⚔️ Die legendäre Flotte der Tempelritter:
Mythos und Realität
Die Flotte des Templerordens war ein mächtiges und gefürchtetes Instrument seiner Zeit. Schon von Weitem konnte man die Schiffe an ihren weißen Segeln mit dem roten Tatzenkreuz erkennen. Sie dienten nicht nur dem Transport von Truppen und Nachschub für den Orden, sondern wurden auch von Kaufleuten gechartert und zum Handel mit Rohstoffen genutzt.
Schiffsflotte und bekannte Namen
Durch überlieferte Charterverträge sind einige Namen von Templerschiffen bekannt:
- La Bonne Aventure (1248)
- La Rose du Temple
- La Benite (mit 33 Mann Besatzung)
- Le Faucon du Temple – ein großes Rundschiff, das der Orden in Genua erwarb und Bruder Roger de Flor anvertraute
- Die Templerin und Le Buscard – beide Schiffe verkehrten zwischen La Rochelle und England, um den Nachschub für die dortigen Komtureien zu sichern
Die Schiffe der Templer waren für ihre Effizienz und ihre Sicherheit bekannt. Pilger nutzten sie bevorzugt, da sie von den Rittern eskortiert wurden und somit nicht Gefahr liefen, in die Hände von Piraten oder Sklavenhändlern zu fallen – ein Risiko, das bei den Schiffen der Pisaner und Genueser durchaus bestand.
Wichtige Häfen des Templerordens
Die Einschiffungshäfen des Ordens befanden sich in unmittelbarer Nähe wichtiger Komtureien. Zu den bedeutendsten Häfen gehörten:
- Frankreich: Arles, Saint-Gilles, Marseille, La Rochelle
- Italien: Biot, Bari, Barletta, Brindisi
- Heiliges Land: Akkon
Diese Häfen dienten nicht nur dem Personen- und Truppentransport, sondern auch dem Warenhandel, was den wirtschaftlichen Einfluss des Ordens zusätzlich stärkte.
Die Templer und ihre revolutionären „Torschiffe“
Der Templerorden entwickelte spezielle Schiffe für den Transport von Pferden, die sogenannten Torschiffe. Diese wurden von Jean de Joinville beschrieben:
„An jenem Tag ließ man das Tor des Schiffes öffnen und brachte all unsere Pferde hinein, die wir über das Meer mitnehmen wollten. Dann schloss man das Tor wieder und dichtete es gut ab, wie man ein Fass abdichtet, weil das ganze Tor unter Wasser liegt, wenn das Schiff auf See ist.“
Diese Schiffe konnten bis zu 60 Pferde transportieren. Der Clou: Die Tiere wurden während der Reise fest im Rumpf des Schiffes gesichert. Bei der Anlandung ließ man das vordere Tor herunter, sodass die Ritter direkt aus dem Schiff heraus an Land reiten konnten – eine taktische Innovation, die den Templern einen großen Vorteil verschaffte.
Das Ende der Flotte: Flucht und Verschwinden
Als Akkon, das letzte christliche Bollwerk im Heiligen Land, im Jahr 1291 fiel, evakuierten die Templerschiffe die letzten Überlebenden und Verteidiger. Viele dieser Schiffe flüchteten nach Europa.
Besonders nach der Verhaftung der Templer am 13. Oktober 1307 und der anschließenden Auflösung des Ordens durch Papst Clemens V. tauchte die Mittelmeerflotte des Ordens unter. Der Hauptteil der Schiffe segelte nach Portugal, wo sie in der Serra d’El Rei unter Schutz genommen wurden. Später gingen sie in den von König Diniz gegründeten Christusritterorden über.
Das Schicksal der Atlantikflotte, die aus La Rochelle auslief, bleibt bis heute eines der größten ungelösten Rätsel der Templergeschichte. Ihre Schiffe verschwanden spurlos – eine Tatsache, die zahlreiche Spekulationen und Legenden befeuerte, darunter die Theorie, dass die Templer mit ihren Schiffen nach Schottland oder sogar in die Neue Welt segelten.
Fazit
Die Flotte des Templerordens war nicht nur ein militärisches, sondern auch ein wirtschaftliches Machtinstrument. Ihre Schiffe boten Schutz für Pilger, ermöglichten den Handel und sicherten die Versorgung des Ordens. Doch ihr plötzlicher und mysteriöser Untergang nährt bis heute Legenden über geheime Reisen und verborgene Schätze – ein Mythos, der die Faszination für die Tempelritter ungebrochen hält.