⚔️ Komturei Prag (Tschechien)
St. Laurentius im Herzen Böhmens
Die Geschichte der Templer in Böhmen ist eng verbunden mit der Stadt Prag, dem geistigen und politischen Zentrum des Landes. Unsere Niederlassung dort, bei der Kirche St. Laurentius, war nicht nur ein geistlicher Ort, sondern auch eine Festung des Glaubens und eine Brücke zwischen dem Abendland und den Pilgerwegen des Ostens.
Die Gründung
Zwischen 1230 und 1238 wurde die Prager Komturei gegründet. Erstmals erwähnt wird sie in Urkunden sowie in der „Zweiten Fortsetzung der Chronik des Kosmas“ (1340) und in der „Chronik Neplachov’s“ (1371). Der Überlieferung nach war es König Wenzel I., der uns im Jahr 1249 die Kirche St. Laurentius schenkte – der Legende nach eine Rotunde, errichtet von St. Wenzel selbst.
Das Gotteshaus wurde den Bedürfnissen des Ordens angepasst, erweitert und um eine Klosteranlage ergänzt. Diese Arbeiten dauerten bis 1253 und standen unter Leitung eines gewissen Peter Ostrew, der als „oberster Meister des Ordens“ genannt wird – vermutlich der erste Komtur der Prager Niederlassung. Unter Provinzmeister Peter Berka entstand schließlich das sogenannte „Jerusalemkloster“.
Besitz und Wirken
Unsere Komturei war nicht nur ein geistlicher Stützpunkt, sondern auch eine wirtschaftliche Basis.
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1294 verkaufte Provinzmeister Ekko von St. Laurentius mit Zustimmung König Wenzels das Gut Wodochot (Odolena Voda) an den Erzbischof von Prag. Die Quittung unterzeichnete Betram von Esbek, Provinzmeister für Deutschland, Slavien, Böhmen und Mähren.
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1297 erhielt die Niederlassung einen Hof im Dorf Rudgerslag (tsch. Lodherov) von Ritter Ulrich II. von Neuhaus.
Diese Besitzungen sicherten die Versorgung der Brüder und die Erfüllung der Ordensaufgaben – Schutz der Pilgerwege, Versorgung der Armen, Bewahrung des Glaubens.
Nach der Aufhebung
Wie alle unsere Niederlassungen fiel auch die Prager Komturei nach der Aufhebung des Ordens (1312) zunächst an die Johanniter. Doch ihr Besitz verblieb nicht lange dort: Bereits am 9. Mai 1313 verkaufte der Johannitermeister Berthold den Templerhof an die Dominikanerinnen, die bisher bei St. Anna lebten.
Ab 1321 begannen die Dominikaner mit dem Umbau der Templerkirche St. Laurentius. Um 1339 war das Werk vollendet: die große gotische Kirche St. Anna, die die alte Templerkirche ersetzte. Von St. Laurentius blieben nur wenige archäologische Spuren, die in den Grabungen von 1956/57 zutage traten. Heute bemüht sich eine ökumenische Stiftung um die Erhaltung und Restaurierung der St. Annakirche.
Legenden und Nachhall
Die Komturei Prag blieb im kollektiven Gedächtnis lebendig:
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Bereits im 18. Jahrhundert vermuteten Chronisten weitere Besitzungen in der Langen Straße, wo man kapellenartige Kellerstrukturen entdeckte.
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Ein „Haus Zum Templ“ in der Templerstraße, in dem sich die Brüder nach der Aufhebung getroffen haben sollen, wird 1922 in der „Geschichte Prags“ von E. Ruth erwähnt.
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Fantasien über ein angebliches Templerhaus am Altstädter Ring, basierend auf einem Gemälde, entbehren jeder historischen Grundlage.
Die Romantik des 19. Jahrhunderts ließ die Erinnerung blühen: Prokop Chocholoušek zeichnete 1867 ein Bild der Prager Komturei als mächtige Festung, mit Türmen, Bannern und dem Wahlspruch des Ordens über dem Tor:
„Non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam.“
Doch vieles davon entspringt dichterischer Freiheit, nicht historischer Wirklichkeit.
Ein Blick des Templers
Wir Brüder sehen in der Geschichte der Komturei Prag nicht nur Steine und Urkunden, sondern ein geistiges Erbe. Prag war ein Ort, an dem unser Orden diente: im Gebet, im Werk, im Schutz der Menschen. Und auch wenn Mauern fielen und Kirchen neu erbaut wurden, bleibt der Geist bestehen.
Die Erinnerung an St. Laurentius mahnt uns, dass die Werke des Menschen vergänglich sind – doch der Glaube, die Hingabe und das Licht Christi, das wir zu tragen suchten, überdauern alle Zeiten.
✝️ Komturei Prag – ein Stück Templergeschichte im Herzen Böhmens. Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre.
