✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

⚔️ Gedanken am 31. Mai

Wahre Schlichtheit – Die stille Kunst des Wesentlichen

„Wahre Schlichtheit besteht nicht in der Verwendung bestimmter äußerer Formen, sondern im Verzicht auf jede Übertreibung, in der Beibehaltung geistiger Demut und darin, unsere materielle Umgebung so zu gestalten, dass sie unmittelbar notwendigen Zwecken dient – auch wenn sie zugleich von Anmut, Symmetrie und Schönheit charakterisiert sein mag.“
Book of Discipline, Gesellschaft der Freunde

Diese Worte atmen eine Wahrheit, die sich nicht nur auf Räume oder Möbel bezieht, sondern auf das ganze Leben.

Wahre Schlichtheit ist kein ästhetischer Minimalismus, kein blasser Verzicht, kein modischer Trend.
Sie ist eine innere Haltung – eine geistige Klarheit, die aus der Tiefe des Herzens kommt. Sie entsteht dort, wo das Bedürfnis nach Übertreibung, Selbstdarstellung oder Überfluss zur Ruhe gekommen ist.

Schlichtheit beginnt im Herzen

Schlichtheit ist kein leeres Zimmer, sondern ein geklärter Geist.
Es ist kein Leben ohne Dinge, sondern ein Leben mit den richtigen Dingen – in rechter Weise, im rechten Maß.
Sie ist Disziplin, die aus Dankbarkeit geboren ist, und nicht aus Askese.

In der spirituellen Schlichtheit verbinden sich zwei Kräfte:

  1. Geistige Demut: die Einsicht, dass ich nicht mehr sein muss, als ich bin – weil ich bereits genug bin.

  2. Bewusste Gestaltung: die Entscheidung, mein Umfeld so zu ordnen, dass es dem Wesentlichen dient – dem Licht, der Stille, der Liebe.

Ein Raum, ein Garten, ein Tagesablauf – sie alle können Tempel des Wesentlichen sein, wenn sie von Schlichtheit durchwirkt sind.

Disziplin als Pfad zur Freude

Viele fürchten das Wort Disziplin, weil sie es mit Zwang, Mangel oder Kargheit verbinden. Doch wahre geistige Disziplin ist ein Ausdruck der Freiheit:
Freiheit von Übermaß, von Zerstreuung, von Unklarheit.

Disziplin heißt nicht, sich etwas zu versagen, was man braucht –
sondern zu erkennen, was man wirklich braucht.

Und dieses Erkennen führt zur tiefen Dankbarkeit für das, was da ist.
In dieser Haltung wird Schlichtheit zur inneren Erleichterung und zu einer Quelle stiller Freude.

Tempelarbeit: Die Klarheit der Engel

Gedankt sei Dir, Göttliche Mutter,
dass Du mir an diesem lichten Frühlingsmorgen hilfst,
den Garten meines Lebens von allem Unkraut zu befreien.
Von Überflüssigem, Überladenem, Verwirrendem.

Ich rufe Uriel an – Engel der Klarheit, der Einsicht, der Ordnung.
Führe mein Denken zur Einfachheit,
meinen Blick zur Schönheit des Wesentlichen,
mein Herz zur stillen Freude an dem, was genügt.

Übung: Am Östlichen Tor

Setze dich in Stille.
Verweile einige Minuten im Gebet der Sammlung oder der Shamatha-Vipassana-Meditation.
Lass deine Gedanken zur Ruhe kommen.
Atme sanft und werde still.

Dann richte deine Aufmerksamkeit bewusst auf den Raum vor dir –
auf das „Östliche Tor“ deines Körpertempels.

Das östliche Tor ist das Tor des Neubeginns, des Lichtes, der Einsicht.

Sprich still oder laut:

„Uriel, Lichtengel des Verstehens –
schenke mir Klarheit.
Zeige mir, wie ich mein Leben vereinfachen kann,
ohne zu verlieren – sondern zu gewinnen: an Wahrheit,
an Liebe, an Licht.“

Sitze still und warte.
Vielleicht zeigt sich eine Idee, ein Bild, ein Gedanke.
Vielleicht entsteht nur ein inneres Gefühl von Richtung.

Fazit: Die Schönheit des Einfachen

Wahre Schlichtheit ist kein äußerliches Konzept.
Sie ist der Ausdruck eines befreiten Geistes,
eines Herzens, das weiß, was genug ist,
und sich nicht mehr im Zuviel verliert.

Sie bringt uns zurück –
zur Würde des Einfachen,
zur Freude am Genügsamen,
zur Stille, in der das Göttliche wieder hörbar wird.

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