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Vom verheirateten Fischer zum Papst

Das heutige Evangelium der katholischen Kirche (Mt 16,13-20.)

„In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?
Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei.“

Simon Petrus war nach dem Neuen Testament einer der ersten Juden, die Jesus Christus in seine Nachfolge berief. Er wird dort als Sprecher der Jünger bzw. Apostel, erster Bekenner, aber auch Verleugner Jesu Christi, Augenzeuge des Auferstandenen und einer der Leiter („Säulen“) der Jerusalemer Urgemeinde dargestellt.

Simon stammte wie Jesus aus Galiläa und war nach Aussage des Markusevangeliums an seiner Sprache als Galiläer erkennbar (Mk 14,70 par.). Er gehörte zu den ersten Jüngern, die Jesus in seine Nachfolge berief. Die Überlieferungen beschäftigen sich praktisch nur mit der Zeit nach dieser Berufung; Angaben über Alter und Geburt des Simon sowie über die Herkunft und den sozialen Status seiner Familie gibt es keine.

Nach Joh 1,42 hieß Simons Vater Johannes. In Mt 16,17 EU spricht Jesus ihn als Simon Barjona an, aramäisch „Sohn des Jona“. Jona dürfte hier als Kurzform von Johannes aufzufassen sein. Als Adjektiv bedeutet barjona allerdings auch „impulsiv“ oder „unbeherrscht“. Darin sahen manche Ausleger Hinweise auf eine mögliche frühere Zugehörigkeit Simons zu den Zeloten, da im späteren Talmud jüdische Freiheitskämpfer als barjonim (Plural) bezeichnet wurden.

Simon hatte einen Bruder namens Andreas, der wohl jünger als Simon war, da alle Apostellisten diesen zuerst nennen. Beide waren Fischer am See Genezareth. Nach Mk 1,16 traf Jesus sie am Seeufer beim Auswerfen ihrer Fischernetze und forderte sie auf, ihm nachzufolgen. Daraufhin hätten sie die Netze verlassen und seien ihm gefolgt. Bei der Berufung der übrigen zehn habe Jesus Simon dann den Beinamen „Petrus“ gegeben (Mk 3,16 EU). Simon war verheiratet; den Namen seiner Frau erfährt man nicht. Er wohnte zusammen mit ihr, ihrer Mutter und seinem Bruder Andreas in einem eigenen Haus in Kafarnaum (Mk 1,21.29 f.; Lk 4,38; Mt 8,14).

Paulus von Tarsus nennt den Apostel meist Kephas (Κηφᾶς), eine gräzisierte Form des auch in den Evangelien überlieferten Beinamens Kefa (Kēp’, in hebräischen Buchstaben כיפא), ein aramäisches Wort, das als Eigenname kaum belegt ist und eigentlich „Stein“ bedeutet. Gal 2,7–8 EU übersetzt den Namen zweimal ins Griechische zu Πέτρος (Pétros), was ebenfalls „Stein“ bedeutet und mit dem griechischen Wort für „Fels“ (πέτρα) verwandt ist. Im Hebräischen hat das Wort kēp (כֵּף) ebenfalls die Grundbedeutung „Fels“ oder „Stein“. Sowohl das semitische als auch das griechische Wort bezeichnen einen gewöhnlichen Naturstein (Wurfstein, Bruchstein, Kieselstein), im Hebräischen auch einen Felsen (z. B. Jer 4,29 EU), im Aramäischen kann (seltener) ebenfalls ein Felsen, Felsbrocken oder eine Felsenspitze gemeint sein.

Die römisch-katholische Kirche führt den Primatsanspruch des Papsttums über die Gesamtkirche auf die Annahme zurück, Petrus sei der erste Bischof von Rom gewesen und Christus habe Petrus und dieser den folgenden Bischöfen von Rom einen Vorrang als Leiter, Lehrer und Richter aller Christen gegeben. Die Päpste werden daher auch als „Nachfolger Petri“ bezeichnet.

Die aus der Reformation hervorgegangenen evangelischen und anglikanischen Kirchen lehnen wie die orthodoxe Kirche die Lehre eines „Petrusamtes“ und damit den Führungsanspruch des Papstes und seiner Kirche ab.

Martin Luther widersprach dem Doppelanspruch des Papsttums auf ein höchstes kirchliches Richter- und Lehramt erstmals 1519 exegetisch und theologisch in einer eigenen Schrift. 1520 wies er die römisch-katholische Auslegung von Mt 16,18 f. mit Bezug auf Joh 18,36 EU und Lk 17,20 f. EU erneut zurück:

„Aus welchen Sprüchen klärlich jedermann versteht, dass das Reich Gottes (so nennet er [Jesus Christus] seine Christenheit) ist nit zu Rom, auch nit an Rom gebunden, weder hie noch da, sondern wo inwendig der Glaub ist.“

In Mt 18,18 und Joh 20,22 f. habe Christus das Amt der Schlüssel allen Jüngern zugesprochen und damit Mt 16,18 f. selbst so ausgelegt,

„[…] dass St. Petro an Statt der ganzen Gemein und nit für seine Person die Schlüssel geben sein.“

Die Schlüsselzusage begründe weder eine Sondervollmacht Petri noch eine Regierungsmacht der Apostel, sondern umfasse nur das Bußsakrament.

Nicht zu vergessen, Jesus sagte zu diesen ersten Papst auch „weiche von mir Satan.“ Es bleibt Ihnen überlassen, das zu beurteilen.

Lesen Sie das Buch: Das Papstamt…

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