✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

⚔️ Gedanken am 22. Oktober

Alte Wunden und der Yoga der Gefühle

Ein Ritter des Tempels weiß: Der Geist kann nicht gezähmt werden, solange die Seele unerlöst schreit. Wenn unsere alten Wunden nicht geheilt sind, ehe wir uns der geistigen Disziplin zuwenden, lauern sie wie Gefühlsmonster an der Tür unseres Unterbewusstseins. Wir mögen uns mit frommen Übungen, disziplinierter Meditation oder einem mühsam aufgesetzten Lächeln dagegenstemmen – doch das Grollen bleibt hörbar.

Dies ist nicht Heilung, sondern Verdrängung. Der Yoga der Gefühle hingegen verlangt, dass wir uns den eigenen Emotionen nicht verweigern, sondern sie in Weisheit transformieren.

Die Gefahr der „spirituellen Umgehungsstraße“

Viele moderne Sucher verfallen der Illusion, dass spirituelle Übungen wie Mantra, Meditation oder Askese allein genügen, um innere Verletzungen zu überwinden. Doch wenn ungelöste Schmerzen im Herzen bleiben, werden sie immer wieder anklopfen – in Form von Zorn, Traurigkeit, Eifersucht oder Angst.

Diese „spirituelle Umgehungsstraße“ führt nicht zum Ziel. Sie mag den Anschein von Heiligkeit verleihen, doch die Seele bleibt unruhig. Denn ohne Heilung verwandelt sich das Streben nach Licht nur in eine Flucht vor der Dunkelheit.

Heilung geschieht durch Sinn

Wahre Heilung erfordert mehr als Verdrängung: Sie verlangt, dass wir eine heilende Geschichte weben. Erst wenn wir unser Leiden deuten und ihm Bedeutung verleihen, kann es sich wandeln.

  • Ein Kindheitsschmerz wird zum Lehrmeister für Mitgefühl.

  • Ein Verrat wird zur Schule der inneren Stärke.

  • Eine Krankheit wird zum Wegweiser für das Wesentliche.

So transformiert der Ritter seine Wunden zu Quellen der Erkenntnis. Er trägt Narben, aber sie leuchten wie Siegel – Zeichen dafür, dass er den Kampf bestanden hat.

Der Weg des Templers

Ein Templer darf sich nicht damit begnügen, alte Gefühle „wegzuwünschen“. Er nimmt sie ernst, schaut ihnen in die Augen, bis sie ihre Maske ablegen und ihre verborgene Botschaft preisgeben. So wird Schmerz in Weisheit verwandelt, und die Gefühlsmonster werden zu Verbündeten.

Dies ist der wahre Yoga der Gefühle: nicht die Unterdrückung, sondern die Verklärung.

Tägliche Templerarbeit

  • Verweile einige Minuten im Gebet der Sammlung, in der Shamatha-Vipassana-Meditation oder im Ei aus Licht.

  • Denke zurück an eine schwierige Erfahrung deines Lebens.

  • Webe eine Geschichte, die zeigt, welchen Wert und welche Erkenntnis dir dieses Erlebnis geschenkt hat.

  • Sprich ein stilles Dankgebet dafür, dass selbst Leid ein Werkzeug Gottes sein kann, um deine Seele zu formen.

Schlussgedanke

Ein Templer lebt nicht mit verdrängten Schatten, sondern mit verwandelten Geschichten. Denn nur wer seine Wunden in Weisheit umschmiedet, kann frei den Weg des Geistes gehen – als Ritter, dessen Herz durch Schmerz geläutert und dessen Seele durch Liebe gestärkt wurde.

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