✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

⚔️ Gedanken am 2. Juni

Durch den Schleier der Welt zur göttlichen Klarheit

Der Apostel Paulus schrieb in seinem ersten Brief an die Korinther einen der tiefgründigsten Sätze der gesamten christlichen Überlieferung:

„Jetzt sehen wir noch dunkel, wie durch einen Spiegel rätselhaft;
einst aber von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt noch ist mein Erkennen unvollkommen;
dann aber werde ich erkennen, so wie ich auch erkannt werde.“
(1. Korinther 13,12)

Dieses Wort offenbart eine der zentralen Einsichten spiritueller Heilung: dass wir uns in dieser Welt – eingebettet in Raum, Zeit, Körperlichkeit und Gegensätze – nur fragmentarisch wahrnehmen, als durch einen trüben Spiegel blickend. Doch jenseits dieser Schleier wartet eine andere Dimension des Seins: die absolute Wirklichkeit, in der wir nicht mehr Suchende, sondern Erkannte sind, eingebettet in ein heiliges Erkennen, das uns in das Wesen Gottes selbst erhebt.

Die relative und die absolute Wirklichkeit

Was Paulus hier beschreibt, ist der Unterschied zwischen relativer und absoluter Wirklichkeit – ein Thema, das auch in vielen mystischen Traditionen aller Religionen auftaucht:

  • In der relativen Wirklichkeit leben wir in einer Welt der Gegensätze: Licht und Schatten, Gut und Böse, Innen und Außen, Ich und Du.

  • In der absoluten Wirklichkeit aber, in jener göttlichen Schau „von Angesicht zu Angesicht“, erkennen wir die Einheit hinter allen Formen. Wir erkennen, dass das, was wir „Welt“ nennen, Ausdruck eines einzigen göttlichen Bewusstseins ist.

Diese Erkenntnis ist nicht intellektuell – sie ist spirituelle Erfahrung, ein Erwachen, das alles verändert. Wenn ich erkenne, „so wie ich erkannt werde“, bin ich kein isoliertes Wesen mehr, sondern werde mir meines wahren Wesens bewusst: ein Kind Gottes, untrennbar mit dem göttlichen Geist verbunden.

Spirituelle Heilung heißt: durch den Spiegel hindurchsehen

Die Worte des Paulus sprechen vom Heilungsweg der Seele: Von der Trennung hin zur Einheit. Von der Verwirrung zur Klarheit. Von der Identifikation mit dem vergänglichen Selbst zur Erkenntnis des ewigen Wesens.

Diese Heilung geschieht nicht durch äußeres Wissen, sondern durch Licht im Inneren – ein wachsendes Gewahrsein, ein Erkennen, das uns zu uns selbst führt, indem es uns zeigt, wer wir in Gott wirklich sind.

Tempelarbeit: Gebet und Meditation im Licht göttlicher Erkenntnis

Gedankt sei Dir, Göttlicher Geliebter,
für das erstarkende Licht richtigen Erkennens,
durch das ich Dessen gewahr werde,
Der ich wirklich bin:
ein Göttliches Kind,
ein untrennbarer Aspekt Deines Bewusstseins.

Übung des Tages: Die Welt als Erscheinung Gottes erkennen

Nimm dir heute einige Minuten für das stille Gewahrsein. Ob im Gebet oder in der Shamatha-Vipassana-Meditation, öffne dich für das, was wirklich ist.

  • Schau dich bewusst um. Nimm wahr, was dich umgibt.

  • Sprich leise:
    „Dieser Stuhl ist der zur Erscheinung gelangte Geist Gottes.
    Dieses Fenster ist der Geist Gottes.
    Dieser Mensch ist der Geist Gottes.“

Es gibt nichts, was nicht aus dem göttlichen Geist hervorgegangen wäre.

Rufe dir dieses heilige Erkennen im Lauf des Tages immer wieder in Erinnerung. Jedes Ding, jeder Mensch, jede Begegnung – alles ist ein Spiegel göttlicher Gegenwart.

Abschließende Betrachtung

Die Worte des Paulus sind Einladung und Verheißung zugleich.
Wir sind nicht für immer dazu verdammt, rätselhaft durch Spiegel zu blicken.
Das Licht der Erkenntnis wächst in uns – bis wir sehen wie wir gesehen werden,
bis wir lieben wie wir geliebt werden,
bis wir eins sind mit dem Einen,
von Angesicht zu Angesicht.

Mögest du heute ein wenig mehr durch den Spiegel hindurchsehen.
Mögest du erkennen, dass du in Wahrheit erkannt bist.
Mögest du heilen – im Licht des ewigen Geistes.

Schreibe einen Kommentar