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Was ist von einem Spion der nicht verhaftet wird zu halten?

Bundeskanzler Bruno Kreisky war damals sehr besorgt. Innerhalb seines engsten Kreises befand sich ein Spion. Diese Information hatte ihm der schwedische Ministerpräsident Olof Palme zukommen lassen. Der Verräter arbeite für die tschechoslowakische Staatssicherheit (Štátna bezpečnosť, StB) – ebenso wie jener Mann, von dem die Angaben stammten: Jaroslaus Hladik alias Janos
Hartl, Deckname „Robek“, hatte sich im Oktober 1973 den schwedischen Behörden gestellt. Polizeichef Carl Person sprach von einem „Spitzenagenten des Ostblocks in Westeuropa“.

Die österreichische Polizei und Spionageabwehr waren im Kalten Krieg weitgehend von osteuropäischen Agenten unterwandert. Sogar auf höchster Ebene der österreichischen Sicherheitstruppen saß ein tschechischer Geheimdienstmann, den seine Kollegen
‚Herr Sieben‘ nannten.

„Mr. Seven“ sei jedenfalls der bestimmende Faktor in der Kommunikation: „Der
Führungsoffizier habe sich nach seinen diesbezüglichen Intentionen zu richten.“
Persönliche Details erfuhr „Robek“ nicht, nur wie wichtig der Unbekannte
war: „Ich erinnere mich aber, dass er als einer der wichtigsten Agenten des StB
überhaupt bezeichnet wurde.“ In einem kritischen Punkt ruderte „Robek“ zurück: „Ich habe nie behauptet, dass der Agent, den ich seinerzeit führen sollte, nunmehr im Sekretariat des Bundeskanzlers Dr. Kreisky tätig sei. Solche Ausführungen in Zeitungen oder Zeitschriften sind frei erfunden.
Ich vertrete allerdings nach wie vor die Meinung, dass sich auch in den Reihen der österreichischen Exekutive Agenten östlicher Nachrichtendienste befinden und führe als Beweis die mir inzwischen bekannt gewordene Enttarnung von Agenten wie Euler und Ableitinger an.

Damit spielte „Robek“ auf zwei Spionagefälle in Österreich an: Am 12. November 1968 war der ehemalige Staatspolizist und nachmalige Berufsdetektiv Johann Ableitinger sofort in Haft genommen und schlisslich zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Er hatte dem Bundesnachrichtendienst (BND) an die 130 Durchschriften von Vernehmungen tschechoslowakischer Flüchtlinge beschafft, die in Österreich um Asyl angesucht hatten.

Wenige Wochen vor Ableitingers Verurteilung, am 19. November 1968, war ein weiterer
Spion verhaftet worden: Alois Euler, Pressereferent von Innenminister Franz Soronic. Er war Doppelagent – für den BND und die StB.
Dem tschechoslowakischen Dienst hatte Euler Geheimberichte und Informationen aus der persönlichen Post des Ministers geliefert. Vieles wies darauf hin, dass Ableitinger und Euler miteinander korrespondiert hatten. Möglicherweise erreichten so Auskünfte über die Flüchtlinge die StB. Das ließ sich allerdings nicht klären. Im Verfahren sagte Euler jedenfalls aus, von seinem Führungsoffizier einen entsprechenden Auftrag erhalten zu haben. Das Verfahren gegen Euler führte im März 1969 zur Enttarnung von StB-Zuträgern, darunter Ministerialrat i. P. Franz Neumer („Raoul“) und der Geschäftsmann Hermann Rauscher („Maret“). Die Fälle wirbelten gehörig Staub auf: 47 Staatspolizisten gerieten unter Spionageverdacht. Euler wurde ebenfalls sofort verhaftet, war etwa 2 Jahre in Untersuchungshaft und teilte seine Zelle mit dem Südtirol-Aktivisten Peter Kienesberger.

Kienesberger wurde wegen des Anschlag auf der Porzescharte in Italien in Abwesenheit zu mehrfach lebenslanger Haft verurteilt. In Österreich in erster Instanz zu 20 Jahren Haft. Und als er sich einen grazer Rechtsanwalt zur Verhandlung nach Wien holte freigesprochen. Beide sind heute längst tod.

Ich denke heute, dass damals nicht immer klar war was wirklich verraten wurde. Damals wurden noch die Munitionslager des Militärs im Parlament besprochen und im „Bundesgesatzblatt, das natürlich öffentlich zugängig war, feinsäuberlich mit einem entsprechen Plan und Ortsangabe veröffentlich.
Nur eines war kler, jeder Spion wurde sofort verhaftet und sass jahrelang in Untersuchungshaft.
Was ist also von den jetztigen Spion „der nicht verhaftet wird“ zu halten?

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