✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

⚔️ Der politische Prozess gegen die Templer

Der Templerprozess war eine Reihe von Untersuchungs- und Gerichtsverfahren, die im frühen 14. Jahrhundert gegen den Templerorden durchgeführt wurden. Ziel dieser Prozesse war es, die Schuld des Ordens nachzuweisen und seine Auflösung zu legitimieren. Die Hauptprotagonisten dieses politischen und kirchenrechtlichen Dramas waren König Philipp IV. (genannt „der Schöne“) von Frankreich, sein Kanzler Wilhelm von Nogaret und Papst Clemens V.

Die Rolle König Philipps IV.

Philipp IV. hatte ein starkes Interesse daran, die Templer zu entmachten und ihre Reichtümer für die französische Krone zu sichern. Bereits vor den Massenverhaftungen im Jahr 1307 wurden gegen den Orden Untersuchungen geführt. Der König nutzte seinen Einfluss, um eine Vorverurteilung der Templer zu erreichen. Diese frühen Verfahren fanden meist in Corbeil statt.

Die ersten Schritte: Inquisitionsverfahren und Folter

Nach der landesweiten Verhaftung der Templer im Oktober 1307 wurden die Verfahren von den königlichen Behörden weiter vorangetrieben:

  1. Unmittelbare Inquisition in Paris (1307): Der Dominikaner Wilhelm Imbert leitete die ersten Verhöre unter Anwendung brutaler Foltermethoden.
  2. Inquisitionsverfahren in ganz Frankreich: Unter Imberts Leitung wurden die Diözesanbischöfe in die Untersuchungen eingebunden.
  3. Untersuchungen durch königliche Vögte: Diese erfolgten ohne Beteiligung der Geistlichkeit, was kirchenrechtlich höchst problematisch war.

Einflussnahme auf den Papst

Papst Clemens V. versuchte zunächst, die Kontrolle über das Verfahren zu behalten. Um die päpstliche Zustimmung zur Verurteilung des Ordens zu erzwingen, ließ Philipp IV. im Mai und Juni 1308 in Poitiers Verhöre durchführen. Durch erpresste Aussagen sollten Beweise für den Papst generiert werden, um ihn zur Verurteilung der Templer zu bewegen.

Offizielle Voruntersuchungen

Ab 1308 führten die kirchlichen Behörden die Verhöre fort:

  1. Verhöre von 72 Templern in Poitiers: Diese Untersuchungen galten als kirchenrechtlich zulässig.
  2. Verhöre der Ordensoberen in Chinon: Der Großmeister Jacques de Molay und andere hohe Würdenträger wurden hier verhört.

Verschärfung der Verfahren

Nach diesen Voruntersuchungen wurde die kirchliche Inquisition in mehreren französischen Städten erneut aktiviert (1308-1309). Wilhelm Imbert und die Diözesanbischöfe führten die Prozesse in Sens, Reims, Rouen, Tours, Bourges, Bordeaux, Narbonne und Lyon fort. Dabei wurde vor allem versucht, der päpstlichen „Achterkommission“ (Generalkommission), die in Paris tagte, belastendes Material vorzulegen. Ziel war es, ein Urteil zugunsten des Königs herbeizuführen.

Die Rolle der Folter und gefälschter Beweise

Um möglichst viele belastende Aussagen zu erhalten, wurde die Folter intensiv angewandt. Viele Geständnisse wurden später von den betroffenen Templern widerrufen. Wer dies tat, wurde als „Rückfälliger“ (Relaps) gebrandmarkt und von der Geistlichkeit auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Diese Inszenierung diente dazu, eine Grundlage für die päpstliche Auflösung des Ordens zu schaffen.

Der Konzil von Vienne und die endgültige Auflösung

Unter dem Druck Philipps IV. berief Clemens V. 1311 das Konzil von Vienne ein. Hier wurde der Templerorden 1312 offiziell aufgelöst.

Fazit

Der Templerprozess war ein klar politisch motiviertes Verfahren, das sich kirchenrechtlich auf äußerst fragwürdige Methoden stützte. Philipp IV. setzte Folter, Einschüchterung und gefälschte Dokumente gezielt ein, um den Orden zu vernichten und dessen Vermögen für sich zu beanspruchen. Papst Clemens V. beugte sich letztlich dem Druck und vollzog die Auflösung des Ordens. Die Verurteilung und Hinrichtung von Großmeister Jacques de Molay im Jahr 1314 markierte das blutige Ende dieses politischen Machtspiels.

Schreibe einen Kommentar