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Bruder Sonne, Schwester Mond, Mutter Erde

800 Jahre Sonnengesang

Ein Lied, das die Welt bewegt

Vor genau 800 Jahren, im Jahr 1225, verfasste Franz von Assisi den berühmten „Sonnengesang“ (Cantico delle Creature) – ein einzigartiges Loblied auf die Schöpfung, das zu den schönsten Texten der Weltliteratur zählt. In einer Zeit, in der die Welt erneut vor großen ökologischen Herausforderungen steht, gewinnt dieses Gebet eine erstaunliche Aktualität und Tiefe.

Franz von Assisi, der Heilige der Armen, Tiere und der gesamten Schöpfung, hat mit diesem Gesang nicht nur seine tiefe Verbundenheit mit der Natur zum Ausdruck gebracht, sondern auch einen zeitlosen Aufruf zur Schöpfungsverantwortung formuliert, der bis heute nachhallt.


Franz von Assisi – Ein Leben in Einfachheit und Einklang mit der Natur

Giovanni di Pietro di Bernardone, besser bekannt als Franz von Assisi, wurde 1181 in Assisi (Umbrien, Italien) als Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers geboren. Trotz seines privilegierten Hintergrunds entschied er sich für ein Leben in radikaler Armut und Demut.

Seine Liebe zur Natur und zu allen Geschöpfen war tief verwurzelt in seiner Spiritualität. Es heißt, Franziskus habe mit Vögeln gesprochen, den Wolf von Gubbio gezähmt und jedes Lebewesen als Bruder und Schwester betrachtet. Seine Haltung zur Natur war geprägt von Respekt, Dankbarkeit und Mitgefühl – Werte, die in unserer heutigen Zeit wichtiger denn je sind.

Bereits 1226 verstarb Franz von Assisi, nur ein Jahr nach der Vollendung seines „Sonnengesangs“. Zwei Jahre später wurde er von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. 1980 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Schutzherrn der Umwelt und Ökologie.


Der Sonnengesang – Ein Hymnus auf die Schöpfung

Der „Cantico delle Creature“, im Deutschen bekannt als „Sonnengesang“, entstand gegen Ende von Franziskus’ Leben. Gezeichnet von Krankheit und nahezu blind, diktierte er dieses Gebet in der Einfachheit seiner Umgebung. Es ist ein einzigartiger Ausdruck von Freude, Dankbarkeit und tiefer Spiritualität.

Die Hauptthemen des Sonnengesangs:

  • Bruder Sonne: Symbol für Licht, Wärme und Gottes Herrlichkeit.
  • Schwester Mond und die Sterne: Ein Zeichen für Schönheit und Sanftheit.
  • Bruder Wind: Ausdruck für Bewegung, Freiheit und Lebenskraft.
  • Schwester Wasser: Reinheit, Klarheit und lebensspendende Kraft.
  • Bruder Feuer: Wärme, Licht und Transformation.
  • Mutter Erde: Fruchtbarkeit, Nahrung und Heimat für alle Lebewesen.
  • Schwester Tod: Die Akzeptanz der Endlichkeit und der Übergang ins ewige Leben.

Der Sonnengesang ist keine naive Naturromantik, sondern eine tiefgehende Betrachtung der gegenseitigen Verbundenheit allen Lebens und ein Ausdruck von Gottes Gegenwart in der Schöpfung.


Franziskus als Vorbild für unsere Zeit

Franz von Assisi lebte vor 800 Jahren, doch seine Botschaft könnte nicht zeitgemäßer sein. In einer Welt, die von Umweltzerstörung, Klimawandel und Raubbau an der Natur geprägt ist, lädt uns der Sonnengesang dazu ein, die Welt wieder als Geschenk und nicht als Ressource zu betrachten.

Schöpfungsverantwortung statt Ausbeutung

Franziskus zeigt uns:

  • Echte Demut vor der Natur bedeutet, sie nicht zu beherrschen, sondern mit ihr im Einklang zu leben.
  • Weniger Konsum und mehr Achtsamkeit können dazu beitragen, unsere Erde für kommende Generationen zu bewahren.
  • Dankbarkeit für die kleinen Dinge – das Licht der Sonne, das Rauschen des Windes, das Plätschern eines Baches – schafft Bewusstsein für das Wesentliche.

Der Sonnengesang in der Kulturgeschichte

Der Sonnengesang hat über die Jahrhunderte hinweg Künstler, Dichter und Musiker inspiriert. Eine der bekanntesten Umsetzungen ist der Film „Bruder Sonne, Schwester Mond“ (1972) von Franco Zeffirelli, der das Leben von Franz von Assisi in eindrucksvollen Bildern darstellt.

Auch Papst Franziskus, der seinen Namen bewusst nach Franz von Assisi gewählt hat, griff die Gedanken des Sonnengesangs in seiner Enzyklika „Laudato si’“ (2015) auf. Darin ruft er die Menschheit zu einem neuen, respektvollen Umgang mit der Erde auf.


Das Erbe von Franziskus – Ein Auftrag für uns alle

Der 800. Jahrestag des Sonnengesangs ist nicht nur ein historisches Jubiläum, sondern auch ein Weckruf an unsere Zeit. Franz von Assisi erinnert uns daran, dass jeder Mensch eine Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung trägt.

Was können wir konkret tun?

  • Nachhaltiger leben: Weniger Plastik, weniger Verschwendung, mehr Achtsamkeit.
  • Die Natur respektieren: Bewusster Umgang mit Ressourcen.
  • Dankbarkeit kultivieren: Für die Schönheit und Fülle der Schöpfung.

Fazit: Ein Lied für die Ewigkeit

Der Sonnengesang von Franz von Assisi ist mehr als ein Gebet – es ist ein Aufruf zur Liebe und zum Respekt für unsere gemeinsame Heimat, die Erde. In seiner schlichten, aber kraftvollen Sprache lädt uns Franziskus ein, die Welt mit neuen Augen zu sehen und die tiefe Verbindung zwischen Mensch, Natur und dem Göttlichen zu spüren.

„Gelobt seist du, mein Herr, mit all deinen Geschöpfen, besonders durch Bruder Sonne…“

Möge dieser Gesang auch in den kommenden Jahrhunderten ein Licht sein – für eine Welt, die Heilung, Respekt und Liebe zur Schöpfung dringend braucht.

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