✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Bericht: Corona-Krise auf den Philippinen

Es geschah am 17. März 2020; da schalteten die Philippinen in den Coronavirus-Modus
um.
Zu dem Zeitpunkt hatte das ganze Land gerade mal 187 Personen, die positiv auf den
Virus getestet waren. Heute sind es 803 Fälle.

Es gibt praktisch kein anderes Nachrichten-Thema mehr in den Philippinen. Die
Bevölkerung wird geradezu bombardiert mit Angst machenden Nachrichten. Man könnte
meinen, die Inselwelt stehe vor der totalen Auslöschung.

Die Restriktionen werden laufend verschärft, man erwartet sie eher in einem totalitären
Staat wie China. Tatsächlich ist der philippinische Präsident Rodrigo Duterte auch ein
Bewunderer starker Männer wie Xi Jinping in China und Wladimir Putin in Russland.

Seit Samstag (19.03.) gelten u.a. diese Anweisungen des Bürgermeisters (die er
wahrscheinlich seinerseits von oben bekommen hat):
• Jede Familie darf nur noch 2x pro Woche auf den Markt. Aber nur das
Familienoberhaupt mit zuvor beantragter Permit (Erlaubnis).
• Die Stadtgrenze verlassen? Geht nicht mehr einfach so. Zur Bank oder zum Arzt in
die 15 km entfernte Provinzhauptstadt – nur noch mit einer Travel Card.
• Selbst innerhalb der Stadtgrenzen unserer Kleinstadt darf man sich nicht mehr
einfach nach Gusto bewegen. Es sind mehrere Kontrollpunkte durch lokale Offizielle
und das Militär errichtet, und dort will man wissen, warum man nicht zuhause ist…

Vor drei Tagen wollte ich wegen dringender Bankgeschäfte nach Tarlac City. Wäre mir
eigentlich nicht erlaubt. Grund: ich bin über 60 Jahre alt und habe somit Reiseverbot. Da
wir jemanden in der Familie haben, die im Rathaus arbeitet, bekam ich die Travel Card
dann doch. Hat nicht mal Bakschisch gekostet.
Aber schon der erste Checkpoint wollte mich wieder zurückschicken. Nicht, weil den
Soldaten mein Alter aufgefallen wäre, sondern weil ich keine Schutzmaske trug. Ich hatte
überhaupt noch nie eine. Das ist jetzt angeblich Pflicht.

Einer der Soldaten war dann doch so nett, dass er mir seine Zweitmaske schenkte, und
ich konnte weiterfahren. Außer Sichtweite des Kontrollpunkts habe ich sie wieder
abgenommen. Ich war mir sicher, dass ich mich allein im Auto nicht anstecken würde…
Es stellte sich aber heraus, dass es doch gut war, nun im Besitz einer Face Mask zu sein
– ohne hätten sie mich nämlich nicht in die Bank gelassen.

Wobei alle Schutzmasken tragenden Schalter-Mitarbeiter dort zusätzlich durch eine
transparente, von der Decke herabhängende Plastikfolie von den Kunden getrennt sind.
Es darf auch nur immer eine begrenzte Anzahl an Kunden in die Bank, nämlich genau
halb so viele, wie Sitzplätze vorhanden sind. Jeder zweite Wartesitz ist gesperrt, damit
man Abstand hält von anderen Personen.

Nun ja, die einfache Bevölkerung ist schlimmer dran. Zum Beispiel dürfen die ansonsten
allgegenwärtigen Tricycles, also die Motorrad-Taxis mit Seitenwagen, nicht mehr fahren.
Die Fahrer dürfen somit kein Einkommen mehr generieren. Wer sein Tricycle beim
Händler noch nicht abgestottert hat (und das sind nicht wenige), hat nun ein Problem.
Und die Familie zuhause nix zu essen…

Jeepneys und Busse fahren in der Provinz auch nicht mehr. Zehntausende können also
nicht mehr zur Arbeit kommen – oder nach Hause zur Familie, nachdem praktisch alle
Läden und Büros und viele Fabriken schließen mussten. Da es hier weder Arbeitslosennoch
Kurzarbeitergeld gibt, brechen auch diese Löhne weg.
Viele Filipinos haben Verwandte im Ausland, die allmonatlich Geld nach Hause schicken.
Doch diese sog. Remittance-Auszahlstellen zahlen oft nicht mehr aus, weil ihnen das
Bargeld fehlt.

Ich bin gespannt, wie dieses Experiment ausgeht. Denn Abermillionen Filipinos
verdienen nichts mehr, die Preise in Märkten und Supermärkten steigen aber täglich.
Mittlerweile ist auch der Nachschub ins Stocken geraten. Die Regale und Auslagen sind
überwiegend leer. Man kann nicht mehr einkaufen, was die Familie braucht. Selbst lokal
angebautes Obst und Gemüse ist schwierig zu bekommen. Wer Glück hat, bekommt
nach stundenlanger Wartezeit in endlosen Schlangen das eine oder andere…

Die Politiker müssen sicherlich nicht unter ihren eigenen Anordnungen leiden. Sie haben
genug finanzielle Reserven und ihre Quellen, wo sie an alles kommen. Momentan geben
sie sich als menschenfreundliche Gönner aus und lassen Reis, Konserven und auch mal
Hühnchen kostenlos verteilen. Aber das reicht ja immer nur für ein, zwei, drei Tage. Ich
halte es für völlig unmöglich, über 100 Millionen Menschen durchzufüttern, zumal ja auch
die Steuereinnahmen schlagartig wegbrechen.

Seien Sie froh, dass Sie in D-A-CH über die Zustände jammern können, wo nur mal das
Toilettenpapier ausverkauft ist. Woanders ist es schlimmer, hier werden sogar die
Bananen knapp.
Die Gouverneurin unserer Provinz Tarlac (100 km nördlich von Manila, 1,4 Mio.
Einwohner) hatte gestern bekanntgegeben, dass es in der Provinz die ersten zwei
Corona-Toten gegeben hat, nun sollen ab sofort noch strengere Maßnahmen ergriffen
werden.

Schreibe einen Kommentar