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⚔️ Gedanken am 17. Mai

Den Kringel sehen – Das Geheimnis wahrer Zufriedenheit

Einmal bekam ich eine kleine, liebevoll gestaltete Grußkarte in der Form eines Schmalzkringels. In ihrer Mitte klaffte – wie es bei einem Kringel eben ist – ein rundes Loch. Doch das Wesentliche war nicht das Gebäck, sondern die Botschaft darauf:

„Wer ist ein Optimist, wer ein Pessimist? Du weißt es doch:
Ersterer sieht den Kringel, letzterer nur das Loch.“

Diese einfache Metapher hat sich mir tief eingeprägt. Sie ist humorvoll – und zugleich erschütternd wahr.

Der Blick entscheidet

Es gibt Menschen, die auf den ersten Blick alles zu haben scheinen: Gesundheit, Wohlstand, ein harmonisches Umfeld, beruflichen Erfolg. Und dennoch wirken sie nie zufrieden. Sie sehen überall nur das, was fehlt – das „Loch“ in ihrem Leben. Es scheint, als sei ihre Aufmerksamkeit auf das Mangelhafte geeicht.

Dann wiederum trifft man Menschen, die viel verloren haben. Manche haben Krankheit, Armut oder tiefe seelische Krisen durchlebt. Und doch strahlen sie Wärme, Dankbarkeit und Lebensfreude aus. Sie haben das Geheimnis entdeckt, das sich hinter dem Kringel verbirgt: den Blick auf das, was da ist, nicht auf das, was fehlt.

Glück ist kein Besitz, sondern ein Bewusstsein

Zufriedenheit ist kein Ergebnis äußerer Umstände. Sie ist eine Entscheidung, eine innere Haltung, die wir immer wieder neu wählen müssen. Nicht in einer verzweifelten Selbsttäuschung, sondern in einer tiefen Erkenntnis:

Was ich sehe, hängt davon ab, worauf ich schaue.

Der Pessimist sieht das Loch – der Optimist sieht den Kringel. Beide sehen das Gleiche, aber sie wählen unterschiedlich, worauf sie ihre Aufmerksamkeit richten.

Tempelarbeit: Der Kringel des Lebens

Beginne den Tag mit einer einfachen, aber kraftvollen Übung der Ausrichtung – einer inneren Tempelarbeit, die dich an das Wesentliche erinnert.

Grosser Geist, ich heisse Dich an diesem schönen Tag willkommen.
Ich rufe Dich freudigen Herzens an und danke Dir
für alles, womit Du mein Leben gesegnet hast.

Heute bete ich darum, dass Du mir Bewusstheit schenkst.
Wenn mein Ich sich wieder einmal einmischt und an diesem und jenem zu mäkeln und zu nörgeln beginnt,
mach, dass ich diese pessimistischen Gedanken durchschaue
und stattdessen erkenne, womit ich gesegnet bin.

Meditative Praxis: Shamatha-Vipassana

Setze dich aufrecht und ruhig hin.
Atme tief ein – und lang aus.
Lass die Gedanken kommen und gehen, ohne an ihnen festzuhalten.

Sei einfach gegenwärtig. Beobachte.
Wenn ein Gedanke des Mangels auftaucht – benenne ihn still: „Mangel.“
Und dann richte sanft deine Aufmerksamkeit auf das, was da ist:
Deinen Atem.
Den Herzschlag.
Das Licht.
Den neuen Tag.

Übe dich für einige Minuten in dieser Achtsamkeit – der stillen Unterscheidung zwischen Loch und Kringel. Du wirst staunen, wie viel da ist, wenn du dich dafür öffnest.

Fazit

Die äußeren Umstände lassen sich nicht immer verändern. Doch die Art, wie wir sie betrachten, liegt in unserer Hand.
Lass uns heute bewusst den Kringel sehen. Denn das Loch ist nicht das Problem – es ist die Einladung, das Ganze mit neuen Augen zu sehen.

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