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Da-Vinci-Code geknackt!

Ein Zahnarzt knackt angeblich den Code hinter da Vincis „Vitruvianischem Menschen“ – mit einem Konzept aus der Zahnmedizin

Seit Jahrhunderten fasziniert Leonardo da Vincis Zeichnung des „Vitruvianischen Menschen“ Künstler, Wissenschaftler und Philosophen gleichermaßen. Das ikonische Werk zeigt eine männliche Figur mit ausgestreckten Armen und Beinen, eingefasst in Kreis und Quadrat – ein Symbol für das Zusammenspiel von Kunst, Anatomie, Geometrie und kosmischer Ordnung. Nun sorgt ein erstaunlicher neuer Deutungsversuch aus Großbritannien für Aufsehen: Ein Zahnarzt aus London will den verborgenen geometrischen Schlüssel des Werks entdeckt haben.

Zahnärztliche Geometrie im Werk der Renaissance?

Dr. Rory Mac Sweeney, ein Zahnarzt und ausgebildeter Genetiker aus London, behauptet laut der britischen Zeitung Mirror, er habe das mathematische Geheimnis hinter dem Vitruvianischen Menschen entschlüsselt. Im Zentrum seiner Theorie steht eine unscheinbare geometrische Form: ein Dreieck zwischen den Beinen der dargestellten Figur. Für Mac Sweeney ist es keineswegs ein zufälliges Detail – vielmehr handelt es sich seiner Meinung nach um das sogenannte Bonwill-Dreieck, ein bekanntes Konzept aus der Zahnmedizin.

Dieses dreieckige Verhältnis zwischen den mittleren Schneidezähnen und den Kiefergelenken wird in der Zahnmedizin zur Analyse der Kieferfunktion verwendet. Der Name geht auf den US-amerikanischen Zahnarzt Dr. G. Bonwill zurück, der im 19. Jahrhundert erkannte, dass der menschliche Kiefer bestimmten geometrischen Gesetzmäßigkeiten folgt. Die Idee: Auch die Bewegung und Struktur des Unterkiefers beruht auf wiederkehrenden Proportionen.

Der „geometrische Bauplan“ des menschlichen Körpers?

Mac Sweeney ist überzeugt: Leonardo da Vinci kannte diese Gesetzmäßigkeiten lange vor Bonwill. In den begleitenden Manuskripten zur Skizze, so Mac Sweeney, finden sich Hinweise darauf, dass Leonardo sich mit ähnlichen Dreiecksverhältnissen beschäftigte. Das Bonwill-Dreieck sei für ihn das fehlende Glied gewesen, das es dem Künstler ermöglichte, die menschliche Figur exakt innerhalb von Kreis und Quadrat zu positionieren – ein mathematisches Meisterwerk aus Linien, Winkeln und natürlichen Proportionen.

„Leonardo wusste oder spürte, dass unsere Körper mit der gleichen mathematischen Eleganz gebaut sind wie das Universum um uns herum“, erklärt Mac Sweeney gegenüber dem Mirror.

Demnach sei der Vitruvianische Mensch nicht nur eine anatomische Studie, sondern Ausdruck eines universellen Bauplans, den da Vinci durch präzise Geometrie sichtbar machen wollte.

Leonardo da Vinci: Künstler, Visionär und Wissenschaftler

Dass Leonardo da Vinci ein außergewöhnliches Gespür für das Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft hatte, ist unumstritten. Der Vitruvianische Mensch war für ihn Ausdruck eines tieferen Verständnisses der Natur – inspiriert durch die Schriften des römischen Architekten Vitruv, aber erweitert durch eigene Beobachtungen, mathematische Berechnungen und anatomische Studien.

Auch abseits der Zeichnung bewies da Vinci seine visionären Fähigkeiten: Er konzipierte unter anderem den Ornithopter, ein Fluggerät, das durch Flügelschläge an den Vogelflug erinnern sollte. Ebenso entwarf er ein frühes Segelflugzeug, einen Fallschirm und sogar einen Tauchanzug aus Schweinsleder – ausgestattet mit Atemrohren, Sichtlinsen und einem primitiven Belüftungssystem. Viele seiner Ideen blieben damals unausgeführt, wirken jedoch im Rückblick fast modern-technologisch.

Neue Perspektiven auf ein altes Meisterwerk

Ob Dr. Mac Sweeneys Theorie über das Bonwill-Dreieck als Schlüssel zur Geometrie des Vitruvianischen Menschen von der Fachwelt anerkannt wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Sie eröffnet einen neuen, originellen Blick auf ein jahrhundertealtes Rätsel und verdeutlicht einmal mehr, wie interdisziplinär das Erbe Leonardo da Vincis ist.

Ein Zahnarzt als Dechiffrierer eines künstlerisch-wissenschaftlichen Codes? Im Sinne Leonardos – der selbst Maler, Anatom, Ingenieur und Denker war – ist das vielleicht gar nicht so abwegig.

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