⚔️ Gedanken am 6. September
Die Adoleszenz – Aufbruch in eine neue geistige Reife
Die Adoleszenz, jene Zeitspanne zwischen Pubertät und Erwachsensein, ist eine Phase des Umbruchs und des inneren Wachstums. In ihr beginnt nicht nur der Körper sich zu verwandeln, sondern auch der Geist entfaltet neue Flügel.
In dieser Zeit blüht der spirituelle Glaube auf – nicht mehr bloß übernommen aus den Elternhäusern oder den Märchen der Kindheit, sondern genährt aus einem Geflecht von persönlichen Erfahrungen und den Archetypen des kollektiven Unbewussten.
Vom Schwarz-Weiß zum lebendigen Bild
Als Kinder sahen wir die Welt in klaren Gegensätzen. Gott war für uns oft ein mächtiger „Über-Opa“, streng, vielleicht sogar strafend, dem man gehorchen musste. Doch in der Jugend reifen wir allmählich zu einer differenzierteren Sicht: Gott wird zum Geheimnisvollen, zum Lebendigen, zum Mitgehenden. Wir entdecken, dass das Heilige nicht nur außerhalb, sondern auch in uns selbst zu finden ist.
Die Rolle der Eltern und die späte Reifung
Wenn unsere Eltern streng und autoritär waren, erschwert das diesen Adoleszenzsprung. Manche Menschen erreichen ihn erst sehr spät im Leben, wenn es ihnen gelingt, die frühen Verletzungen der Selbstachtung zu heilen. Dann erst wird die Seele frei, sich von alten Bildern zu lösen und ein neues, vertrauensvolles Verhältnis zum Göttlichen aufzubauen.
Die spirituelle Aufgabe der Adoleszenz
Wenn wir aber in der Jugend ein gesundes, zuversichtliches Selbstgefühl entwickeln und den Mut finden, uns von den Eltern abzulösen, dann liegt unsere spirituelle Aufgabe in dieser Lebensphase darin, Rollenmodelle zu finden.
Diese Vorbilder – seien es Lehrer, Freunde, historische Gestalten oder Heilige – bestätigen unsere bisherigen numinosen Erfahrungen und erweitern sie. Sie helfen uns, unsere inneren Kräfte zu entdecken, unsere Werte zu formen und unseren Platz im großen kosmischen Drama zu erkennen.
Templerarbeit
Um dich mit deiner eigenen Adoleszenz zu verbinden, übe dich heute in Achtsamkeit:
-
Achtsamer Spaziergang
Gehe hinaus in die Natur. Lausche dem Rhythmus deiner Schritte, nimm die Welt aufmerksam wahr. -
Rückschau
Setze dich anschließend an einen geeigneten Platz im Freien oder ans Fenster. Denke nach:-
Wer waren in meiner Jugend meine wichtigsten Rollenideale?
-
Welche Werte haben sie verkörpert?
-
Waren diese Werte ähnlich jenen meiner Eltern – oder unterschieden sie sich deutlich?
-
-
Notizen machen
Schreibe deine Gedanken auf. Sie zeigen dir, wie deine spirituelle Entwicklung in der Jugend geprägt wurde und welche Archetypen dir als Wegweiser dienten.
Fazit
Die Adoleszenz ist mehr als nur eine körperliche Reifezeit. Sie ist ein spirituelles Tor, das uns einlädt, unser Gottesbild neu zu formen, alte kindliche Schwarz-Weiß-Vorstellungen hinter uns zu lassen und bewusste Vorbilder zu finden, die uns auf unserem Weg begleiten.
So erkennen wir: Die Jugendjahre sind ein heiliger Übergang, in dem der Mensch zum ersten Mal wirklich eigenständig in die Welt tritt – und zugleich einen Schritt näher zum Ewigen wagt.
