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⚔️ Gedanken am 13. Mai

Dankbarkeit als Schule der Achtsamkeit – Eine Übung von Bruder David Steindl-Rast

Achtsamkeit durch gelebte Dankbarkeit

Bruder David Steindl-Rast, Benediktinermönch und spiritueller Lehrer, hat die Dankbarkeit nicht nur als das Herz des Gebets beschrieben, sondern auch als einen Weg zur Achtsamkeit. Für ihn ist Dankbarkeit nicht bloß ein Gefühl, das uns überkommt, sondern eine bewusste Praxis, die unser Leben tiefer und wacher macht.

Eine seiner schönsten Übungen besteht darin, sich jeden Abend, bevor man das Licht ausschaltet, an eine Sache zu erinnern, für die man noch nie dankbar gewesen ist. Es ist eine scheinbar einfache Praxis – und doch wirkt sie tief in das Herz und den Alltag hinein.

Die Wirkung dieser Übung

Anfangs fallen einem viele offensichtliche Dinge ein: die Sonne, das Dach über dem Kopf, ein gutes Gespräch. Doch mit der Zeit beginnen diese Gründe für Dankbarkeit knapper zu werden. Dann geschieht etwas Wunderbares: Die Wahrnehmung verändert sich.

Weil man weiß, dass man am Abend etwas Neues finden will, wird man tagsüber achtsamer. Man beginnt, die kleinen Dinge zu bemerken, die selbstverständlich erscheinen – das Muster eines Blattes, das Geräusch von Regen, das freundliche Nicken eines Fremden. Dinge, die zuvor im Hintergrund des Bewusstseins verschwanden, treten in den Vordergrund und werden zu Quellen der Freude.

Diese Übung verwandelt das Leben Schritt für Schritt in einen tief empfundenen Dialog mit der Welt. Dankbarkeit wird zu einem Weg der Gegenwart, zu einem Schlüssel, der uns das Wunder im Alltäglichen erschließt.

Tempelarbeit – Achtsamkeit in der Dankbarkeit

Während du heute deinen Geschäften nachgehst, erinnere dich daran, etwas zu bemerken,
wofür du noch nie in deinem Leben bewusst dankbar gewesen bist.

Lass dich überraschen von der Vielfalt und Tiefe des Lebens, die dich umgibt.
Ein Lächeln, ein Duft, ein Sonnenstrahl, ein ungeahnter Gedanke –
alles kann ein Anlass sein, innezuhalten und zu sagen: „Danke.“

Abendliche Reflexion

Unmittelbar vor dem Einschlafen, wenn Stille einkehrt,
lass den Tag noch einmal vorüberziehen.

Frage dich:

  • Was habe ich heute zum ersten Mal bewusst geschätzt?

  • Wofür war ich heute dankbar, das ich sonst nie beachtet hätte?

Lass diese Erinnerung sanft werden, lebendig, und danke in deinem Herzen:
„Für dieses Geschenk danke ich.“

Fazit – Die Welt mit neuen Augen sehen

Diese einfache Übung lässt uns erkennen, dass alles im Leben ein Geschenk sein kann,
wenn wir bereit sind, es zu sehen. Dankbarkeit weckt uns auf – sie schärft unsere Sinne, öffnet unser Herz, und führt uns zu einem tieferen Verständnis von Achtsamkeit.

Mögest du im Alltag das Unscheinbare bemerken, das Übersehene würdigen,
und mögen deine Tage reich werden an kleinen Wundern, die du zuvor nicht erkannt hast.

Denn das Leben, so lehrt uns Bruder David, ist nicht selbstverständlich –
es ist kostbar, einzigartig, und in jedem Augenblick neu zu entdecken.

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