✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

⚔️ Gedanken am 20. Oktober

Heilung der seelischen Wunden der Kindheit

Jeder Mensch trägt Spuren aus seiner Kindheit in sich – kleine Kratzer, aber auch tiefe Narben, die unser Fühlen und Handeln bis ins Erwachsenenalter hinein beeinflussen. Manche dieser Verletzungen bleiben im Verborgenen, zeigen sich jedoch in Momenten der Schwäche oder in Situationen, in denen wir uns unverstanden und zurückgesetzt fühlen. Als Templer erkennen wir: Die Heilung dieser inneren Wunden ist ein entscheidender Schritt, um Gefühle klar, rein und ohne Verletzung anderer auszudrücken.

Kindliche Gefühle – die ersten heiligen Kühe

Ein Kind weiß noch nichts von Zurückhaltung oder Masken. Es will geliebt werden, selbst wenn es in Zorn oder Verzweiflung die schärfsten Worte gegen die eigene Mutter richtet: „Du bist so fies, ich wünschte, du wärst tot!“ Solche Ausbrüche erschrecken Erwachsene – doch sie sind Ausdruck der ungezähmten Seele, die Geborgenheit sucht.

Wer als Kind mit solchen Gefühlen angenommen wurde, lernt früh: Gefühle sind nicht die absolute Wahrheit, sondern Spiegelungen des Augenblicks. Sie sind Reaktionen, die uns Lehren über uns selbst und die Welt vermitteln.

Wenn die Wunden offenbleiben

Werden die kindlichen Regungen dagegen abgewertet oder bestraft, prägt sich eine Unsicherheit ein: „Bin ich nur dann liebenswert, wenn ich brav, angepasst und still bin?“ Diese unbewusste Botschaft kann uns noch Jahrzehnte begleiten. Wir suchen dann ständig nach Bestätigung, fühlen uns schnell zurückgewiesen und benutzen unsere Gefühle wie Waffen – nicht als Wegweiser.

So sind wir, innerlich gesehen, wie Kleinkinder, die nicht ertragen können, dass die Welt sich nicht ständig um sie dreht. Unsere Wunden treiben uns dazu, andere zu verletzen, anstatt unsere Gefühle zu verstehen.

Heilung als spiritueller Weg

Die Heilung dieser seelischen Wunden geschieht, wenn wir lernen, unser inneres Kind anzunehmen und zu trösten. Das bedeutet, uns selbst die Liebe und Geborgenheit zu geben, die uns vielleicht damals gefehlt hat.

  • Vergebung – nicht im Sinn von „es war nicht schlimm“, sondern als bewusste Entscheidung, die Last nicht länger mitzutragen.

  • Anerkennung – die Wunde sehen, ohne sie zu leugnen oder zu verdrängen.

  • Transformation – die Energie der alten Verletzung in Mitgefühl für andere verwandeln, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Als Templer verstehen wir diese Heilung nicht nur als psychologischen, sondern auch als spirituellen Prozess: Das innere Kind will zurück in die Arme des göttlichen Vaters, der Mutter aller Barmherzigkeit.

Der Weg zu einem reifen Ausdruck der Gefühle

Wenn Heilung geschehen ist, sind wir frei, Gefühle nicht verletzend auszudrücken. Wir wissen dann: Gefühle sind keine heiligen Kühe, die verehrt werden müssen, und auch keine Waffen, die wir erheben dürfen. Sie sind Botschafter der Seele.

Ein geheilter Mensch kann Zorn als Schutzkraft anerkennen, Traurigkeit als Einladung zur Innenschau verstehen und Freude als Geschenk teilen – ohne andere zu verurteilen oder zu belasten.

Tägliche Templerarbeit

  • Verweile für einige Minuten in der Shamatha-Vipassana-Meditation, im Ei aus Licht oder im Gebet der Sammlung.

  • Rufe dir ins Gedächtnis, wie du gestern deine Gefühle ausgedrückt hast.

  • Frage dich: Habe ich Gefühle benutzt, um mein Unglück zu rechtfertigen – oder habe ich sie als Hinweis verstanden, wie ich innerlich wachsen kann?

  • Übe dich heute darin, Gefühle als Hinweise zur Heilung zu betrachten, nicht als Waffen der Rechtfertigung.

Schlussgedanke

Die Heilung unserer Kindheitswunden ist ein Tor zu Freiheit und Stärke. Solange wir in alten Verletzungen gefangen sind, reagieren wir wie Kinder – trotzig, verletzt, fordernd. Doch wenn wir sie überwinden, werden wir fähig, unsere Gefühle in der Haltung des Ritters des Lichts zu tragen: klar, liebevoll und ohne Verletzung.

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